Miet-Lkw im Angebot

Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln - unter dem Motto standen zumindest Teile des Vermietmarkts in den vergangenen Monaten. Sixt ist so ein Fall. 2013 zählte der Vermieter noch 3600 Fahrzeuge, 2014 waren es nur noch 1400, jetzt sind es den Angaben nach satte 5500. "Ja, die Flotte wurde deutlich ausgeweitet", heißt es auf Nachfrage. Der Grund sei, dass das Rent-a-Truck-Geschäft deutlich forciert werden soll, eben auch über neue Angebote wie den Stundentarif in Berlin, der europaweit ausgerollt werden soll. Aber nicht nur Sixt, auch viele andere Nutzfahrzeugvermieter haben in den vergangenen zwölf Monaten ihre Flotten aufgestockt. Meist lagen die Zuwachsraten allerdings zwischen 10 und 20 Prozent und nicht bei sagenhaften 300 Prozent (siehe Grafik Seite 36). Ein anderes Beispiel ist Renault Trucks. Arbeiteten die Franzosen 2013 noch mit der Marke R-Trucks von Nutzlast Die LKW-Vermieter zusammen, gingen die Partner 2014 getrennte Wege. Es sah so aus, als wollte Renault zusammen mit Volvo Trucks das Vermietgeschäft in die eigenen Hände nehmen. Es kam anders. Seit Anfang 2015 ist die Marke mit dem Rhombus wieder verpartnert. Diesmal mit Pema. Mit den Harzern hat auch die Renault-Schwestermarke Volvo Trucks eine Kooperation vereinbart. Im Zuge dieser neuen Beziehungen hat Pema 400 Renault-Lkw in die Flotte aufgenommen. Unternehmer können seitdem an 25 Renault-Trucks-Stützpunkten in Deutschland Lkw der Franzosen von Pema mieten. Optisch sind die Mietfahrzeuge der Kooperation zu erkennen an der Aufschrift "Pema Rental Solutions powered by Renault Trucks". In der anderen Partnerschaft bietet jedes Volvo Group Trucks Center seinen Kunden vor Ort die Möglichkeit, Lkw der Marke Volvo bei Pema anzumieten: "Pema Rental Solutions powered by Volvo Trucks". Apps fristen Nischendasein Den Grund für die Kooperation erklärt Niels-Jørgen Jensen von Volvo: "Mietangebote werden von unseren Kunden immer stärker nachgefragt. Unsere Truck Center entwickeln sich damit faktisch zu One-Stop-Shopping-Standorten." Pema stockt dazu seinen Fuhrpark bis Ende 2017 um 800 Volvo auf. Die derzeit allgegenwärtigen Apps für Smartphones und Tablets halten die klassischen Nutzfahrzeugvermieter offenbar für verzichtbaren Firlefanz. Lediglich die VW-Tochter MAN Financial Services (FS) hat zwei solcher Anwendungen für mobile Endgeräte im Angebot. Bei Pema ist sie "in Entwicklung" und bei Staub "in Arbeit". Ansonsten: Fehlanzeige. Die einzige Ausnahme machen die aus der Pkw-Ecke kommenden Vermieter Avis, Europcar, Hertz und Sixt. Sie alle haben so eine Software im Programm. Allerdings machen solche Applikationen hier wegen der vergleichsweise kurzen Mietdauern und kurzfristigeren Anmietungen auch mehr Sinn. MAN FS schickt mit der "Sales"-App ein Programm ins Rennen, das hilft, den passenden Gebrauchten aus der Vielzahl an Rückläufern aus der Nutzfahrzeugvermietung zu finden. Die "Rent"-App zeigt aktuelle Mietangebote und Kontaktinformationen. Und obwohl MAN FS einer der größten Vermieter von Nutzfahrzeugen in Deutschland ist, kommt die App bei Google-Play nur auf "über 100" Downloads und liegt damit noch hinter der Sales-App aus gleichem Hause (über 1000). Telematik ist in Vielleicht erklärt das offensichtlich geringe Interesse der Nutzer aus dem Transportgewerbe die Zurückhaltung der anderen Vermieter. Europcar, Hertz und Sixt kommen dagegen auf über 500.000 Downloads bei Google-Play, Avis auf mehr als 50.000. Getrieben sind die Zahlen wahrscheinlich vom Pkw-Geschäft. Allerdings bildet die Software nicht nur das Pkw-Angebot ab. Wie beispielsweise Sixt betont, können Nutzer über die App auf das komplette Fahrzeugprogramm zugreifen, inklusive der 5500 Lkw. Ansonsten helfen die Programme der Pkw-Spezialisten bei der Suche nach der nächsten Station, dem passenden Fahrzeug und den Kontaktdaten. Zudem lässt sich der Wunsch-Wagen gleich anmieten. Fehlende Apps heißt aber nicht, dass die Vermieter IT-feindlich sind. Telematikdienstleistungen haben sie fast alle im Service-Portfolio. Und das Thema beschäftigt auch die Transportunternehmer zunehmend. Gleich mehrere Vermieter aus der Marktübersicht nannten Telematik als Stichwort auf die Frage, welche Services die Kunden zuletzt verstärkt nachfragen. "Telematik ist ein aktueller Punkt. Besonders im temperaturgeführten Bereich werden die Vorteile dem Kunden immer deutlicher", erklärt beispielsweise Kim Raun, Geschäftsführer des im vergangenen Jahr offiziell gestarteten Trailer-Vermieters Krone Fleet. Die Zeiten, dass Telematik nur zur Positionsbestimmung genutzt werde, seien vorbei, dazu könnten die Systeme heute zu viel. Beispielsweise die Kühlaggregate zu steuern. Verglichen mit Telematiksystemem für die ziehende Einheit, hinkt die Verbreitung der pfiffigen, kleinen Boxen in der gezogenen Einheit noch hinterher, holt aber auf. Auch wenn die Vermieter ihre Flotten zunehmend technisch aufrüsten - Neufahrzeuge sind oft mit Telematik sowie den verfügbaren Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen ausgestattet - blieben die Mietraten in den vergangenen zwölf Monaten weitgehend stabil. Nur ein kleiner Teil der Vermieter hat an der Preisschraube gedreht. Und wenn, dann bewegten sich die Preiserhöhungen um die Fünf-Prozentmarke. Allerdings: Mieter, die Telematiksysteme in ihren Fahrzeugen nicht nur spazierenfahren, sondern auch nutzen, müssen dafür eine Gebühr entrichten. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate geben sich die Vermieter preislich ähnlich zurückhaltend. Wenn es teurer wird, bewegt sich der Aufschlag in der Spannbreite von zwei bis fünf Prozent (siehe Grafik links). "Wir sind positiv gestimmt, was unsere Geschäftsentwicklung angeht. Durch die Marktsituation können wir annehmen, dass die Spediteure eher mieten als sofort auf den Neukauf eines Fahrzeuges zurückzugreifen", sagt Paul Witteler, Gesschäftsführer von LVS Witteler. Witteler vermietet nicht nur Trucks, sondern verkauft auch neue und gebrauchte Lkw. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Marktübersicht Online Interaktiv Vermieter suchen Die interaktive Online-Version der Marktübersicht Miete-Leasing bietet zusätzliche Detailinformationen zu den einzelnen Vermietern sowie den von ihnen angebotenen Fahrzeugen und Dienstleistungen. Über einfache Filter können Unternehmer gezielt nach Anbietern suchen, die den gewünschten Service bieten.Direkt zur Online-Version im Web: verkehrsrundschau.de/marktuebersichten sv

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