Mit neuen Ideen zu mehr Pünktlichkeit

Die Güterbahnen spüren derzeit enormen Rückenwind von der Politik: Halbierung der Trassenpreise, ein Masterplan Schienengüterverkehr mit zahlreichen Maßnahmen, um nur zwei Initiativen aufzuzählen. Aber das alles wird nicht viel bringen, wenn die Bahnen nicht ihre Hausaufgaben machen. Sie müssen ein Produkt anbieten, das preislich und vor allem auch qualitativ mithalten kann mit den Leistungen auf der Straße. Kunden wollen nicht mehr bezahlen "Der Wettbewerbsdruck ist enorm. Die Bereitschaft der Kunden, zu wechseln, ist groß", sagt Albert Bastius, seit September 2017 Chief Operations Officer bei der Güterbahn TX Logistik, gegenüber der VerkehrsRundschau. Bastius ist für die Produktionsabläufe bei TX Logistik verantwortlich. "Die Kunden wollen eine gute Qualität haben, aber nicht unbedingt mehr bezahlen", schildert er den Druck, dem die Güterbahnen unterliegen. Da bedarf es Lösungen, die sowohl den Kunden zufriedenstellen, aber auch TX Logistik einen Mehrwert liefern. Mit dem neuen Hub-Konzept, das TX Logistik seit Anfang des Jahres auf der Brenner-Route umsetzt, ist dieser Spagat offensichtlich gelungen. "Ausgangspunkt dafür waren drei Fragen", sagt Bastius. "Wie kann ich die eigenen Transportmittel effizienter nutzen? Wie kann ich gleichzeitig die Produktionskosten senken? Und was kann ich für die Kunden tun, um vor allem die Qualität zu verbessern?" Der letzte Punkt war ein ganz entscheidender. Denn die Qualität sei das "Entry Gate", um Kunden zu gewinnen oder zu halten. Die TX-Logistik-Experten haben sich die Produktion auf der Nord-Süd-Achse über den Brenner angesehen. Von diversen Standorten in Deutschland fahren die TX-Züge mit Trailern nach Verona und zurück. Zum Einsatz kommen Multisystem-Lokomotiven der Marke Vectron. Die können sowohl in Italien (Gleichstrom) wie auch in Österreich und Deutschland (beide Wechselstrom) fahren. "Doch warum sollen wir teure Vectrons auf der ganzen Strecke nach Deutschland einsetzen?", lautete dann die Frage. Also hat TX Logistik sich nach einem Ort umgesehen, wo man die Loks tauschen und weitere Tätigkeiten vornehmen kann wie Personalwechsel oder wagentechnische Untersuchungen. Fündig geworden ist TX Logistik in Kufstein. "Von dort aus fahren wir im festen Rhythmus alle zwei bis drei Stunden nach Verona, neunmal pro Tag", sagt Bastius. TX Logistik lässt auf dieser Route die Vectrons pendeln. Damit ist der Vorteil verbunden, dass sich Verspätungen leichter ausgleichen lassen und ein bereits eingetroffener Zug vorgezogen werden kann, wenn sich ein anderer verspätet. Die seit Jahresanfang gemachten Erfahrungen sind laut Bastius positiv: "Im letzten Jahr hatten wir elf Prozent Ausfälle auf der Brenner-Strecke, in diesem Jahr nur noch vier Prozent. Davon sind etwas mehr als die Hälfte auf externe Faktoren wie Wetter oder Stellwerksprobleme zurückzuführen." Auch die Pünktlichkeit hat sich laut Bastius in den ersten fünf Monaten um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Die Kunden haben also eine bessere Leistung erhalten, aber auch TX Logistik hat profitiert. So beträgt die Wagenlaufleistung 160.000 Kilometer pro Jahr. "Das ist deutlich mehr als bei anderen Bahnen", sagt Bastius. Zudem benötigt die Bahn nicht mehr so viele teure Loks. Vor allem deshalb hat das Unternehmen laut Bastius Kosten in Höhe einer "siebenstelligen Summe" einsparen können. Damit nicht genug. Zum einen will TX Logistik auf der Brenner-Route weitere Verbesserungen mit dem Konzept erzielen. Das Unternehmen hat bewusst in der Anfangszeit Puffer eingebaut. Mit der Verringerung der Verspätungen und dem neuen Rundlaufkonzept hat sich die verfügbare Kapazität auf insgesamt 63 Züge die Woche erhöht. "Bei einem Rundlauf pro Zug und Tag verfügen wir jetzt auf der Route über eine Kapazität von 126 Zügen statt bislang 100", sagt Bastius. TX Logistik will das Hub-Konzept auch auf andere Routen - im Alpentransit über die Schweiz und auf dem Ost-West-Korridor - übertragen. Wobei Bastius einschränkt, dass hier die Engpässe nicht ganz so groß sind. "Hier käme es uns vor allem auf eine bessere Qualität an", sagt der COO. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Railcargo www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze TX Logistik, Tochter der italienischen Bahn Ferrovie dello Stato Italiane (FS), ist vor allem stark auf der Nord-Süd-Achse. Um hier seine Kapazitäten effizienter einzusetzen und die Pünktlichkeit der Züge zu verbessern, betreibt TX Logistik seit Jahresbeginn ein neues Hub-Konzept. TX Logistik setzt weiter auf Nikrasa TX Logistik gehört zu den Partnern, die das Nikrasa-System (nicht-kranbare Sattelauflieger) entwickelt haben. Dabei handelt es sich um eine Platte, auf die ein Trailer gesetzt wird und mithilfe derer eine Kranung auf den Waggon möglich ist."Wir haben derzeit 200 Nikrasa-Platten im Einsatz und würden gerne auf 1000 und mehr gehen", sagte COO Albert Bastius. Daher arbeitet TX Logistik daran, die Platten den Spediteuren näherzubringen. Bastius sieht einen Bedarf auch deshalb, weil der Verkehr gezwungen ist, den CO2-Ausstoß zu vermindern. Beispielsweise hat sich die Bayerische Staatsregierung zum Ziel gesetzt, am Brenner in den nächsten fünf Jahren jährlich zwei Prozent des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Allein auf dieser Route fahren jährlich 2,4 Millionen Sattelauflieger, von denen 2,1 Millionen nicht KV-fähig sind."Hier ist Nikrasa eine Alternative", sagt Bastius. Er verwies auf die Projektgruppen, die an dem Future Trailer und Future Waggon arbeiten, um so mit der Nikrasa-Platte auch Sattelauflieger mit einer Profilhöhe von P385 transportieren zu können. cd

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