Peisker Logistik: Ein Lebenswerk

In Kürze Seit 50 Jahren übernimmt Peisker Logistik Transporte in ganz Europa. Was mit einem Lkw und romantischen Fahrten begann, ist heute ein beinhartes Geschäft geworden. Mit Umsicht, den richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit und langen Kundenbeziehungen will der Betrieb den Herausforderungen begegnen. Da sitzen sie, stolz, aber dennoch bescheiden. Peter Peisker und seine Frau Waltraud haben in diesem Sommer zu einem großen Fest eingeladen. Auf dem Betriebshof in Waldbröl sind Zelte, Buden und eine mobile Bühne aufgebaut. Über 250 Gäste werden an diesem Tag zu ihnen kommen und gratulieren: Denn das Unternehmen Peisker Logistik feiert sein 50-jähriges Bestehen. Unternehmensgründer Peter Peisker berichtet, wie alles begann: "Ich war früher Motorsportfan und hatte ein eigenes Rallye-Auto. Das habe ich 1973 verkauft und mir dafür einen gebrauchten Niederflur-Lkw von MAN angeschafft." Die Rückendeckung seiner Frau hatte er dabei zu jeder Zeit. "Ich hielt das auch für eine gute Idee", erzählt sie. Das Geschäftsmodell war klar: Peter Peisker würde für einen ortsansässigen Unternehmer Transporte übernehmen. Und der Plan ging auf. "Nach einem Jahr hatten wir bereits drei Lkw, die Kundschaft und die Nachfrage stiegen immer weiter an", erinnert er sich. Zur selben Zeit wurde dem Jungunternehmer auch die erste Güter- und Fernverkehrsgenehmigung erteilt. Fortan lebten sie fast schon wie in einem Film: Es ging immer wieder gemeinsam im Lkw auf Tour, mit dem Hängerzug nach Bielefeld, Braunschweig oder Kassel. 1977 bezogen die Peiskers ein neues Büro im Industriegebiet Waldbröl, in der Nachbarschaft des heutigen Hauptsitzes der Firma. Kuriose Transporte Wer in der Geschichte von Peisker Logistik blättert, der findet teilweise bemerkenswerte Transportaufträge. So kam es vor, dass ein Hubschrauber auf dem Firmengelände landen musste, weil Ersatzteile für Pkw in kürzester Zeit ausgeliefert werden mussten. In die Sparte kurios fällt sicherlich der Transport einer Giraffe, die vom Gelsenkirchener Zoo nach Berlin gebracht werden musste. "Mein Motto war immer ,geht nicht, gibt's nicht'", erzählt Peter Peisker. Ein Credo, dem sich der Unternehmer bis heute treu geblieben ist. Denn notfalls springt er auch heute noch selbst einmal in den Lkw und übernimmt kurzfristige Aufträge. "In den Fernverkehr gehe ich allerdings nicht mehr, das müssen andere machen", meint Peisker. Trotzdem: Auf den Chef, das hört man auch aus der Belegschaft, ist immer Verlass. Mit den Jahren wuchs das kleine Unternehmen zu einer stattlichen Firma heran. Als man 2003 sein 30-jähriges Jubiläum feierte, wurde zugleich das Logistikzentrum im Waldbröler Industriegebiet eröffnet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Peisker weitere Niederlassungen in Berlin und Bad Honnef aufgebaut. Durch das Erschließen der Logistik-Sparte sicherte man sich weitere Aufträge. Heute ist Peisker Logistik mit über 100.000 Quadratmetern Lagerfläche ein wichtiger Partner für viele Unternehmen, zum Beispiel aus dem Automobilbereich. 40 Lkw und 70 Auflieger zählt der Fuhrpark, der von 50 Lkw-Fahrern betreut wird. Im Jahr 2012 hätte die Geschichte der Peiskers aber beinahe ein jähes Ende gefunden: Man war in finanzielle Schieflage geraten und hatte Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen konnte sich jedoch mit Hilfe seiner Kundenbeziehungen und eines Kraftakts im gesamten Team aus der Misere ziehen - der Betrieb wurde saniert und konnte so am Leben erhalten werden. Eine neue Ära "Man muss ganz ehrlich sagen, dass das Geschäft immer schon hart war, aber heute immer härter wird", erzählt Waltraud Peisker. Inzwischen kämpft das Unternehmen, wie viele Marktbegleiter auch, mit einem Fachkräftemangel, vor allem beim Lkw-Personal. Nachwuchs gibt es auch im Bergischen Land nicht wie Sand am Meer, weshalb man zusehends mehr und mehr Personal aus dem Ausland einstellt. Trotz der Umstände hat Waltraud