Porträt CleverLog: Fahrer für alle Fälle

In Kürze CleverLog aus Gersthofen verleiht und vermittelt Fahrpersonal an Unternehmen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sucht man nach immer neuen Wegen, Bewerber zu finden. Entscheidend sind Hartnäckigkeit und Geduld, sagt der Chef Joachim Christl. Im bayerischen Städtchen Gersthofen, direkt vor den Toren Augsburgs, haben viele namhafte Logistiker ihren Platz gefunden. Andreas Schmid, DB Schenker, Honold, GLS und noch einige mehr. Joachim Christl hat viele von ihnen im Blick, wenn er aus seinem Bürofenster blickt. Der 43-Jährige ist Geschäftsführer von CleverLog; einem jungen Unternehmen, das ein "Produkt" anbietet, das bei allen heiß begehrt ist: Lkw-Fahrer. Gegründet wurde Clever Log vor rund eineinhalb Jahren. "Ich selbst bin schon seit über 18 Jahren im Personalbereich tätig und war vorher bei großen Mitbewerbern angestellt", erzählt Christl. Als Niederlassungsleiter hatte er zwar Verantwortung, aber nicht ganz, wie er es sich vorgestellt hat: "In so einer Position willst du gerne Sachen verändern oder einfach anders gestalten, was aber in einem Großkonzern nicht einfach möglich ist." Deshalb entschloss sich Christl eines Tages, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Viele seiner ehemaligen Kollegen folgten ihm und sind seither bei ihm angestellt. Großer Bedarf auf dem Markt CleverLog verfolgt ein bekanntes Geschäftsmodell: Lkw-Fahrer werden fest angestellt und anschließend an Unternehmen verliehen und vermittelt, die kurz- oder mittelfristigen Bedarf haben. Ein klassisches Personal-Leasing-Geschäft, wobei Christl seinen Worten nach Wert darauf legt, dass keine ,hire-and-fire'-Mentalität aufkommt: "Wir halten unsere Mitarbeiter langfristig im Unternehmen", so der Geschäftsführer. Das scheint sich auszuzahlen: CleverLog hat inzwischen rund 65 Angestellte an vier Standorten, inklusive Verwaltung. Und Christl gibt sich zuversichtlich: "Ich würde gerne weiter weiter wachsen, sofern es sich in einem gesunden Rahmen bewegt und der Markt es hergibt." Um mangelnde Aufträge braucht er sich nur selten Sorgen zu machen. "Wir haben ein saisonales Geschäft", so Christl. "Im Sommer ist der Bedarf bei vielen Unternehmen am größten, gegen Winter wird es dann etwas ruhiger, weil die Baubranche meist nicht so viele Aufträge hat. Das spüren wir schon recht deutlich". Diese Umstände führen dazu, dass sich die Personalstruktur bei CleverLog im Jahresverlauf dynamisch entwickelt: Beim Besuch der VerkehrsRundschau im Winter war die Zahl der Angestellten etwas geringer. Gegen Sommer wird meist wieder Personal aufgebaut. Die Fahrer bei CleverLog sind in nahezu allen Branchen tätig: vom Lebensmitteltransport über die Abfallwirtschaft bis hin zu komplizierten Schwer- oder Sondertransporten. "Nur klassische Speditionen gehören eher selten zu unserem Kundenstamm", erzählt Christl. Alte Bekannte und neue Kunden Auch die Kundschaft ist Christl teilweise aus seinen früheren Beschäftigungen und den dort aufgebauten Beziehungen gefolgt. Netzwerke zu pflegen und schon frühzeitig Bedarfe zu erkennen, sind beides wichtige Bausteine in der Personalvermittlung. Mit manchen Kunden, so berichtet es der Geschäftsführer, sei er jetzt schon in der Planung für den Urlaub im kommenden Jahr. Oft ist Kreativität gefragt, denn Fahrer sind rar und es gilt, das Personal sinnvoll einzusetzen: "Manchmal schaffen wir es, dass wir mit zwei Fahrern von uns eine gesamte Urlaubsepisode bei einem Auftraggeber abdecken können", sagt Christl. Bei Neukunden gelte es deshalb, sich zunächst kennenzulernen und die Wünsche und Bedürfnisse zu verstehen. Und natürlich will Christl auch wissen, wo seine Fahrer beschäftigt sind, mit welchen Lkw sie unterwegs sein werden und wie die generellen Arbeitsbedingungen vor Ort sind. "Natürlich kommt es mal vor, dass sich zum Beispiel der Fahrer und der Disponent einfach nicht verstehen, das liegt in der Natur der Sache", berichtet der 43-Jährige. Man versucht dann auf dem kurzen Dienstweg eine Lösung zu finden, die für alle tragbar ist. Aufträge müssen zum Fahrer passen Die Herausforderung für Christl ist aber auch, seine Fahrer möglichst gut zu kennen: "Wenn wir einen neuen Kunden haben, der viel Personal braucht, dann schaue ich mir meinen Pool an und wähle Fahrer aus, bei denen ich genau weiß, was sie können und wie ich sie einsetzen kann." Ziel sei immer, Fahrer und Kunden möglichst glücklich zu machen, so Christl. Natürlich können auch die Angestellten ihre Wünsche äußern. "Wenn jemand partout keinen Autotransporter, dafür aber Container oder Abroller fahren will, dann kann ich entsprechend planen und reagieren", sagt Christl. Wenn er Stellen