Schwere E-Lkw im Transport: Lohnt sich das?

CO2-Emissionen wollen viele Transport- und Speditionsunternehmer gerne einsparen, auch verstärkt über den Einsatz von E-Lkw und E-Transportern. Doch viele treibt auch die Sorge um, ob und wie sich das Ganze für sie betriebswirtschaftlich darstellen lässt - vor allem beim Einsatz auf mittleren und langen Strecken. Gesetzgeber zieht Zügel an Für mehr Klarheit sorgte da jetzt das Webinar "Effizienter E-Lkw-Einsatz in der Praxis" der VerkehrsRundschau mit Roland Rüdinger, Geschäftsführer der Rüdinger Spedition in Krautheim, und Michael Hubschneider, Senior Product Manager des Software-Unternehmens PTV Logistics in Karlsruhe. Wichtig deshalb, weil das Thema E-Lkw - zumindest mittel- und langfristig - deutlich an Fahrt gewinnen wird. "So dürfen im Bereich Autos und Transporter ab 2035 nurmehr Null-Emissions-Fahrzeuge (ZEV) neu zugelassen werden - Stichwort Verbrenner-Verbot", erläuterte Michael Hubschneider (siehe Seite 20). Zudem würden immer mehr europäische Städte Zonen einführen, in denen nur noch ZEV zugelassen seien. Auch der sukzessive steigende CO2-Preis und die gesetzlich vorgegebenen Flottengrenzwerte werden das Thema E-Lkw treiben. So müssen Hersteller, gerade auch im Nutzfahrzeugbereich, bis zum Jahr 2030 den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeuge um 45 Prozent reduzieren und bis 2040 schrittweise um 90 Prozent. Positiv sei, dass die Batterie-Technologie stark voranschreite, machte Hubschneider Unternehmern Mut. So würden Lithium-Ionen-Batterien vermehrt von Lithium-Eisenphosphat-Batterien abgelöst, die zwar etwas schwerer, aber dafür deutlich günstiger und haltbarer seien. Auch die Ladeinfrastruktur entwickle sich stetig weiter, sagte er und verwies auf das EU-weite AFIR-Programm, private Engagements wie etwa von Milence und MAN/EON sowie die jüngste Ausschreibung des Bundes für 350 neue Schnelllade-Stationen an Raststätten. Auch für die dort gezahlten Preise besteht Hoffnung. "Spätestens ab 2030 werden 98 Prozent der deutschen Lkw-Kilometer mit E-Lkw günstiger als mit Diesel-Lkw sein - bei gleichzeitig 52 Prozent weniger CO2-Emissionen", zeigte sich Hubschneider überzeugt und stützte sich dabei auf Zahlen, die PTV und das Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) in einer gemeinsamen Studie 2022 erhoben hatten. E-Lkw-Praxis bei Rüdinger So lange will Roland Rüdinger, Geschäftsführer der Rüdinger Spedition, nicht warten. Schon heute hat sein Unternehmen, das sich vor allem auf Stückgut-, Teilladungs- und Langgut-Verkehre spezialisiert hat, fünf E-Lkw von Renault und Daimler Truck im Einsatz. Davon vier mit 19 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht im Stückgut-Nahverkehr, die bei ihm im Schnitt 200 Kilometer (km) am Tag fahren, und seit Kurzem eine E-Sattelzugmaschine im kombinierten Tag-Nacht-Einsatz (200 km/Tag, 400 km/Nacht). "Ich stelle mich darauf ein, dass wir schon in zwei, drei Jahren keine Freude mehr am Diesel oder Benziner haben - allein durch die höhere CO2-Bepreisung durch den Gesetzgeber", begründet Rüdinger sein Engagement. Was ihn freut: "Von allen Serienherstellern ist das entsprechende E-Lkw-Angebot bis zum Jahreende verfügbar - von wenigen Spezialangeboten abgesehen." Problem sei nur: "Stand heute sind die Fahrzeuge richtig teuer. Und auf das KsNI-Förderprogramm brauchen wir nicht mehr zu hoffen." Wie hilft Ihr Online-Tool "EV Truck Route Planner?" Viele Spediteure treibt beim E-Lkw die "Reichweiten-Angst" um. Wie hilft da Ihr Online-Tool "EV Truck Route Planner" von PTV Logistics? Der "EV Truck Route Planner" ist eine kostenlose Online-Routenplanungs-Lösung, die Unternehmern auf Basis diverser Parameter zeigt, welche Route für ihren E-Lkw und dessen Batterie-Leistung am geeignetsten ist. Parameter, die da mit einfließen, sind etwa das Fahrzeug-Modell, die Nutzlast, Wetterbedingungen, Kapazität, Alter der Fahrzeugbatterie und die Verkehrslage. Er kann auch Ladeszenarien durchrechnen, falls man unterwegs nachladen will. Was planen Sie mittelfristig? Das EV Routing wird gerade um ein "EV Route Analyst Tool" erweitert. In diesem Tool kann jeder Unternehmer seine eigenen Kosten-Parameter hinterlegen. Auf dieser Basis berechnet es dann die Gesamtkosten inklusive Verbrauch und anfallender Mautkosten. Unternehmer erhalten so Kostentransparenz und können verschiedene