Mietkunden bauen auf Transparenz

Geht es um die Neuanschaffung eines Lkw, ist für aktuell jedes dritte Logistik-Unternehmen (35,8 Prozent) Miete eine wahrscheinliche bis sehr wahrscheinliche Option. Dies ergab eine Umfrage der VerkehrsRundschau, die im Herbst 2016 unter über 500 Logistik- sowie Industrie- und Handelsunternehmen mit eigenem Fuhrpark durchgeführt wurde. Schaut man sich die Ergebnisse näher an, liegen Leasing und Kauf offenbar etwas mehr im Trend. So gab mehr als jedes zweite Unternehmen an, dass es sich bei der Lkw-Neuanschaffung wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich für einen Leasingvertrag entscheiden würde: Bei einer Skala von null (gar nicht wahrscheinlich) bis zehn (sehr wahrscheinlich) entfielen insgesamt 57,3 Prozent auf die Werte sieben bis zehn. Jedes fünfte Unternehmen (20,8 Prozent) gab bei dieser Frage sogar den Höchstwert von zehn an. Eigentum steht der VR-Marktforschung zufolge noch höher im Kurs: 67 Prozent berichteten, dass sie ihren Fuhrpark wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich (Werte sieben bis zehn) durch gekaufte beziehungsweise finanzierte Fahrzeuge aufstocken werden. Jedes dritte Unternehmen (34,3 Prozent) betrachtet einen Kauf sogar als sehr wahrscheinlich (Höchstwert zehn). Miete als sinnvolle Alternative Laut Peter Hellwich von der PHS Fuhrpark- und Logistikberatung in Germering ist die Art der Nutzfahrzeugbeschaffung stark davon abhängig, mit welchen Geschäftsentwicklungen Unternehmen konfrontiert sind: "Jemand, der regelmäßig transportiert, wird natürlich seine eigenen Fahrzeuge haben. Zum Abfangen von Auftragsspitzen und zeitlich begrenzten Sonderaufträgen ist die Miete aber schon seit jeher eine sinnvolle Alternative zu Kauf und Leasing." Man habe flexiblen Zugriff auf ein Fahrzeug und spare sich den Wertverlust bei eigenen Lkw beziehungsweise das Restwertrisiko bei Leasingverträgen, erklärt Hellwich die Pros für die Miete. Grundsätzlich sei diese Beschaffungs-Variante in der Transportlogistik bei drei Szenarien sinnvoll: "Wenn kurzfristig ein Fahrzeug ausfällt und auf die Schnelle Ersatz gebraucht wird, ist die Kurzzeitmiete ein guter Weg, um den Fuhrpark am Laufen zu halten. Mittelfristige Anmietungen können dabei helfen, saisonale Spitzen abzufangen", so der Fuhrparkexperte. Langfristige Miete komme dagegen bei Aufträgen in Frage, bei denen der Unternehmer weiß, dass er ein Fahrzeug für eine bestimmte Zeit, unter Umständen auch über mehrere Jahre, braucht, aber trotzdem nicht gleich kaufen will. "Hier befindet sich auch schon der Übergang zwischen Langzeitmiete und Leasing und es empfiehlt sich ein genauer Vergleich der Konditionen", so Hellwich. Nächstes Winterloch kommt bestimmt Ein Paradebeispiel für den Kurzzeitmieter ist die Spedition Günter Pausch aus Raubling bei Rosenheim. Das inhabergeführte Unternehmen ist im Bereich Baustellentransporte aktiv und fährt vor allem Schüttgut. Seit rund zwei Jahren ist Günter Pausch Kunde von Horenta. "Ich bevorzuge flexible, eher kurze Laufzeiten. Mit meinem Vermieter kann ich entsprechend verhandeln", erklärt Geschäftsführer Günter Pausch. Diese Art der Nutzfahrzeugbeschaffung sei zwar vergleichsweise teuer. "So können wir aber flexibel bleiben. Zur Überbrückung von Auftragsspitzen nutze ich derzeit zwei Mietfahrzeuge", berichtet Pausch. Schon im vergangenen Jahr hatte der Spediteur zwei Lkw gemietet, um auf die für den Baustellenverkehr typischen saisonalen Schwankungen reagieren zu können. "Wenn das Winterloch kommt, kann ich sie zurückgeben und bin sorgenfrei", sagt Pausch. Es gibt aber auch Unternehmer, die selbst der längerfristigen Miete der klassischen Fahrzeugbeschaffung via Leasing oder Finanzierung grundsätzlich den Vorzug geben. So setzt das auf nationale Wechselbrücken-Verkehre für die Textilbranche spezialisierte Transportunternehmen Blitz mit Sitz im hessischen Groß-Umstadt seit nunmehr acht Jahren auf Langzeitmiete mit einer vergleichsweise langen Laufzeit von 48 Monaten. Geschäftsführer Dirk Blitz, der vor allem mit Pema zusammenarbeitet, nahm nach Angaben des Vermieters kürzlich seinen 100. Lkw in Empfang. Die Miete sei vorteilhaft, weil man nicht für ein bestimmtes Fahrzeug, sondern für eine Mobilitätslösung bezahle, erklärt Blitz. Darüber hinaus profitiere er davon, dass Pema die Lkw aus Gründen der Weitervermarktung in der Regel vorzeitig gegen neue Fahrzeuge tausche. "Bei solchen Gelegenheiten haben wir dann zwischendurch immer die Chance, die Konfiguration unserer Flotte anzupassen, ohne das Vertragsende abwarten zu müssen", sagt der Mittelständler. Kostentransparenz bleibt Dauerthema Auch die große Mehrheit der