ausschreibt, findet sich darin meist schon eine klare Beschreibung, in welcher Branche der Bewerber unterwegs sein wird. So weiß jeder, woran er ist. Immer auf der Suche Wenn im Frühjahr die Aufträge zunehmen, dann ist es für CleverLog wieder an der Zeit vermehrt nach neuem Personal Ausschau zu halten. Dabei hat Christl festgestellt, dass sich das Recruiting in den vergangenen Jahren ziemlich gewandelt hat: "Früher habe ich eine klassische Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Passfoto bekommen. Das gibt es heute eigentlich fast gar nicht mehr." Die Wege sind komplizierter geworden. Zum einen gibt es schlicht weniger Lkw-Fahrer, die auf dem Markt verfügbar sind. "Ich würde sagen, der Aufwand ist größer geworden, aber wir kommen trotzdem noch an die Leute ran", schätzt Christl die Lage ein. Und dann wäre da noch die Digitalisierung, die eine zusätzliche Herausforderung darstellt. CleverLog ist permanent auf verschiedenen Jobportalen oder Seiten mit Kleinanzeigen aktiv. Sogar Bewerbungen über Messenger wie WhatsApp gehören für Christl mittlerweile zum Alltag: "In einem Fall kam eine Nachricht, in der stand einfach nur: habe Interesse", erzählt der Unternehmer grinsend. Wie schafft es CleverLog dennoch für gewöhnlich, ausreichend Fahrer angestellt zu haben? "Ich gehe wirklich jeder Anfrage nach, auch wenn sie nicht einmal ein ganzer Satz ist", sagt Christl. Am Telefon verschafft er sich einen ersten Eindruck. "Wenn die Leute dann bei mir im Büro sitzen, ist die Match-Quote schon recht gut." Was muss ein Fahrer mitbringen, um bei CleverLog arbeiten zu können? Deutsche Sprache wird unabhängig von der Nationalität vorausgesetzt, wer Zusatzqualifikationen wie eine ADR-Qualifikation oder Ähnliches mitbringt, darf sich oft über eine bessere Bezahlung freuen. Geld ist nicht alles Die Pluspunkte des Gersthofener Betriebs: Dank Festanstellung bei CleverLog ist laut Christl eine etwas größere Flexibilität in Sachen Urlaubstage möglich. Zudem zahlt er nach eigenen Angaben übertarifliche Löhne, was ebenfalls viele Fahrer überzeuge, bei ihm anzufangen. Und: "Viele finden es auch interessant, immer mal wieder etwas Neues machen zu können", sagt der Geschäftsführer. Das ist geltendes Gesetz im Zeitarbeitsgeschäft: Der Mitarbeiter darf maximal 18 Monate in einem Unternehmen verbleiben und muss dann für mindestens drei Monate zu einem anderen Betrieb. Das erfordert Flexibilität, verhindert aber auch Langeweile. Trotzdem bringt das Geschäft auch ein gewisses Risiko mit sich, denn es kommt regelmäßig vor, dass es Fahrern bei ihren zwischenzeitlichen Arbeitgebern so gut gefällt, dass sie gerne dort bleiben wollen. "Dann kann ich nichts machen", gibt Christl zu. "Ich bin kein Mensch, der jemandem Steine in den Weg legen will." Die Gründe können ganz banal sein, so der Unternehmer: Ein Euro mehr in der Stunde reiche manchmal schon aus, um jemanden zu überzeugen oder eben zu verlieren. Wobei es auch solche Fälle gibt: Christl hat einen Fahrer, der momentan für ein Münchner Unternehmen arbeitet. Dort war man so zufrieden, dass man ihn gerne übernehmen wollte und ihm mehr Geld als bei CleverLog bot. "Trotzdem ist der Fahrer bei mir geblieben, weil die weichen Faktoren, wie zum Beispiel kurzfristiger Urlaub, bei uns einfach besser sind", freut sich Christl. Ein treuer Begleiter Einer, der diesen Prozess schon etliche Male durchgemacht hat, ist Helmut Ebner. Der 63-jährige Lkw-Fahrer arbeitet seit über 20 Jahren in seinem Beruf und kennt die Herausforderungen des Zeitarbeitsgeschäfts sehr gut: "Ich bin schon so ziemlich alles gefahren, was es gibt", berichtet er stolz. Seine weiteste Tour führte ihn nach Afrika, im Moment ist Ebner für einen Abfallentsorger tätig und hat regelmäßig absehbare Touren. "Das ist ja das Schöne, dass ich immer wieder etwas anderes machen kann", findet er. Seinem Chef ist Ebner auf allen Wegen gefolgt, vom Großkonzern bis hin zu CleverLog. 15 Jahre kennen sich sich die beiden inzwischen. Das Arbeitsverhältnis hat sich in der Zeit zu einer echten Freundschaft entwickelt. "Wir wissen genau, wie der andere tickt", sagt Christl schmunzelnd. Sein Fahrer und Freund Helmut beschreibt es mit: "des passt einfach". Manchmal braucht es nicht viele Worte. Bevor sich Ebner auf zu seiner nächsten Tour macht, lässt er aber noch einen Wunsch verlauten, denn es gibt tatsächlich zwei Sachen, die er in seiner langen Karriere noch nicht gefahren ist: "Langholz und Autotransporter fehlen mir noch", sagt er. Es müsste fast schon mit dem Teufel zugehen, wenn Joachim Christl keinen passenden Auftraggeber finden würde. Wahrscheinlich reicht schon ein Blick aus seinem Fenster.

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