Mehr Klarheit durch Fahrversuche

Manchmal verstehen Lkw-Fahrer und für die Verladung verantwortliche Mitarbeiter von Industrie und Handel die Welt nicht mehr: Sie haben die ihnen anvertraute Ladung nach bestem Wissen und Gewissen im Lkw verzurrt - und trotzdem gibt es bei einer Polizeikontrolle Ärger. Dann lautet die Frage: Lohnt es sich, einen Bußgeldbescheid oder eine Anzeige genauer zu prüfen? Grundsätzlich gilt: Verlader, Fahrer, Spediteure und unter Umständen die Fahrzeughalter sind für die Ladungssicherung verantwortlich. Wurde die Ladung nicht regelkonform gesichert, kann die Polizei die Weiterfahrt solange untersagen, bis die Ladungssicherung den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Die Verantwortlichen erhalten einen Bußgeldbescheid oder sogar eine Anzeige. Ging zum Zeitpunkt der Kontrolle eine Gefährdung für den Straßenverkehr von der Ladung aus, verhängen die zuständigen Behörden sogar Punkte in der Flensburger Verkehrsregister. Allerdings gibt es zahlreiche Grenzfälle. "Ladungssicherung ist ein sehr komplexer Vorgang mit vielen Besonderheiten; je nach Ladung, Aufbau und Beschaffenheit der Materialien. Insbesondere die konkreten Reibbeiwerte müssen bekannt sein, um nicht zu falschen Ergebnissen und Rückschlüssen zu kommen. Rechnerisch lässt sich eine Ladungssicherung nur sehr schwer erfassen, doch leider können die Kontrollbehörden vor Ort nur rechnerisch tätig werden", sagt Thorsten Ludwig, Ladungssicherungsexperte bei TÜV SÜD und Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Ladungssicherung. Deshalb bietet TÜV SÜD einen neuen Service für Fahrer, Transportunternehmen und Verlader an. TÜV SÜD Experten wie Ludwig können nach Vorlage aller Unterlagen (beispielsweise die Anzeige und Fotos) zunächst kostenfrei eine Einschätzung zur Berechtigung einer Anzeige vornehmen. Ergeben sich Zweifel an der Beanstandung, kann ein Gutachten beauftragt werden, welches für Klarheit sorgt. Die Erstbegutachtung ist eine große Hilfe für die Praktiker: Winkt der TÜV SÜD Experte von vornherein ab, können sich die Betroffenen weitere Kosten durch fruchtlose Einsprüche sparen. Wird aufgrund dieser Vorprüfung hingegen ein Einspruch als Erfolg versprechend gesehen, kann der Betroffene den Rechtsweg einschlagen und einen Anwalt hinzuziehen. Die Möglichkeit einer Einschätzung besteht aber auch, wenn in einem laufenden Verfahren bereits Einspruch eingelegt wurde. Auch Rechtsanwälte können sich direkt an die TÜV SÜD Experten wenden. Das Gutachten selbst wird auf Basis von rechnerischen Nachweisen sowie statischen und dynamischen Fahrversuchen erstellt. Bei dynamischen Fahrversuchen kommen eigens von TÜV SÜD entwickelte Stützachsen zum Einsatz, die es erlauben, die Ladungssicherung auch in extremen Situationen zu prüfen. "Die dynamischen Fahrversuche bilden die Ladungssicherung genauer ab, als es eine Berechnung könnte", erklärt Ludwig, der bereits seit zehn Jahren Fahrversuche durchführt. Das Gutachten kann dann vor Gericht als Beweis herangezogen werden, dass die Ladungssicherung doch ordnungsgemäß war - oder zumindest keine Gefährdung des Straßenverkehrs vorlag. Die Folge im letzteren Fall: Es wird zwar ein Bußgeld fällig - aber die vor allem bei Lkw-Fahrern gefürchteten Punkte in Flensburg entfallen. Aber auch wenn die Vorabeinschätzung des TÜV SÜD Experten negativ ausfällt, oder das Gutachten die Betroffenen nicht vollständig entlasten kann, lassen sich die Ergebnisse zur Optimierung der Ladungssicherung verwenden. "Man kann die unangenehme Tatsache, dass man eine Anzeige bekommen hat, dazu nutzen, dass dieses nicht wieder geschieht", sagt Ludwig. Im Sinne des Präventionsgedankens können die TÜV SÜD Experten im Anschluss an die Versuche eine Ladungssicherung vorschlagen, die nach den einschlägigen Normen der VDI 2700 und DIN EN 12195-1 richtig und sicher ist. Insbesondere für Standardtransporte kann diese Ladungssicherung dann zertifiziert werden. Dieses Zertifikat kann der Fahrer mitführen und der Polizei bei Kontrollen vorlegen. Für Verlader entwickelt TÜV SÜD Verladeanweisungen, die an die Mitarbeiter an der Rampe als Arbeitsanweisung herausgegeben werden können. Auch das verbessert die Qualität der Ladungssicherung und sorgt für mehr Sicherheit für Fahrer, Fahrzeug und Ladung. "Ungeachtet einer Anzeige wegen mangelhafter Ladungssicherung sollten alle Prozessbeteiligten bemüht sein, dieses Thema sach- und fachgerecht schon im Vorfeld von Transporten zu behandeln", empfiehlt Ludwig. Hierzu sind Schulungen der verantwortlichen Mitarbeiter beim Verlader und im Transportunternehmen zwingend notwendig.

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