Neue Zielmarke trifft auf geteiltes Echo

Die Hersteller reagieren entsetzt auf die neuen CO2-Grenzwerte für Lkw und erklären sie aus wirtschaftlichen und technischen Gründen für zu ehrgeizig. "Diese Vorgaben schießen über das Ziel hinaus", warnte vergangene Woche der Verband der Automobilindustrie (VDA). Alternative Antriebe wie Elektromotoren ließen sich bei Lkw in der vorgegebenen Zeit und Menge nur schwer durchsetzen. Vor allem die angedrohten Strafzahlungen trafen auf scharfe Kritik. "Sie lassen jede Verhältnismäßigkeit vermissen", erklärte der VDA-Präsident Bernhard Mattes. "Dadurch könnten selbst große Nutzfahrzeughersteller in ihrer Existenz bedroht werden." Im Übrigen seien die Lkw bereits sparsamer geworden, weil ein geringer Verbrauch für Speditionen ein entscheidendes Kaufargument sei, so der VDA-Chef. Transportunternehmen würden von sich heraus regelmäßig ihre Fuhrparks erneuern. Die Anreize zur Einführung von Niedrig- und Nullemissionsfahrzeugen seien bisher allerdings zu schwach ausgeprägt, sagte Mattes. Auch der Verband der internationalen Automobilhersteller ACEA ist besorgt: Denn die Umsetzung der Reduktionsziele hänge nicht nur vor der Industrie ab. "Wir können die Mitgliedstaaten jetzt nur dazu auffordern, ihre Anstrengungen dringend zu verstärken, um die Infrastruktur aufzulegen, die zum Laden und Betanken der alternativ angetriebenen Lkw erforderlich ist, die en masse verkauft werden müssen, um diese Vorgaben zu erreichen," sagte ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert. Es bedürfe dringend eines EU-weiten Infrastruktur-Aktionsplans, der gewährleiste, dass die von den Herstellern zu produzierenden Zero-Emission-Lkw tatsächlich von den Kunden gekauft und betrieben werden können. Deutschland trägt EU-Kompromiss mit Die Nachfrage ist da: Mehrere Logistik- und Handelskonzerne hatten vor einigen Wochen in einem Brief an EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete und Vertreter von EU-Parlament und -Rat gefordert, dass die Hersteller schneller Lkw mit alternativen Antrieben in Europa einführen. Die Verbände der deutschen Transport- und Logistikbranche -AMÖ, BIEK, BGL, BWVL und DSLV - hatten zudem im November die aus ihrer Sicht hochgesteckten Lkw-Emissionsnormen der EU-Kommission begrüßt. Die Güterverkehrsvertreter sehen vor allem die Hersteller in der Pflicht, speziell für den Nutzfahrzeugmarkt alternative Antriebstechnologien so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen. Diese müssten bezahlbar und alltagstauglich sein. Mehrere deutsche Politiker und Europaabgeordnete zeigten sich zufrieden mit dem Beschluss zu den neuen CO2-Grenzwerten für Lkw. "Es ist deshalb höchste Zeit, dass die EU nun auch für diesen Sektor Klimavorgaben macht", kommentierte Rebecca Harms, EU-Parlamentarierin der Grünen. Mit den Verkaufszielen von zwei Prozent im Jahr 2025 für Niedrig- und Nullemissionsfahrzeuge werde ein dringend notwendiger Anreiz gesetzt, auch bei schweren Nutzfahrzeugen in neue Technologien zu investieren. Dem schlossen sich Stephan Kühn und Lisa Badum an, beide für die deutsche Bundestagsfraktion der Grünen tätig. Auch von dem SPD-Europaabgeordneten Tiemo Wölken kam Zustimmung. EU-Kommissar Cañete lobte die Einigung als weiteren Schritt zum Erreichen der EU-Klimaschutzziele. Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Trotz Protesten aus der Industrie trägt Deutschland die CO2-Vorgaben für Lkw mit. Die Vereinbarung mit dem Europaparlament sei vergangene Woche von den EU-Staaten einstimmig gebilligt worden, hieß es. CO2-Grenzwerte Extrem hohe Bußgelder drohenNeue Lastwagen und Busse sollen bis zum Jahr 2030 fast ein Drittel weniger klimaschädliches Kohlendioxid ausstoßen als heutige Modelle. Auf die Vorgaben einigten sich EU-Unterhändler vor Kurzem. Fahrzeugherstellern, die ihre Flottenziele reißen, drohen hohe Bußgelder: Zwischen 2025 und 2029 sollen nach Angaben der EU-Unterhändler für jedes überschüssige Gramm Kohlendioxid und pro Tonnenkilometer 4250 Euro fällig werden, ab 2030 dann 6800 Euro. dpa/ag

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