Möbelspediteure rufen nach Kontrolle

Mindestlohn, Arbeitsschutzgesetze, Kabotageregeln: "Wir sind in Deutschland Meister im Erlassen von Gesetzen, die wir aber nicht kontrollieren." So fasst Präsident Gert Hebert zusammen, was den Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Möbelspedition und Logistik (AMÖ) gewaltig stinkt. Auf der Jahrestagung des Verbandes vergangene Woche in Wiesbaden wurden die Themen Lohndumping und illegale Kabotage - und vor allem die fehlenden Kontrollen - heiß diskutiert. Preisdruck durch Onlineplattformen Dass es in Deutschland so wenige Kontrollen gebe, öffne Unternehmen aus Osteuropa Tür und Tor, illegale Kabotagefahrten durchzuführen und mit ausländischem Personal Umzüge zu Dumpingpreisen anzubieten. "Zur Zeit treibt uns auch die exorbitante Zunahme von Onlineplattformen um, die zu höchst zweifelhaften Konditionen Dienstleistungen am Markt anbieten", sagte Hebert. Diese Plattformen nehmen Aufträge von Umziehenden an und setzen dann Subunternehmer ein. Bei den dort angebotenen Preisen müsse man davon ausgehen, dass häufig Arbeitskräfte die Umzüge bewerkstelligen, die nicht zu den in Deutschland üblichen Lohn- und Sozialbedingungen arbeiten, ist sich Hebert sicher. "Andere Länder nutzen Mautdaten, um die Kabotage zu kontrollieren", ärgert sich AMÖ-Geschäftsführer Dierk Hochgesang. Er plädiert für eine Gesetzesänderung, die das auch hierzulande möglich macht. Damit sei nachzuweisen, welche Fahrzeuge aus dem Ausland sich wann, wo und wie lange im Inland aufhalten. So lasse sich auch nachvollziehen, ob ausländische Fahrzeuge in Deutschland nicht sogar Kfz-steuerpflichtig seien, glaubt der Verbandsgeschäftsführer. Auch der Mindestlohn habe das Problem der Dumpingpreise in der Branche kaum verändert. "Der Mindestlohn betrifft Personen, die sich in einem Anstellungsverhältnis befinden", erklärte Hochgesang. Es gebe in der Branche jedoch viele Unternehmen, die "bar auf Tatze" bezahlen. "Diese Unternehmen haben sich schon vorher nicht um Steuern gekümmert, die kümmert auch der Mindestlohn nicht", ist sich der AMÖ-Geschäftsführer sicher. Geschäftsvorgänge prüfbar Dennoch hat der Verband die Hoffnung, dass schwarze Schafe früher oder später auffliegen. Denn anders als bei Umzugsunternehmen, die mit Abrisszetteln an Straßenlaternen werben, seien gerade bei Onlineplattformen die Geschäftsvorgänge prüfbar dokumentiert: Der Umzugskunde bezahlt die Plattform und diese bezahlt das Umzugsunternehmen - und zwar nicht mit Bargeld. Hier müssten für Behörden ja auch Lohnabrechnungen prüfbar sein, sagte Hochgesang. Auch so mancher AMÖ-Spediteur ist schon auf die Idee gekommen, als Subunternehmer für eine Online-Plattform tätig zu werden und von deren großer Kundschaft zu profitieren. Bestimmte Auflagen hätten sie dann jedoch abgeschreckt, berichteten Unternehmer am Rande der Tagung. So dürfe ein Spediteur zum Beispiel einen über die Plattform vermittelten Kunden kein zweites Mal umziehen, erklärte ein Teilnehmer. "Wir dürfen als Verband dahin gehend keine Empfehlungen geben, aber wir raten Unternehmen, sich die Bedingungen sehr gut anzusehen", sagte AMÖ-Präsident Hebert zu dem Thema. AMÖ-Zertifikat Qualitätsversprechen Die AMÖ versucht sich mit selbst auferlegten Qualitätsansprüchen gegen Billig-Konkurrenz zu behaupten. Der Verband vergibt deshalb seit 25 Jahren das AMÖ-Zertifikat, seit 2014 überprüft die SVG-Zert als neutrale Zertifizierungsstelle jährlich die Umzugs-Unternehmen, die das Siegel tragen wollen. In diesem Jahr haben 751 Mitglieder das Zertifikat beantragt. Insgesamt zählt die AMÖ rund 900 Mitglieder, von denen jedoch nicht alle Umzugsunternehmen sind und damit für das Zertifikat infrage kommen. Umziehende, die sich an einen Betrieb mit AMÖ-Zertifikat wenden, sollen damit die Sicherheit bekommen, dass ihr Umzug vom Fachmann in höchster Qualität vorbereitet, durchgeführt und abgewickelt wird. ks

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