Papierwust ade!

"Für jede Luftfrachtsendung braucht es eine Haus-Airwaybill (HAWB), einen Master-AWB, den Lieferschein und die Handelsrechnung der zu versendenden Ware und eine Packliste", zählt Klaas Kurz auf. Das sei aber nur die Basis, betont der IT- und Konnektivitäts-Manager bei DB Schenker. Hinzu kämen etwa Rechnungen für den Warenversender, auf bestimmten Destinationen noch Ursprungszeugnisse. "Um es abzukürzen", sagt Kurz: "Bei jedem Luftfracht-Transport transportieren wir auch jede Menge Papier mit." Taskforce aus allen Akteuren Mit diesem Papierwust soll künftig in der Luftfracht Schluss sein - zumindest auf lange Sicht. Der Datenfluss und -austausch sollen nur noch elektronisch erfolgen. Das ist, vereinfacht formuliert, die Vision der internationalen Luftverkehrsorganisation IATA, die dafür im Jahr 2017 eine Taskforce mit maßgeblichen Aircargo-Akteuren entlang der Luftfrachtkette gegründet hat und moderiert. Sowohl Speditionen wie DB Schenker, Carrier wie Lufthansa Cargo, Versender wie Ericsson als auch IT-Spezialisten wie Riege Software sitzen dabei an einem Tisch. Ihr Ziel: die Definition und Etablierung eines zentralen Standards für Datenaustausch in der Luftfracht - der Standard ONE Record. "Im Grunde ist ONE Record ein Standard, um Daten unter den Akteuren entlang der Luftfrachtkette auszutauschen, und zwar sowohl den Inhalt der Daten als auch das Protokoll auf technischer Ebene", erklärt Christian Riege, Geschäftsführer von Riege Software Meerbusch. "Der Clou ist, dass die Daten bei dem Akteur bleiben, dem die Daten auch gehören. Sprich: Keiner der Beteiligten, weder der Versender, der Spediteur noch der Carrier oder ein sonstiges Glied in der Kette, muss die Kontrolle über seine Daten abgeben und kann diese jederzeit ändern." Letztlich soll das Ganze wie eine Plug-&-Play-Lösung in der Cloud funktionieren, die eine nahtlose Konnektivität zwischen den Unternehmen und ihren Systemen schaffen will, ohne diese wirklich zu integrieren. Die Systeme sollen so miteinander verbunden werden, dass sie ohne Aufwand miteinander agieren können. "Aufgabe des Standards ONE Record ist es, dafür die entsprechenden Rechte zu definieren, wem also zum Beispiel die jeweiligen Frachtdaten auf einem AWB gehören, wer auf welche relevanten Frachtdaten zugreifen und wer diese ändern darf", erläutert Riege. "Mit diesem Standard schaffen wir also für alle Beteiligten in der Luftfrachtkette die Datensicherheit, die jeder braucht." Und die gute Nachricht sei, dass alle Akteure in der Luftfracht an der Umsetzung von ONE Record sehr interessiert seien. Auch Byung-Hee Glugla, Senior Director Global Handling Development & Solutions bei Lufthansa Cargo und Vorsitzender des Cargo Operation and Technology Board (COTB) bei der IATA, will das Thema treiben. "Wir versprechen uns davon eine bessere Konnektivität zu und mit allen Partnern in der gesamten Transportkette", erklärt er. Deshalb hat Glugla, der bei LH Cargo das Thema "ONE Record" verantwortet, in der Fluggesellschaft als eines der ersten Unternehmen im vergangenen Jahr den ONE-Record-Standard in einem Piloten mit der Logistics Data Cloud (LDC) umgesetzt. "Wir haben getestet, inwieweit sich Daten im ONE-Record-Datenmodell über eine moderne Programmier-Schnittstelle (API) in unserem System verarbeiten lassen. Sprich: ob damit der Datenaustausch zwischen LH Cargo und vielen weiteren Partnern über die LDC erfolgen kann." Die gute Nachricht war: "Es hat funktioniert." "Alles das sind aber nur erste Schritte", betont Glugla. Selbst wenn noch dieses Jahr die erste vollständige und getestete Version von ONE Record 1.0 verkündet werde, werde es bis zur finalen Durchdringung im Luftfrachtmarkt Jahre dauern. "Das Ganze ist keine Big-Bang-Lösung, die alle Akteure zu einem fixen Termin umsetzen. Das wird vielmehr Schritt für Schritt und Use-Case-bezogen erfolgen", erklärt er. "So lange wie beim E-AWB wird es dieses Mal aber nicht dauern", macht er Mut: "Das Thema gewinnt deutlich an Fahrt." Spätestens jetzt in der Corona-Krise hätten alle Akteure die Dringlichkeit der Digitalisierung erkannt." In Kürze 2012 launchte die internationale Luftverkehrsorganisation IATA ihr E-Freight-Programm. Der Anfang war zäh, aber mittlerweile hat sich der elektronische Luftfrachtbrief weitgehend bei den Luftfracht-Akteuren durchgesetzt. Und nun erarbeitet die IATA mit der Branche ONE Record einen zentralen Standard für den Datenaustausch. Online - Interview Völlig papierlos in der Luftfracht zu arbeiten - das wollen alle Akteure: sowohl die Warenversender, die Versand- und Empfangsspeditionen, die Airlines, Zollagenten und auch die Warenempfänger. Hilft ONE Record, der zentrale Standard für den Datenaustausch, wirklich weiter, und was verändert er in den Speditionen? Dazu für unsere Abonnenten das komplette Interview mit Klaas Kurz, Konnektivitäts-Manager bei DB-Schenker, auf der Online-Plattform VerkehrsRundschau Plus. eh www.verkehrsrundschau.de/plus/kurz

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