Photovoltaik

Photovoltaik An der Sonne verdienen Der Bund hat die Förderung für Solaranlagen auf dem Dach gekürzt. Dennoch wird es für Lagerhallenbesitzer attraktiver, in Photovoltaik zu investieren. Wie sich die Kraft der Sonne ab diesem Sommer rechnet. Der Bundestagsbeschluss zur Solarstromförderung wird der Einrichtung größerer Photovoltaikanlagen auf Dächern gewerblich genutzter Immobilien einen Schub geben“, prognostiziert Carsten Stang, Vertriebsmann bei Ralos Projects. Das klingt zunächst überraschend. Denn mit seinem Beschluss vom 6. Mai hat der Bundestag die gesetzlich gesicherte Photovoltaik-Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Solarstrom aus Dachanlagen von gegenwärtig 39,14 Cent zum 1. Juli um 16 Prozent gekürzt. Vom 1. Januar 2011 an soll die Förderung um voraussichtlich weitere neun Prozent gesenkt werden. Bis elf Prozent Rendite Das heißt, wer eine Solarstromanlage betreibt und den gewonnenen Strom in das Versorgungsnetz einbringt, erhält dafür künftig weniger Geld. „Die Modulpreise sind gesunken“, begründet Stefan Soehnle, Projektingenieur im Solarenergie Kompetenzzentrum Solid, den Schritt der Politik: „Im ersten Halbjahr 2010 war die Anlagenrendite daher überdurchschnittlich hoch. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist aber nicht als Spekulationsgesetz gedacht.“ Für Besitzer einer Logistikimmobilie haben sich die Bedingungen sogar verbessert. Der Betrieb von Photovoltaikanlagen zur Deckung des Eigenbedarfs wird rentabler. „Die Förderung des Eigenverbrauchs aus Photovoltaikanlagen wird auf Großanlagen ausgedehnt“, so Stang. „Bislang galt sie für eine maximale Anlagengröße von 30 Kilowattpeak Leistung. Künftig wird der Eigenverbrauch auf Anlagen bis zu 500 Kilowattpeak Leistung ausgedehnt.“ Inzwischen tragen in Deutschland rund zwei Millionen Solarstrom- und Solarwärmeanlagen zu einer Einsparung von jährlich 3,5 Millionen Tonnen des Klimagases CO2 bei. Rund zwei Prozent des deutschen Stromverbrauchs decken Photovoltaikanlagen. Bis 2050 wird ihnen ein Anteil von 25 Prozent prognostiziert. Gerade gewerblich genutzte Gebäude bieten oft gute Voraussetzungen zur Solarstromgewinnung – und zum Verdienst mit der Sonnenenergie. „Von Experten geplante, mit Qualitätsware bestückte Dachanlagen garantieren dem Betreiber eine sichere und hohe Eigenkapitalrendite zwischen sechs und elf Prozent“, erklärt Alexander Leinhos vom Anlagenbauer Conergy. „Institutionelle Anleger, also Betreiber größerer Anlagen, finden sich in dieser Spanne im oberen Bereich wieder.“ Immer öfter setzen daher auch Betreiber und Besitzer von Logistikimmobilien auf die Errichtung einer Photovoltaikanlage (PVA). Die erzeugte Elektroenergie wird selbst genutzt oder vermarktet. Grundsätzlich gibt es dafür zwei unterschiedliche Betreibermodelle: Eigenbetrieb der Anlage oder Vermietung der Flächen an Investoren. Alternativ gibt es einige Anbieter mit Leasing-Konzepten im Markt. „Beide Modelle lohnen sich immer, denn die Alternative dazu ist, dass das Dach ungenutzt bleibt und somit kein Mehrwert generiert wird“, erklärt Ralf Heidenreich vom Projektentwickler Juwi. Es komme darauf an, ob der Halleneigentümer sein Kapital in einer PVA binden möchte oder lieber außen vor ist. Bäume und Häuser dürfen nicht stören Ab einer Leistung von 200 Kilowattpeak (kWp), so Heidenreich, lohne es sich für Logistikdienstleister wirtschaftlich, über die Einrichtung einer PVA nachzudenken. „Das ist in jedem Fall aber abhängig von den Gegebenheiten vor Ort und kann nicht pauschal beantwortet werden. Je nachdem, welches Modell man wählt und welche Anlagentechnik gewünscht ist, schwanken die Preise deutlich.