Warschau. Nachdem die Bundesregierung Polen zum Corona-Hochinzidenzgebiet erklärt hat, klagen Pendler aus dem Nachbarland über unklare Verhältnisse an der Grenze und Erschwernisse durch die Testpflicht. Am Montagmorgen seien Arbeitnehmer aus Polen am Grenzübergang Linken in Mecklenburg-Vorpommern bei einer Kontrolle auf der deutschen Seite wieder zurückgeschickt worden, weil sie keinen gültigen Corona-Test vorweisen konnten, sagte Bartosz Marosz von der Bürgerinitiative „Freie Grenzen - Wolne Granice“ der Deutschen Presse-Agentur. „Das war am Montag um fünf Uhr morgens - es gab gar keine Möglichkeit, sich vorher testen zu lassen.“ Die Teststation des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Linken sei überlaufen, Online-Reservierungen nur schwer zu bekommen. Erklärungen der Arbeitnehmer, dass man auf dem Betriebsgelände des deutschen Unternehmens getestet werde, seien nicht akzeptiert worden.
Bürgerinitiative fordert Abschaffung der Pendler-Testpflicht
In Slubice an der Grenze zu Frankfurt/Oder müssten die Pendler teilweise stundenlang Schlange stehen, bemängelte Marosz weiter. Die Bürgerinitiative „Freie Grenzen - Wolne Granice“ fordert die Abschaffung der Testpflicht für Pendler - zumindest aber die Übernahme der Testkosten von der deutschen Seite.
Seit Sonntag gilt Polen wegen stark steigender Infektionszahlen als Hochinzidenzgebiet. In diese Kategorie werden Länder und Regionen eingestuft, in denen die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche über 200 liegt. In Polen gibt es keine offiziellen Angaben zum wöchentlichen Inzidenzwert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Mittwoch gab es 29.978 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden - der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner.
Sonderregeln für den Güterverkehr
Die Einreise aus dem an Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen grenzenden Land ist nur noch mit einem negativen Corona-Test erlaubt. Der Test darf frühestens 48 Stunden vor Einreise vorgenommen worden sein. Für Personen, die im grenzüberschreitenden Güterverkehr tätig sind, gelten Ausnahmeregeln.
Mecklenburg-Vorpommern hat seit Mitte März Testzentren an den Grenzübergängen in Linken und Ahlbeck eingerichtet. Die Gebühr für einen Corona-Test beträgt für Berufspendler 10 Euro, für alle anderen 20 Euro. Die Pendler-Initiative möchte ein Gespräch mit der Landesregierung, um die Kostenübernahme zu klären, sagte Marosz.
Brandenburg nahm am Montag drei Teststationen in Frankfurt (Oder), an der Autobahn A12 und in Guben (Spree-Neiße) in Betrieb. Für Berufspendler ist laut Landesregierung mindestens ein Corona-Schnelltest pro Woche kostenlos. Auch polnische Staatsbürger, die in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, bekommen mit einem Nachweis mindestens einen Test gratis. (dpa/sn)