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Planspiele für Gütertrasse wecken Proteste

07.09.2011 10:57 Uhr
Planspiele für Gütertrasse wecken Proteste
Mitten durch Kurgebiet und Wohnviertel könnten bald lärmende Züge donnern
© Foto: imago/Klaus Haag

Ausbaupläne für die Bahnstrecke von Löhne Richtung Hildesheim bringen Anlieger auf die Barrikaden

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Bad Oeynhausen/Hameln. Die Aufregung in Ostwestfalen und dem Weserbergland ist enorm: Eine beschauliche Bimmelbahnstrecke soll laut Plänen zu einer Haupttrasse für Güterzüge ausgebaut werden. Bürgerinitiativen und Politiker von Bad Oeynhausen bis Hameln schlagen Alarm. Mitten durch das Kurgebiet und Wohnviertel könnten lärmende Züge donnern. Die Pläne für die Strecke von Löhne Richtung Hildesheim sind nicht neu, und Verkehrsministerium und Bahn sehen in den nächsten Jahren kaum Chance auf Verwirklichung. Mit frühzeitigem Protest wollen die Gegner jedoch verhindern, später wie die Kritiker von Stuttgart 21 gegen längst besiegelte Pläne ankämpfen zu müssen.

Verkehrschaos droht

„Die strukturschwache Region lebt vom Tourismus, die Strecke führt direkt am Weser-Radweg entlang", sagt die Vorsitzende der im März gegründeten Bürgerinitiative Transit in Hameln, Bettina Tovar-Luthin. Die Gleise verlaufen in der Nähe von Neubaugebieten, bei ständig geschlossenen Schranken sei ein Verkehrschaos absehbar. Seit zwei Wochen sammelt die Bürgerinitiative Unterschriften gegen das Projekt, hunderte haben bereits unterschrieben.

„Wir wehren uns dagegen, dass eine Güter-Transitstrecke mitten durch das Hamelner Stadtgebiet geführt werden soll", meint Hamelns Oberbürgermeisterin Susanne Lippmann (SPD). „180 Güterzüge pro Tag mit einer Länge von jeweils bis zu 500 Metern - das ist ein Szenario, das wir nicht hinnehmen können." Die Auswirkungen auf die Stadt wären immens, 12.000 Einwohner wären direkt vom Ausbau betroffen und müssten um Lebensqualität und Nachtruhe fürchten.

Gleise durchs Kurgebiet

„Wir möchten, dass die Pläne ganz schnell wieder in der Schublade verschwinden, weil die Gleise mitten durch unser Kurgebiet führen", sagt Stadtsprecher Rainer Printz in Bad Oeynhausen. Unzählige Fachkliniken und Gesundheitsbetriebe mit jährlich rund einer Million Kurgast- und Patientenübernachtungen liegen in der Nähe der Bahntrasse, heißt es in einer Stellungnahme des Stadtrats.

Seit Jahren schlummern die Pläne für die Ost-West-Verbindung im Bundesverkehrswegeplan nur unter weiterem Bedarf. Bei einer Überprüfung Ende 2010 wurde jedoch der von der Bahn bevorzugte Ausbau der Hauptstrecke Minden-Hannover mit Verweis auf die Pläne für die Weserberglandverbindung zurückgestuft. Dadurch rückt die Strecke, an der derzeit nur zweimal pro Stunde ein Nahverkehrstriebwagen die beschauliche Ruhe stört, wieder stärker in den Fokus. Vor allem mit dem derzeit laufenden zweigleisigen Ausbau der Anschlussstrecke Hildesheim-Braunschweig wird die Verbindung für Güterzüge vom Ruhrgebiet und Holland Richtung Osten interessanter, zumal sie den überlasteten Knoten Hannover umfährt.

Unbekannt: Strecke ist eigentlich eine Hauptstrecke

Zu Dampflokzeiten sei die Strecke von Löhne über Hameln und Hildesheim von Güterzügen stärker befahren gewesen, betont ein Sprecher der Deutschen Bahn. Noch in den siebziger Jahren verlangten die Steigungen etwa bei Coppenbrügge den Dampflokführern Talent ab, um mit dem nötigen Schwung vorwärts zu kommen. Und was mancher Kritiker und Bahnanlieger womöglich nicht weiß: Nach wie vor hat die Verbindung den Status einer Hauptstrecke, die für höhere Geschwindigkeiten und schwere Züge trassiert ist. Allerdings wurde wegen nachlassenden Verkehrs das zweite Gleis in den neunziger Jahren demontiert.

Genau dies bremst Pläne für einen schnellen Neustart des Güterverkehrs jetzt aus. Die langen und schweren Züge müssten derzeit an Unterwegsstationen zeitraubende Stopps einlegen, um den Gegenverkehr durchzulassen. Nur maximal acht Güterzüge pro Tag sind deshalb im Verkehrswegeplan derzeit ohne Ausbau vorgesehen, 24 sollen es nach 2025 nach einem möglichen Ausbau werden. Dafür sind knapp 800 Millionen Euro veranschlagt, die Finanzierung derzeit mehr als ungewiss. Bis auf den täglichen Kohlezug zum Kraftwerk in Veltheim spielt die Strecke für Güterzüge daher bis auf Weiteres keine Rolle. (dpa) 

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