“ Optimal ist dabei eine nach Süden orientierte Fläche mit einer Neigung von 30 Grad. Leichte Abweichungen hinsichtlich Neigung und Himmelsrichtung sind möglich. „Zwischen Südwest und Südost ist jede Ausrichtung in Ordnung“, so Solid-Projektingenieur Soehnle. „Neigung zwischen etwa 15 Grad und rund 45 Grad sind okay.“ Entscheidend ist es, dass die Solarzellen ungehinderte Sonneneinstrahlung aufnehmen können und nicht etwa Bäume oder Häuser Schatten auf die Anlage werfen. Zudem wird Fläche benötigt: pro kWp etwa sechs bis zehn Quadratmeter bei Schrägdächern, 20 bis 30 Quadratmeter Grundfläche bei Flachdächern. Das einfachste Betreibermodell ist der Anlagenbau und -betrieb durch einen Investor. Gegen eine fixe oder variable Pacht beziehungsweise eine Beteiligung an der Einspeisevergütung vermietet der Immobilienbesitzer die Dachfläche an den Anlagenbetreiber. Der kümmert sich um den Rest: Planung, Installation, Wartung und Betrieb der Anlage. Für solche Fälle rät der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), einen Gestattungsvertrag für die Nutzung der Dachflächen abzuschließen. Denn eine Verpachtung der Dachfläche bringt nicht nur Vorteile. „Der Vermieter hat zwar keine Investitionen, aber mindestens 20 Jahre einen Mieter auf dem Dach“, erläutert Soehnle. Und: Gerade bei Industriebauten sei die Statik für Dachkonstruktionen mit Photovoltaikanlagen nicht selten zu überarbeiten. Kosten, die dem Immobilienbesitzer obliegen. Die Belastbarkeit des Daches muss auf zehn bis 25 Kilogramm pro Quadratmeter ausgelegt sein. Vor diesem Hintergrund rät Michael Pardon, Vertriebsleiter international des Sys-temintegrators B5 Solar by Havelland-Wind, beispielsweise bei sanierungsbedürftigen Dächern die Sanierung mit der Installation einer Aufdach-PV-Anlage zu koppeln. „Dadurch kann allein schon bei den Montagekosten massiv eingespart werden.“ Mehr Geld für Eigenverbrauch Bei der zweiten Option, der Eigeninvestition, erstellt der Dach-Eigentümer die Anlage in eigener Regie und betreibt sie selbst. Der gewonnene Strom kann einerseits – und das war wegen der bisherigen Förderungsgrundlagen die bislang gängige Lösung – gegen Entgelt in die Netze des regionalen Stromanbieters eingespeist werden. Die gesenkten Vergütungssätze für die Einspeisung reichen je nach Flächengröße ab dem 1. Juli von 26,14 Cent pro kWh (Großanlagen ab 1000 kWp) über 29,59 Cent pro kWh (Großanlagen ab 100 kWp) und 31,27 Cent pro kWh (Anlagen bis 100 kWp) bis zu 32,88 Cent pro kWh (Anlagen bis 30 kWp). Die in den kommenden Jahren sinkende Einspeisevergütung wird vom Staat für 20 Jahre garantiert. Alternativ, und dafür gibt es mit der Entscheidung des Bundestags jetzt auch bei Großanlagen bis 500 kWp finanzielle Förderung, wird der gewonnene Strom zur Deckung des Energiebedarfs im Unternehmen genutzt. Wer den Strom vom Dach selbst verbraucht, soll künftig 20 Cent je Kilowattstunde dafür bekommen. Zudem entfallen