Hamburg. Die Logistik- und Transportwirtschaft reagiert mit zahlreichen Übernahmen und Zusammenschlüssen auf die Folgen der Corona-Pandemie sowie die Herausforderungen des Klimawandels. Einer Studie des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers (PwC) zufolge gab es 2021 in diesem Sektor weltweit 322 Transaktionen im Gesamtwert von rund 219 Milliarden Dollar und damit mehr als je zuvor. Für 2022 sei mit einer Fortsetzung des Trends auf hohem Niveau zu rechnen, heißt es in der Studie.
Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur „werden im Jahr 2022 immer wichtiger, um Störungen in der Lieferkette zu bekämpfen“, schreiben die PwC-Experten. „Wir erwarten auch mehr Investitionen, Kooperationen und Akquisitionen im Bereich der Nachhaltigkeit.“
170 Übernahmen in Logistik und Lkw-Verkehr
Die Analysten stellten fest: „Logistik und Lkw-Verkehr waren wie üblich der stärkste Teilsektor“ mit 170 Übernahmen und Zusammenschlüsse. Zweitstärkster Sektor ist demnach der Sektor Schifffahrt mit 59 Transaktionen. „24 der 59 Schifffahrtsgeschäfte im Jahr 2021 betrafen die Hafeninfrastruktur“, heißt es in der Studie. Damit seien die Häfen das aktivste Segment unter den Infrastrukturzielen.
Das Fusions- und Übernahmegeschehen wird laut PwC von einigen der großen Akteure in Logistik und Schifffahrt dominiert. Die Beratungsgesellschaft nennt als Beispiele neben dem dänischen Logistikriesen DSV vor allem die Topliga der Linienreedereien mit Maersk, MSC und CMA CGM.
„Ihre Ziele sind vielfältig und zeigen die Ambitionen, mehr Einfluss auf die globalen Lieferketten zu gewinnen“, schreiben die Analysten der Unternehmensberatung. Neben Investitionen ins Kerngeschäft Schifffahrt sowie in Hafenterminals kauften Reedereien verstärkt auch Spediteure, um direkten Zugang zu den Verladern zu erhalten.
Stabilere Lieferketten und resilentere Geschäftsmodelle erklären den Boom
Den anhaltenden Boom bei Übernahmen im Güterverkehr erklärt PwC mit zwei Gründen: „Zum einen ist durch die Pandemie die Bedeutung von stabilen Lieferketten und funktionierenden Häfen und Flughäfen stark gestiegen“, sagt PwC-Partner Ingo Bauer. „Zum andern versuchen die Marktteilnehmer, durch Übernahmen und Allianzen - auch außerhalb ihres Kerngeschäfts - ihr Geschäftsmodell resilienter zu machen.“
Hinzu kämen die enormen Anforderungen, die der Kampf gegen den Klimawandel der Wirtschaft abverlangt. „Neben galoppierenden Frachtpreisen haben auch die steigenden Nachhaltigkeits- und Klimaschutzanforderungen die Gesamtbranche beflügelt“, sagt PwC-Partner André Wortmann. „Die ambitionierten politischen Vorgaben wirken sich dabei positiv auf die Innovations- und Wandlungsbereitschaft der ganzen Branche aus, die mit neuen Konzepten und Technologien experimentiert.“ (ste/dpa)