Peisker ein genaues Auge darauf, wer in das Unternehmen einsteigen will: "Wichtig ist, dass die Leute offen und ehrlich sind und den Umgang mit digitalen Geräten wie beispielsweise Tablets beherrschen. Und sie sollten Deutsch sprechen und verstehen, das ist für den Umgang mit unseren Kunden wichtig." An diesem Punkt sind die Peiskers sensibel: Der Kundenstamm wird sorgsam gehegt und gepflegt, man blickt teilweise auf jahrzehntelange Kooperationen zurück. "Für uns ist das eine ganz entscheidende Sache, denn so haben wir ein Vertrauensverhältnis, das uns verbindet", sagt Peter Peisker. Getreu dem Motto "Geht es dem Kunden schlecht, haben auch wir ein Problem", wird immer versucht eine Lösung zu schaffen. Diese Verantwortlichkeit tragen die Eheleute Peisker aber nicht mehr alleine. Zwar haben sie zwei Töchter, beide sind jedoch nicht an einem Einstieg in das Unternehmen interessiert. Deshalb wurde vor einem Jahr in Person von Mario Neumann ein neuer Betriebsleiter und zugleich Prokurist eingestellt. "Wir kennen uns schon sehr lange und ich bin froh und stolz, hier bei der Familie Peisker arbeiten zu dürfen", erzählt er. Neumann war zuvor bereits für andere Logistikunternehmen tätig und kennt die Branche quasi wie seine Westentasche. Umstrukturierung des Betriebes Auf ihn warten einige Aufgaben in einer komplizierten Zeit. "Wir werden uns im Laufe des Jahres aus dem Stückgutgeschäft zurückziehen, da es einfach immer schwieriger geworden ist", berichtet Neumann. Dafür arbeitet er bereits am Aufbau einer neuen Geschäftsbeziehung. Für einen Kunden wird gerade eine neue Logistikhalle auf dem Gelände geplant. "Danach sind wir voll", sagt Neumann. Tatsache: Das Betriebsgelände in Waldbröl ist damit voll erschlossen; man prüft aber bereits Möglichkeiten für Erweiterungen. Neben den Logistikhallen befinden sich auf dem Areal Stellplätze für Lkw und Trailer, das Bürogebäude und eine kleine Werkstatt für Lkw. Mario Neumann will in Zukunft weiter an den Grundwerten der Peiskers festhalten: "Die Pflege unserer Kundenbeziehungen ist mir sehr wichtig, genauso wie die Tatsache, dass wir keine Geschäftsbeziehung eingehen, die mehr als zwölf Prozent des Umsatzes einbringt." Eine reine Sicherheitsmaßnahme, man will sich nicht von einem Auftraggeber abhängig machen. So hält man sich auch Spielraum offen, etwa für schwierige Preisverhandlungen, wie sie mit der anstehenden Mauterhöhung zu führen sind. Gerade an solchen Punkten ist Neumann allerdings zuversichtlich: "Unsere Auftraggeber wissen um unsere Lage und sie wissen auch, dass auf uns Verlass ist." In diesen Momenten ist man bei Peisker Logistik dankbar für die jahrelangen Geschäftsbeziehungen, die man mit einigen Kunden pflegt. Mit Herz dabei Es fällt aber noch ein weiterer Punkt auf, der die 50-jährige Geschichte des Traditionsunternehmens (diesen Titel hat man sich nach einem halben Jahrhundert auf jeden Fall verdient) prägt. Peter und Waltraud Peisker hatten immer die Augen und Ohren offen, wenn jemand aus der Nachbarschaft Hilfe brauchte. Egal ob es um das Sponsoring bei ortsansässigen Vereinen, die Integration von Flüchtlingen in den Logistikbetrieb oder um den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ging, immer wieder halfen die Peiskers aus und das nicht selten ohne Gegenleistung. "So macht man das hier bei uns, in einer Nachbarschaft achtet man aufeinander", sagt der Unternehmensgründer. Peter und Waltraud Peisker haben sich mit ihrem Unternehmen ein Lebenswerk geschaffen und durch Höhen und Tiefen geführt. Seit 50 Jahren stehen sie jeden Tag dafür auf, den Logistikbetrieb am Laufen zu halten. Beiden ist aber auch klar, dass es langsam an der Zeit ist, ihr Unternehmen zu übergeben. "Wir bauen uns gerade eine neue Zweigstelle auf Mallorca auf", erzählen sie schmunzelnd. In der eigenen Finca auf der Baleareninsel wird es allerdings nicht um Logistik, sondern um den verdienten Ruhestand gehen.

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