die Stromkosten, die sonst an den Energieversorger gezahlt werden. Dieser Betrag wird mit weiteren knapp 20 Cent pro kWh angesetzt. In Summe je kWh 7,12 Cent (Anlagen bis 100 kWp) bis maximal acht Cent (Anlagen über 100 kWp) mehr, als bei Einspeisung gezahlt wird. Dieser sogenannte Bonus, der den Eigenverbrauch attraktiver machen soll, wird für 70 Prozent der Jahresproduktion einer Anlage gezahlt; die ersten 30 Prozent werden mit einem Bonus von 3,6 Cent vergütet – der bisher für den Eigenverbrauch geltenden Bonushöhe. Allerdings: „Es wird nur als Eigenstrom vergütet, was zeitgenau tatsächlich selbst verbraucht werden kann“, konkretisiert Soehnle. „Normalerweise liegt dieser selbst verbrauchte Anteil zwischen 30 und 50 Prozent des produzierten Stroms.“ Preisverfall bei den Solarmodulen Für kaum eine andere Investition lassen sich Einnahmen (durch das EEG) und Ausgaben langfristig so gut kalkulieren wie für eine Solarstromanlage, urteilt der BSW. Vieles hängt bei der Investitionsentscheidung jedoch von der jeweiligen gesamtwirtschaftlichen und steuerlichen Situation des Unternehmens ab. So fallen bei Eigenbetrieb der Anlage Einkünfte aus Gewerbe an. Das kann je nach Abschreibungsart gerade zu Beginn zu steuerlichen Vorteilen führen. Zunächst allerdings müssen die Anlagen finanziert werden. Je nach Anlagengröße und Modulart sollten Investoren zwischen 2500 und 3500 Euro pro kWp kalkulieren. Allein die Modulpreise variieren nach Größe und Watt-Leistung zwischen 650 und 900 Euro. „Die Investitionskosten setzten sich aus den Kosten der Solaranlage und den Kosten für die Herstellung des Netzanschlusses zusammen“, sagt Ralos-Vertriebschef Stang. Nach dem BSW-Solar-Preisindex haben die Kosten pro kWp installierter Leistung für Anlagen zwischen 10 und 100 kWp im ersten Quartal 2010 durchschnittlich 2864 Euro betragen. Der Netto-Preis bezieht sich auf die fertig montierte Photovoltaikanlage inklusive Module, Wechselrichter, Montagegestell, elektrischer Verkabelung, Planung und Installation. Je größer die Anlage, desto geringer die Investition pro kWp. Hinzu kommen für die Kalkulation die Betriebskosten wie etwa Wartungskosten für Module, Wechselrichter, Kabel und Befestigungen, die Reinigungskosten für die Modulfläche sowie Versicherungen und Stromzählermiete. „Eine Dachanlage variiert in den Betriebskosten je nach Größe zwischen acht bis zwölf Euro pro kWp“, sagt Conergy-Mann Leinhos. Größere Dachanlagen liegen im unteren Bereich dieser Spanne. Der BSW-Solar veranschlagt für die Kalkulation der Betriebskosten ein Prozent der Investitionssumme. Aufschluss darüber, mit welchem Modell die Besitzer von Logistikimmobilien am meisten profitieren, geben Wirtschaftlichkeits- und Simulationsberechnungen, die seriöse Anbieter als Grundlage für eine Investitionsentscheidung vorlegen können. Inzwischen sind im Internet, etwa unter www.solarfoerderung.de, Photovoltaik-Rechner verfügbar, die erste Anhaltspunkte liefern. Sie weisen oft auch Installationsbetriebe und weitere Checklisten aus. „Wer die Möglichkeit hat, statt Verpachtung der Dachflächen mithilfe eines Systemintegrators wie B5 Solar der Bank ein schlüssiges Finanzierungskonzept vorzulegen, maximiert die Ausbeute“, wirbt B5-Vertriebsleiter Pardon. Bei einem Eigenkapitaleinsatz von unter zehn