mieterfahrenen Unternehmen in der VR-Umfrage - jedes zweite hat nach eigenen Angaben schon einmal einen Lkw gemietet - hat gute Erfahrungen gesammelt. Lediglich 20 Prozent der Mietkunden haben dabei Unschönes erlebt. Mit Abstand am häufigsten bemängelt (69 Prozent) wurden versteckte Kosten: Das Thema Fahrzeugrückgabe und nachträgliche Forderungen der Vermieter bleiben also ein Dauerthema. Unliebsame Überraschungen bei Rückgabe eines Fahrzeugs musste auch Günter Pausch in Kauf nehmen: "Wir haben mit einem Vermieter zusammengearbeitet, der größtenteils neue Fahrzeuge vermietet. Nach einem Jahr Mietdauer - und das im Baustellenverkehr - wurde bei der Rückgabe vom Vermieter ein fast neuwertiger Zustand erwartet, jeder Kratzer wurde in Rechnung gestellt. Das Ganze ist am Ende sehr teuer geworden." Fuhrparkexperte Hellwich zeigt hier für die Vermieterzunft ein Stück weit Verständnis: "Vor allem freie Vermieter, die mit den Angeboten der Hersteller konkurrieren, stehen hier vor großen Herausforderungen: Sie müssen knallhart kalkulieren. Das Fahrzeug verliert mit jedem Steinschlag und jeder Delle an Wert. Daher möchte ein Vermieter das Fahrzeug im Idealfall natürlich in einem guten Zustand zurückbekommen." Er rät Mietern, die einigermaßen auf der sicheren Seite sein wollen, sich möglichst umfassend zu versichern. "Kleinschäden am Fahrzeug werden aber immer problematisch bleiben", gibt Hellwich zu bedenken. Etwaige Folgekosten, etwa durch Selbstbeteiligung, seien bei der Rückgabe also entsprechend einzukalkulieren. "Gerade bei der Langzeitmiete muss man sich darüber im Klaren sein, dass Schäden in der Regel nicht ausbleiben", so der Fuhrparkberater. Dies gelte vor allem für Einsatzszenarien, die von Haus aus eine gewisse Beanspruchung der gemieteten Fahrzeuge mit sich bringen: "Im Baustellenbereich oder im Verteilerverkehr werden Sie kaum in der Lage sein, das Fahrzeug ohne jegliche Schäden zurückzugeben. Das müssen Mieter je nach Einsatzszenario des Fahrzeugs auf jeden Fall mit einkalkulieren." Fixe Kosten dank Full-Service Günter Pausch jedenfalls ist mit seinem jetzigen Vermieter hochzufrieden: "Die Zusammenarbeit mit Horenta verläuft zum Glück problemlos. Die Kosten sind von Anfang an transparent und am Ende kommt keine dicke Rechnung." Der Schüttgutspezialist hat für seine gemieteten Mercedes Arocs einen Full-Service-Vertrag abgeschlossen, der alles außer Gewaltschäden abdeckt, auch Reifen beziehungsweise Reifenverschleiß. "Wenn etwas mit dem Fahrzeug sein sollte, geht die Schadensmeldung an den Vermieter und wir können dank des engmaschigen Mercedes-Netzes auf eine große Auswahl von Werkstätten zurückgreifen", so Pausch. Auch Spediteur Blitz hat in Sachen Kostentransparenz nichts zu beklagen. Er überlässt im Rahmen eines Full-Service-Vertrags nicht nur die komplette Schadensabwicklung, sondern auch den Ersatz defekter Reifen sowie alle übrigen Reparaturen und Wartungstermine seinem Vermietpartner Pema. "Mit der monatlichen Rate sind alle Fahrzeugkosten außer dem Dieselverbrauch abgedeckt, sodass wir exakt und völlig ohne Risiko kalkulieren können", sagt Blitz. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lkw-Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Experten-Tipp Wie Transportunternehmer das Beste aus der Lkw-Miete herausholen - Informieren Sie sich möglichst im Vorfeld über die verschiedenen Anbieter im Markt. Hat der infrage kommende Vermieter genau das, was Sie kurzfristig brauchen, sei es Zugmaschine, Auflieger, Komplettzug oder Spezialfahrzeug? Insbesondere bei Auftragsspitzen im Saisongeschäft kann die Nachfrage hoch und das Angebot entsprechend knapp sein. In diesem Fall braucht man nicht mit günstigen Sonderkonditionen rechnen.- Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass im Gegensatz zum Leasing, wo ein gewisser Verschleiß mit den Raten abgegolten wird, ein Nutzfahrzeugvermieter bei der Rückgabe auf den bestmöglichen Zustand des Fahrzeugs pochen wird. Sichern Sie sich daher so gut wie möglich über Versicherungen ab und lassen Sie Nachzahlungen für etwaige Schäden von Anfang an in ihre Kalkulation miteinfließen.- Auch wenn Sie über eine eigene Werkstatt verfügen sollten, lohnt sich ein Blick auf Full-Service-Angebote. Wenn der gemietete Lkw liegen bleibt, hilft einem die eigene Werkstatt akut wenig weiter. Wägen Sie ab, was ein Paket mit inkludierten Service-Dienstleistungen kostet - und was Sie im Fall der Fälle bei einer "nackten" Miete als Eigenleistung zusteuern müssten. Wer auf bestmögliche Kostenkalkulation Wert legt, darf also gern zu klar definierten Pauschalangeboten greifen. mh

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