Lkw können bei einem Einsatz auf E-Highways den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid deutlich verringern. Dies zeigt eine erste Bilanz des schleswig-holsteinischen Pilotversuches auf der Strecke zwischen Lübeck und Reinfeld. Bei elektrischer Fahrt könne mit dem heutigen Strommix der CO2-Ausstoß um etwa die Hälfte gesenkt werden, sagte Falk Richter von der Technischen Universität Dresden am Donnerstag bei der Vorstellung in Kiel. Mit einem zunehmenden Anteil an grünem Strom im Energiemix könnten sich die Emissionen weiter verringern.
Doch das Potenzial der CO2-Reduktion werde nicht nur durch den Strommix bestimmt, sondern auch durch die Fahrzeugmodelle. Denn durch Optimierungen an den Fahrzeugen können diese laut der Fachhochschule Kiel effizienter Energie aus den Oberleitungen beziehen. "Wir stellen fest, dass die Fahrzeuge nun insgesamt zuverlässig fahren und mit den gestiegenen Energiebezügen aus der Oberleitung auch bereits größere Oberleitungslücken überbrücken könnten", erklärte Klaus Lebert von der Fachhochschule Kiel.
Bei lediglich 20 Prozent Oberleitungsanteil fahren der Fachhochschule zufolge die Lastwagen auf ihren Routen bereits bis zu 50 Prozent elektrisch. Dafür werde die von der Oberleitung bezogene Energie in einem Akku gespeichert. Die übrigen 50 Prozent der Route nutzen die Hybridfahrzeuge dann Benzin. Der Feldversuch E-Highway Schleswig-Holstein ist eines von drei Pilotprojekten in Deutschland, in dem der Einsatz von Oberleitungs-Lkw im Realbetrieb erforscht wird. Der Feldversuch läuft bis Ende des Jahres 2024 und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Zweifel an der Wirtschaftlichkeit
Kritik an dem Pilotversuch kam hingegen vom Steuerzahlerbund Schleswig-Holstein. Dieser hielt das Experiment für gescheitert und forderte ein Ende des Feldversuchs in Schleswig-Holstein. Technisch habe sich die Technik zwar als machbar erwiesen, doch an der Wirtschaftlichkeit gebe es erhebliche Zweifel, sagte der Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler Schleswig-Holstein, Rainer Kersten. "Angesichts der europaweiten Transportströme müssten sonst große Teile des europäischen Autobahnnetzes mit Oberleitungen versehen werden", sagte er. Dies sei jedoch zu teuer und nicht absehbar.
Das durch einen Abbruch des Experiments zur Verfügung stehende Geld sollte laut Kersten eher für die Weiterentwicklung anderer Technologien benutzt werden. Ebenso solle der Güterverkehr auf Züge und Schiffe verlagert und diese Transportwege ausgebaut werden.