Prozent strebte er für seine Kunden unter den alten Förderbedingungen eine Amortisationszeit von 12 bis 13 Jahren an. „Nach Ablauf dieser Zeitspanne verbuchen die Kunden die gesamten Solareinkünfte als Einnahme“, so Pardon. Das gilt nicht nur für den Berechnungszeitraum von 20 Jahren, sondern reicht bis zum Ende der Lebensdauer der Photovoltaikanlage – und die kann bei deutlich mehr als 30 Jahre liegen, so der BSW-Solar. Gütezeichen gibt Sicherheit Wenn die baulichen und regionalen Voraussetzungen stimmen, bieten Photovoltaikanlagen auch auf Logistikimmobilien ein langfristig gesetzlich gesichertes sowie finanziell lukratives Geschäftsfeld. Allerdings sollten Investoren die Projekte mit seriösen, fachkundigen Planern und Realisierungspartnern umsetzen. Ein Auswahlkriterium: das RAL-Gütezeichen Solar. Daneben haben BSW-Solar und der Zentralverband der deutschen Elektro- und informationstechnischen Handwerke den Photovoltaik-Anlagenpass entwickelt. Damit bescheinigen deutschlandweit inzwischen rund 750 Betriebe ihre fachgerechte Arbeit. Der Pass führt unter anderem die eingesetzten Schlüsselkomponenten und sämtliche Leistungen des Betriebs auf. „Finger weg von Maklern und Zwischenhändlern“, mahnt Ralos-Vertriebler Stang. „Bei ihnen lauern Interessenkonflikte. Bei Investitionsvorhaben der Photovoltaik immer direkt an die Solateure wenden.“ ❙❚■ Rainer Barck, freier Journalist Sinkende Modulpreise senken den Investitionsbedarf für Photovoltaik-Anlagen Solarzellen statt Dachpappe: Mit der Dachfläche von Logistikanlagen lässt sich Geld verdienen Photovoltaik Anlagenpreise im Sinkflug Photovoltaik-Preisindex 2006-2010 durchschnittlicher Endkundenpreis für fertig installierte Aufdachanlagen bis 100 kWp Neben den Kosten für die Module sowie deren Montage und Netzanschluss fallen noch Betriebskosten für Reinigung und Wartung an. Die machen etwa zehn Prozent der Investitionssumme aus. rbb 2006 2007 2008 2009 2010 5.000 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 5.000 3.922 4.303 2.864 4.568 Photovoltaik Modellrechnungen Investitionskosten Spezifische Leistung der Anlage Vergütung nach EEG Jahresertrag 1 Gesamtertrag nach 20 Jahren Vermiedener CO2-Ausstoß Solarkraftwerk Einspeisung ohne Eigenverbrauch Einspeisevergütung ab 07/2010, Anlagenleistung 500 kWp, Region München 1.350.000 Euro 1005 kWh/kWp 29,59 Cent/kWh 148.689,75 Euro 2.973.975,00 Euro 432,8 t/Jahr Investitionskosten Spezifische Leistung der Anlage Vergütung für Einspeisung (60 %) nach EEG Vergütung für Eigenbedarf (40 %) nach EEG davon 70 % mit max. 8 Cent Bonus und 30 % mit 3,6 Cent Bonus Jahresertrag Einspeisung Jahresertrag Eigenverbrauch Jahresertrag gesamt Gesamtertrag nach 20 Jahren Vermiedener CO2-Ausstoß 1.350.000 Euro 1005 kWh/kWp 29,59 Cent/kWh 37,59 Cent/kWh 1 33,19 Cent/kWh 1 89.213,85 Euro 2 72.902,70 Euro 3 162.116,55 Euro 3.242.331,00 Euro 432,8 t/Jahr Solarkraftwerk mit Eigenverbrauch und Einspeisung 40 % Eigenverbrauch (üblicher Durchschnitt) und 60 Prozent Einspeisung, Einspeisevergütungab 07/2010, Anlagenleistung 500 kWp, Region München Mit den neuen Fördersätzen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird der Eigenverbrauch von Solarstrom jetzt auch für Logistikdienstleister interessant

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