NFZ-Werkstatt

NFZ-Werkstatt Selbstschrauber trifft auf Servicekraft Für Transporteure, die den Fuhrpark selbst finanzieren, ist die eigene NFZ-Werkstatt selbstverständlich. Im Gegenzug vergrößern NFZ-Anbieter ihre Servicenetze. Worin die Vorteile beider Systeme liegen, zeigen die Erfahrungsberichte verschiedener Spediteure. Zweifelsohne zählt zu den Grundsatzfragen einer jeden Spedition neben der Finanzierung der Fahrzeuge auch die Entscheidung für oder gegen eine eigene Werkstatt. Beide Bereiche sind miteinander verquickt. So wuchs in den letzten Jahren die Zahl der Neufahrzeuge, die mit einem Full-Service-Vertrag ausgestattet als Leasingmodelle auf die Unternehmerhöfe rollten – so auch bei der Elflein Spedition & Transport GmbH aus Bamberg. „Die Angebote waren während der Krise sehr güns-tig“, gesteht der Geschäftsführer Rüdiger Elflein. Nun folgte die Kehrtwende: „Mittlerweile finanzieren wir die Fahrzeuge wieder selbst und verzichten auf Serviceverträge. Die Flexibilität und die Kostenkontrolle sind höher, wenn ich die Fahrzeuge nicht in fremde Hände gebe“, begründet der Franke den Schritt zurück. Kaum Reparaturbedarf bei Neu-Trucks Ein Team von sechs Mitarbeitern kümmert sich um den Fuhrpark mit 90 LKW, der bis auf wenige Ausnahmen aus Mercedes-Benz Actros besteht und zum überwiegenden Teil deutschlandweit tourt. „Die Kosten für einen Full-Service-Vertrag rechnen sich in den ersten zwei bis drei Jahren für uns nicht, da die Fahrzeuge wenig reparaturanfällig sind und die meis-ten Schäden unter Garantie oder Kulanz laufen“, bestätigt Fuhrparkleiter Lothar Huberth. Bei sechs Jahren Haltedauer und einem kaum sinkenden Restwert nach dem vierten Jahr lohnt sich später für die Spedition manche eigene Reparatur, sodass die Werkstatt immer ausgelastet ist. Erfahrungsgemäß nehmen die Schäden an den Trucks im letzten Drittel ihres Einsatzes nicht übermäßig zu – was ein wenig von der Modellreihe abhängig ist –, wie der fränkische Spediteur ergänzt. Darüber hinaus stellen zwei feste Fahrtrainer zusammen mit den Daten des Fleetboardsystems, das in 90 Prozent der Fahrzeuge verbaut ist, sicher, dass die Chauffeure verschleißarm unterwegs sind. Ab 15 bis 20 LKW lohnt die Werkstatt „Ein weiterer Punkt, der für die eigene Werkstatt spricht, ist, dass wir das Einsatzprofil unserer Fahrzeuge kennen und damit erst die Schäden genau analysieren und dann die Ursachen abstellen können“, argumentiert Huberth. Auch die Kosten sind ein Argument. „Wir haben oft festgestellt, dass die Kosten in Fremdwerkstätten schnell überhandnehmen können“, erklärt der Unternehmer Elflein. Am Ende entschied man sich wieder für das eigene Team im Blaumann und nimmt diese Entscheidung in die Planungen neuer Standorte der Logistikgruppe mit auf. „Ab 15 bis 20 Fahrzeuge am Standort lohnt sich diese Investition“, so Elfleins Rechnung. Auf beide Servicekonzepte setzt seit letztem Herbst Thomas Scheidt, Inhaber des gleichnamigen Transportunternehmens aus Karlsruhe. Das Gros der Trucks besitzt das AGR-System, arbeitet also mit der innermotorischen Abgasreinigung. Hier tauchen immer wieder Probleme auf. „Mit dem Full-Service-Vertrag werden die Reparaturen nun unterwegs von den Werkstattprofis erledigt. Da gibt es keinerlei Probleme und keine