Hamburg. Der Seehafen-Standort Cuxhaven ist sehr zuversichtlich, einen bedeutenden Beitrag zur politisch beschlossenen „Energiewende" Deutschlands zu leisten und unter den deutschen Seehäfen eine führende Rolle zu spielen. So hätten Hafenwirtschaft und Politik schon 2003 erkannt, welche großen Chancen das Thema „Windenergie-Erzeugung auf hoher See" für Cuxhaven bietet und entsprechende Investitionen auf den Weg gebracht. Das war der Tenor einer von rund 100 Teilnehmern besuchten Veranstaltung der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven am Dienstag in Hamburg. Der zum zweiten Mal abgehaltene „Cuxday" wurde mit Unterstützung von Hafen Hamburg Marketing (HHM) in der Hansestadt ausgerichtet.
In ihren Fachvorträgen zeigten Peter Zint, Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven, und Hans-Joachim Stietzel, Leiter der regionalen Wirtschaftsförderung, vor den Gästen aus Wirtschaft und Politik die verschiedenen Standortvorteile Cuxhavens auf. Sehr intensiv gingen sie auf die bereits erreichten Meilensteine ein. Rund 380 Millionen Euro an privaten und öffentlichen Geldern wurden zwischen 2006 bis 2012 und weitere 250 Millionen Euro bis 2016 vor Ort investiert.
Verdreifachung der Jobs bis 2015 ist realistisch
Zint sprach von einer „einzigartigen Infrastruktur", die bis heute für die Offshore-Industrie geschaffen worden sei. Dazu gehörten unter anderem zwei Spezial-Terminals am seeschifftiefen Wasser sowie ein Universal-Umschlag-Terminal. In weiteren Ausbauschritten könnten in einem überschaubaren Zeitraum nochmals weitere 1000 Meter Kaikante für die speziellen Anforderungen der Offshore-Industrie gebaut werden.
Wirtschaftsförderungs-Chef Hans-Joachim Stietzel ging insbesondere auf die Ansiedlungserfolge von Unternehmen aus der Offshore-Industrie ein. Hier geht es vor allem um die Fertigung von Großkomponenten, wie zum Beispiel Fundamente oder auch Turmteile. Aktuell verhandle man auch mit einem Rotorblatthersteller, berichtete Stietzel. Bis heute entstanden gut 500 hochqualifizierte Arbeitsplätze. Bis 2015 wird mit einer Verdreifachung der Offshore-Industrie-gebundenen Arbeitsplätze gerechnet, und zwar in einer großen Berufsbild-Bandbreite.
Eine zentrale Grundforderung der Branche, nämlich Fläche, könne Cuxhaven noch auf Jahre hinaus erfolgreich befriedigen. Da diese Areale im großräumigen Hafen – und Gewerbegebiet lägen, könnten die entsprechenden Baurechtserteilungs-Verfahren auch vergleichsweise schnell durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund eines rasanten Wachstums der Branche sei das von einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung.
Hafenfachmann Zint, im Hauptberuf Geschäftsführer des Umschlagunternehmens Cuxport, wies auch auf die sehr guten Verkehrsanbindungen des Unterelbehafens hin. Multimodaliät sei gewährleistet. Der knapp 15 Kilometer entfernte Flughafen Nordholz – inzwischen zivil und militärisch genutzt – böte sogar die Möglichkeit, Großkomponenten per Flugzeug zu befördern, weil die entsprechende Landebahninfrastruktur vorhanden sei. Sowohl Zint als auch Stietzel betonten, dass Cuxhaven nicht nur das Ziel verfolgt, Basishafen für die in der Nordsee geplanten Offshore-Windparks zu sein. Auch für die mit dem Betrieb eines solchen Windparks verbundenen Aufgaben, wie Wartung und Reparatur, sei Cuxhaven bestens geeignet.
Keine Interessenskonflikte mit dem großen Nachbarn Hamburg
Der Elbmündungshafen ist zudem sehr daran interessiert, die Zusammenarbeit mit dem Stadtstaat Hamburg auf diesem Gebiet zu forcieren. Denn Hamburg entwickle sich sehr schnell zu einem Zentrum der Erneuerbaren Energien. Hier seien wichtige Unternehmen aus diesem Zukunftsbereich mit ihren Zentralen angesiedelt. Zint sprach wiederholt von der „Komplementärfunktion" Cuxhavens in diesem Segment für die Elb-Metropole. Damit seien Interessenkonflikte ausgeschlossen. Das Thema „Offshore-Windenergie" ist für Zint überdies ein gutes Beispiel dafür, wie man die sogenannten „Unterelbe-Kooperation" mit Leben zu erfüllen ist.
Roland Berger, Leiter Maritime Logistik bei der zum ENBW-Konzern (Energie Baden-Württemberg) gehörenden Tochterfirma „EnBW Erneuerbare Energien GmbH" beschrieb in seinem hochinteressanten Vortrag, was alles mit dem Bau eines Windparks verbunden ist. Der Energiekonzern hat bislang den Windpark Baltic I in der Ostsee hochgezogen und arbeitet derzeit intensiv an Folgeprojekten in der Ost-und Nordsee. Berger machte zudem eines klar: Häfen, die sich große Chancen vom Thema „Windenergie auf See" versprechen, müssen zunächst in erhebliche finanzielle Vorleistungen treten, wenn sie die Anforderungen der Windpark-Errichter und – Betreiber erfüllen wollen, um von ihnen auch als ernsthafter Partner berücksichtigt zu werden. (eha)