Wien. Statt immer mehr, wie politisch gewünscht, transportieren die Unternehmen in Österreich immer weniger Güter mit der Bahn. Das beklagt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ), der darauf hinweist, dass in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der aktiven betrieblichen Gleisanschlüsse merklich zurückgegangen sei. Seit 2016 habe die Zahl der aktiven betrieblichen Gleisanschlüsse demnach um rund 10 Prozent von 643 auf 579 abgenommen. Damit seien fast 400 der 950 betrieblichen Gleisanschlüsse nicht aktiv. Zudem sei die Menge der auf dem Schienennetz transportieren Güter 2020 um nahezu 5 Millionen Tonnen zurückgegangen. Der Rückgang sei aber kein einmaliger Corona-Effekt, sondern finde schon seit längerem statt.
„Es braucht in diesem Bereich dringend eine Trendumkehr, sonst werden die für 2030 gesteckten Klimaziele deutlich verfehlt, was hohe Kosten zur Folge hätte“, sagt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Der Rechnungshof hatte die potenziellen Strafzahlungen wegen des Verfehlens der Klimaziele im April mit bis zu neun Milliarden Euro beziffert.
Österreichs Güteranteil auf der Schiene dennoch über EU-Niveau
Der VCÖ fordert deshalb eine Beratungsstelle, die Unternehmen bei der Verlagerung auf die Schiene unterstützen soll. Darüber hinaus kritisiert die Organisation, dass trotz Förderungen die Firmen auf einem Großteil der Kosten für einen betrieblichen Gleisanschluss sitzen blieben. Die Anbindung an das Straßennetz werde hingegen zur Gänze von der öffentlichen Hand gezahlt.
Immerhin wurden 2020 aber noch 97,5 Millionen Tonnen Güter auf der Schiene transportiert, womit laut VCÖ 5,6 Millionen Lkw-Fahrten vermieden werden konnten. Im EU-Schnitt liege Österreich mit einem Bahngüteranteil von 28 Prozent nach wie vor klar über dem EU-Schnitt von 18 Prozent. (ms)