E-Lkw-Einsatz-Szenarien durchrechnen. Später kommen Möglichkeiten wie ePTO (elektrischer Nebenantrieb - die Red.), CO2-Ausstoß und öffentliche Ladestationen dazu. Zudem planen wir, das Tool auch um Brennstoffzellen-/Wasserstoff-Fahrzeuge, HVO-Nutzung und andere alternative Antriebe zu erweitern. Noch Draufzahl-Geschäft Was Rüdinger zudem umtreibt, sind neben der Strom-Verfügbarkeit vor allem die Stromkosten - trotz eigener Photovoltaik-Anlage mit 1300 Kilowatt-Peak Strom auf dem eigenen Betriebsgelände "Die nutzen wir auch zum Laden unserer Stromer, wenn der Lkw da ist und die Sonne scheint." Noch aber klaffen die Energiekosten im direkten Diesel- und E-Lkw-Vergleich weit auseinander, wie seine Zahlen zeigen. So fallen mit dem Diesel-Lkw 40 Cent pro km an Kosten an - bei einem Durchschnittsverbrauch von 28 Litern auf 100 Kilometer, erklärte er. Ein E-Lkw mit 1,2 Kilowatt (kW) Verbrauch je Kilometer wäre da mit dem Diesel kostenmäßig also nur paritätisch, wenn der Strompreis bei 33,3 Cent je kW liege. "Wer den Strom teurer einkauft, hat also ein Problem." Denn dann seien die Energiekosten von Stromern höher als beim Diesel, warnte er. Bei Unterwegs-Tankungen seien maximal 33,3 Cent je kW ohnehin unrealistisch. Unterm Strich koste ihn der Einsatz eines E-Lkw pro Monat rund 2000 Euro mehr als beim Diesel-Lkw, also 100 Euro mehr pro Arbeitstag, resümierte Rüdinger. Basis seien die reinen Anschaffungs-Mehrkosten - heruntergebrochen auf die noch 20 mautfreien Einsatz-Monate bis zum Ende der Lkw-Mautbefreiung. So gesehen rechne sich für ihn der E-Lkw nur durch die bislang mögliche Maut-Befreiung. "Allerdings auch da erst ab rund 6000 Kilometern Fahrleistung auf mautpflichtigen Straßen pro Monat, also bei rund 300 Kilometern pro Tag." Wobei dies ein grober Überschlagswert sei, betonte er, mit 20 Prozent plus oder minus Schwankungsbreite je nach Firma. Vor dem Wechsel zum E-Lkw sollte jeder Unternehmer also zweierlei prüfen, gab er eine grobe Faustregel an die Hand: erstens, ob der Stromer arbeitstäglich im Schnitt auf 300 Fahrkilometer auf mautpflichtigen Straßen komme. Wobei da meist auch Fahrten auf nicht mautpflichtigen Strecken anfallen, was man bei 300 Kilometer Reichweite berücksichtigen müsse. Zweitens sollte der Strompreis für das Laden des E-Lkw nicht höher also 33,3 Cent je kW liegen. Klar sei aber auch: "Wenn Kunden bereit sind, einen Aufpreis für Öko-Transporte zu bezahlen, sieht die Rechnung natürlich ganz anders aus." Alles das sind erste Schätzwerte: Wer es genauer wissen will, dem kann das Online-Tool "EV Truck Route Planner" von PTV Logistics wichtige Erkenntnisse liefern, wie die Ausführungen von Hubschneider zeigten. Er und sein Team haben das Tool entwickelt, das für Fuhrpark-Verantwortliche Szenarien durchrechnet, welche Tour für ihren E-Lkw am geeignetsten ist, wie viel Batterieleistung dieser dafür verbraucht, und welche Reichweite der E-Lkw damit schafft - völlig marken-unabhängig. Mehr dazu in den Kästen auf dieser Doppelseite. Das Webinar zeigte also: Der Umstieg vom Diesel- auf den E-Lkw ist nicht trivial. Machbar ist er, auch heute schon. Und mittel- und langfristig führt wohl ohnehin kein Weg am E-Lkw vorbei. Noch mehr Infos gefällig? Ein Klick genügt Mit dem Online-Tool "EV Truck Route Planner" von PTV Logistics können Transport- und Speditionsbetriebe prüfen, für welche Touren der Einsatz von E-Lkw und -Transportern für sie am geeignetsten ist. Kostenloser Webinar-Download Ein Unternehmer muss dafür nur den im Online-Tool hinterlegten E-Lkw oder -Transporter auswählen und Start-, Ziel- und Zwischenpunkte der Route eingeben sowie das jeweilige Ladungsgewicht, die Nutzlast und den Batteriestand zu Beginn der Tour. Der EV Truck Road Planner ermittelt dann auf dieser Basis für das Unternehmen die geeignete Tour und zeigt diese auf einer Übersichtskarte an - inklusive der Information zur verbleibenden Batterie-Leistung am Ende der Tour. Erste Einblicke, wie das Online-Tool funktioniert, lieferte das Webinar "Effizienter E-Lkw-Einsatz in der Praxis" der VerkehrsRundschau. Das gesamte Webinar inklusive der Vorträge von Michael Hubschneider, Senior Product Manager bei PTV Logistics, und Roland Rüdinger, Geschäftsführer der Spedition Rüdinger, finden Sie in der Mediathek unter www.verkehrsrundschau.de/mediathek.

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