Wien. Autonome Fahrzeuge müssten rund 10.000 Mal mehr Testkilometer als herkömmliche Autos zurücklegen, um ihre Zuverlässigkeit – speziell für Unfallszenarien – unter Beweis zu stellen. Deshalb hat das Institut für Softwaretechnologie der TU Graz in Zusammenarbeit mit der AVL-Gruppe „Cyber-Physical-Testing-Systems“ virtuelle Teststrecken für autonome Fahrzeuge entwickelt.
Testfahrten alleine lieferten keine ausreichenden Beweise für die Unfallsicherheit autonomer Fahrsysteme, sagt Franz Wotawa von der TU Graz. Kritische Testszenarien mit Gefahr für Leib und Leben ließen sich in realen Testfahrten nicht abbilden. Autonome Fahrsysteme müssen also vorranging in Simulationen auf ihre Sicherheit hin getestet werden. Mihai Nica von AVL ergänzt: „Durch die Zusammenarbeit der TU Graz wollen wir eine einzigartige und effiziente Testmethode entwickeln, die Simulation und Testfallgenerierung kombiniert.“
Szenarien decken Schwachstellen auf
Die Forscher nutzen Ontologien zur Beschreibung der Umgebung von autonomen Fahrzeugen: Wissensbasen für den Austausch relevanter Informationen innerhalb eines maschinellen Systems. Das Projektteam hat die Wissensbasen mit Details zum Aufbau von Straßen, Kreuzungen und ähnlichem gespeist. Daraus lassen sich mathematisch Szenarien ableiten, die in Simulationen das Verhalten der automatisierten Fahrsysteme testen. „Wir haben in ersten experimentellen Versuchen gravierende Schwachstellen von automatisierten Fahrfunktionen aufgedeckt“, sagt Franz Wotawa. „Ohne diese automatisch generierten Testszenarien wären die Schwachstellen nicht so schnell erkannt worden.“ neun von 319 untersuchten Testfällen hätten zu Unfällen geführt. „Das heißt, man findet anhand unserer Methode Testszenarien, die man einerseits in der Realität schwer testen kann und die man andererseits vielleicht auch gar nicht im Fokus hat“, so Wotawa. (ms)