Noch nie so gut wie heute

Sätze werden nicht dadurch wahr, dass sie immer wiederholt werden. Wenn aber mehrere Experten mehr oder minder den gleichen Satz von sich geben, dann kann man davon ausgehen, dass an dieser Aussage etwas dran ist. "Noch nie waren die Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr so gut wie derzeit." Das ist eine solche Aussage, die gleich mehrfach auf dem Forum Schienengüterverkehr des BME (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik) und VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) zu hören war. 740-Meter-Netz soll 2026 fast fertig sein Entsprechend gut war die Stimmung unter den 230 Teilnehmern. Für diese positive Einschätzung gibt es neben der guten Auftragslage, die von den Unternehmensvertretern immer wieder genannt wurde, einen weiteren Grund: die Politik. Lob gab es für den Masterplan Schienengüterverkehr. Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, nannte als eine bereits umgesetzte Maßnahme aus diesem Plan die Trassenpreissenkung. "Das entspricht einer Entlastung von 350 Millionen Euro jährlich", sagte Ferlemann. Als weitere Maßnahme nannte er die Schaffung der Voraussetzungen, um mit 740-Meter-Zügen zumindest auf den Magistralen fahren zu können. "Die ersten Maßnahmen sind in der Umsetzung, sodass wir dieses Netz relativ schnell aufbauen", so der CDU-Staatssekretär. Allerdings nannte er kein Datum, wann mit dem 740-Meter-Netz zu rechnen sei. Konkreter wurde Thomas Schaffer, Vorstand Vertrieb und Fahrplan bei der DB Netz: 75 Einzelmaßnahmen seien für das 740-Meter-Netz geplant. "85 Prozent davon sollen bis 2026 umgesetzt sein", so der Bahnexperte. Dass Cem Özdemir als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen sich für den Schienengüterverkehr aussprach, verwunderte nicht. "Die Schiene ist für mich die zentrale Säule im Verkehr zur Lösung der Klimaprobleme", sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag. Eine Aussage, die in Anbetracht des neuen Klimaschutzgesetzes 2019 Bedeutung haben könnte. Den Masterplan Schienengüterverkehr begrüßte Özdemir. Aber er mahnte eine schnellere Umsetzung an. "Den Ankündigungen müssen jetzt auch Taten folgen." Die Halbierung der Trassenpreise sei ein richtiger Schritt gewesen. Aber: "Es bedarf der Entfristung." Denn die Entlastung ist nur für fünf Jahre festgelegt. Zudem verlangte er mehr Investitionen in das Schienennetz. "In Deutschland sind 60 Prozent der Strecken elektrifiziert. In der Schweiz sind dies 100 Prozent. Hier muss etwas getan werden." Deshalb forderte er die Erhöhung der Investitionen in den Neu- und Ausbau von derzeit 1,6 Milliarden Euro pro Jahr auf 3 Milliarden Euro. Ein neues Projekt: der Hunsrück-Tunnel Viel Geld, für das es zahlreiche Projekte gibt. Gerd Deimel, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens C2i und Sprecher der Initiative Infrastruktur im VCI (Verband der chemischen Industrie), schlug vor, einen Tunnel zur Entlastung der Rheinstrecke zu bauen: den Hunsrück-Tunnel. Im Bundesverkehrsministerium hat man diese Idee aufgenommen. Ferlemann kündigte an: "Wir werden dazu eine Machbarkeitsstudie erstellen, ob das sinnvoll ist." Man müsse womöglich nicht die gesamte Strecke untertunneln. "Aber wir sprechen da von einer Investition in Höhe von mindestens sieben Milliarden Euro", so Ferlemann. Trotz dieses Wohlwollens: Angesichts vieler anderer Baustellen im Schienennetz (Zulauf zum Gotthard, zum Brennerbasistunnel, zur Fehmarnbeltquerung ...) muss man den Tunnel wohl eher in die Kategorie "utopisch" einordnen.

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