zusätzlichen Kosten“, ist Thomas Scheidt zufrieden. Neben der Netzabdeckung sprach auch der immer größer werdende Ausstattungsaufwand für die Fahrzeugdiagnose und die Reparaturen (Spezialwerkzeuge) gegen die komplette Wartung in Eigenregie. Kleinere Karosserie- und Lackierarbeiten erledigt der Transporteur aus Baden aber immer noch selbst und um die Pneus kümmert sich ein Reifenservice. „Anders organisiert würde sich der Aufwand für unsere Fuhrparkgröße von unter zehn Einheiten nicht rechnen“, begründet Scheidt das jetzige Modell. Die Werkstattkonzepte wachsen Wie ernst den Fahrzeugherstellern die Bindung der Kunden an die eigenen Werkstattnetze ist, zeigt die Geschwindigkeit, mit der die Verbünde, in denen Truck und Trailer gewartet werden, wachsen. Beispielsweise zählen seit Kurzem Meiller und Saxas zur Welt des Mercedes-Benz-Werkstattkonzeptes Truck Works, das nun aus 25 Marken besteht. Neben Schulungen für die Mitarbeiter werden in den Werkstätten nur noch Originalteile der beiden Aufbautenanbieter verwendet. Volvo Trucks, deren deutsche Kunden zu gut 50 Prozent einen Servicevertrag besitzen, arbeitet mithilfe des internationalen Wettstreits namens Vista an der Qualität seiner Ser-viceteams. Am aktuellen Wettkampf nehmen über 13.700 Mitarbeiter aus 75 Ländern teil. Jeder Teilnehmer, der bis zum Finale vorgedrungen ist, wird laut Volvo Trucks rund 90 Stunden in zusätzliches Training investiert haben. Längst sind es nicht mehr allein die NFZ-Anbieter, die sich in der Servicewelt der Transporteure niederlassen. In einer Studie des ADAC Truck Service wurde erstmalig die Verbreitung der Serviceangebote von Nutzfahrzeugbauern, Reifenherstellern, Vermietern und Tankkartenunternehmen verglichen. Analysiert wurden gut 150 Serviceprodukte von über 100 NFZ-Kunden des Pannendienstes. Segmentabhängig gibt es hierbei natürlich Schwerpunkte. Im Branchenschnitt bieten aber 92 Prozent aller befragten Firmen eine 24-Stunden-Pannenhilfe an (siehe Grafik). Ein eigenes, deutschlandweites Werkstattnetz können allerdings nur gut zwei Drittel aufweisen, wobei die NFZ-Hersteller, die sich in der Befragung zu einem Viertel aus der Truck- und zu drei Vierteln aus der Trailerindustrie rekrutierten, fast zu 80 Prozent dies anbieten. Noch deutlicher wird der Unterschied auf europäischer Ebene. Nicht einmal jeder vierte Dienstleistungsanbieter kann auf eigene Werkstattstrukturen zurückgreifen, wohingegen unter den reinen Nutzfahrzeugherstellern immerhin jeder zweite seine Kunden außerhalb von Deutschland flächendeckend betreuen kann. ❙❚■ Rocco Swantusch Das eigene Team im Blaumann ist immer noch weit verbreitet Prüftermin in der Vertragswerkstatt NFZ-Werkstatt Diese SErvices bietet die NFZ-Branche an Der Servicetiefenindex zeigt die Verbreitung von Mobilitätslösungen unter den Anbietern aus Teilbereichen der NFZ-Industrie (Auswahl) Die höhste Marktdurchdringung unter den verschiedenen Services, die von NFZ-, Tankkarten- oder Reifenanbietern und Vermietern angeboten werden, hat der 24-Stunden-Pannendienst. Ein Werkstattnetz haben 65 Prozent aller Befragten, unter den NFZ-Anbietern liegt die Quote bei 78 Prozent. rs 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

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