Düsseldorf. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der nordrhein-westfälischen Logistik- und Transportwirtschaft sind ohne Ergebnis geblieben. Trotz zehnstündiger Verhandlung konnten sich die Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi nicht einigen, wie der Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL) vergangenen Samstag mitteilte.
Die Gespräche fanden am Freitag statt, die VerkehrsRundschau hatte im Vorfeld über den Tarifkonflikt berichtet. In NRW verhandelt der Arbeitgeberverband im VVWL gemeinsam mit der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände und der Gewerkschaft Verdi aktuell Lohn- und Gehaltstarifverträge. Verdi fordert für ihre Mitglieder bei einer Laufzeit von 12 Monaten eine Erhöhung der Vergütungen in Höhe von 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro. Daneben fordert die Gewerkschaft noch die Einführung eines 6-stufigen Entgeltgruppensystems für gewerbliche Arbeitnehmer mit der die Dauer der Beschäftigung in der jeweiligen Vergütungsgruppe honoriert werden soll. Die Abstände sollen, so die Forderung, jeweils 145 Euro betragen.
Laut VVWL eine historische Gehaltsforderung
Schon in der ersten Verhandlungsrunde hätten die Arbeitgeber laut VVWL deutlich gemacht, dass eine derartige Forderung schlichtweg unbezahlbar sei. „Gerade die stufenweise Erhöhung nach Gruppenzugehörigkeit führt in der Spitze zu einer Erhöhung von 38 Prozent. Eine derartige Forderung hat es in der Geschichte der Tarifverhandlungen noch nie gegeben“, sagte Thomas Schulz, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes im VVWL und Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite.
Zudem verkenne die Gewerkschaft völlig die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen der Branche, nicht zuletzt des Mittelstandes. Weite Teile der Logistik hätten in der harten Corona-Phase starke Einbußen gehabt und nicht vom E-Commerce-Boom profitiert. Die seit Monaten anhaltenden Lieferkettenprobleme und Engpässe hätten wie die spürbar gestiegene Abgabenlast enorme Kostenschübe ausgelöst und würden so viele Betriebe unter Druck setzen, fügte Schulz hinzu.
Verdi lehnte Angebot der Arbeitgeber ab
Die Arbeitgeberseite habe sich nach VVWL-Angaben in den Verhandlungen massiv auf die Gewerkschaft zubewegt und der grundsätzlichen Einführung eines Entgeltstufensystems bei den gewerblichen Arbeitnehmern mit insgesamt fünf Stufen zugestimmt. Weiter habe man Bereitschaft gezeigt, die Beschäftigungsdauer im Entgeltgruppensystem mit insgesamt bis zu 180 Euro monatlich zu vergüten. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten und einer den wirtschaftlichen Aussichten angepassten zusätzlichen Erhöhung der Grundvergütung habe das arbeitgeberseitige Angebot insgesamt einer Erhöhung der Vergütung von rund 7,8 Prozent entsprochen. Die Gewerkschaft habe das Angebot jedoch mit dem Hinweis auf die Höhe ihrer ursprünglichen Forderung als völlig unzureichend abgelehnt.
Erstmal keine weiteren Verhandlungen vorgesehen
Das Angebot der Gewerkschaft, im Oktober weitere Verhandlungen zu führen wurde von den Arbeitgebern zunächst nicht aufgegriffen. „Die Arbeitgeber sind zu weiteren Verhandlungen bereit, wenn die Gewerkschaft an der ursprünglichen unerfüllbaren Forderung nicht stur festhält und selbst in ernsthafte Verhandlungen mit uns eintreten will statt uns ein Diktat aufzwingen zu wollen“, erklärte Schulz. Verdi-Verhandlungsführer Hermann Völlings hatte bereits gesagt, dass zu den ersten, bereits durchgeführten Streikmaßnahmen weitere Streiks hinzukommen könnten, „sollten die Arbeitgeber sich nicht deutlich bewegen.“ (sn)