Trotz der Abkühlung des weltweiten Logistikmarktes bleibt das Interesse am Kauf der Bahn-Logistiktochter DB Schenker laut informierten Kreisen hoch. Mehr als 20 Interessenten haben sich bisher bei der Bahn gemeldet, wie es am Mittwoch aus diesen Kreisen hieß. Erste konkrete Angebote werden vom Konzern bis Ende März erwartet.
Die Bahn plant, mit einer kleineren Anzahl von Anbietern in die nächste sogenannte Due-Diligence-Phase einzutreten. In dieser Phase erhalten die verbleibenden Parteien einen tieferen Einblick in die Geschäftstätigkeit von DB Schenker.
Die Verkaufsabsicht der Bahn hängt von der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit für das Unternehmen ab. Die angestrebten Milliardenerlöse sollen weiterhin im Konzern verbleiben und zur Abbau der hohen Verbindlichkeiten beitragen. Ein endgültiger Verkauf ist für das kommende Jahr geplant.
Trotz der herausfordernden Marktlage im vergangenen Jahr verzeichnete auch Schenker einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2023. Dies entspricht einem Rückgang von rund 700 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz von Schenker ging im selben Zeitraum von fast neun Milliarden Euro auf 19,1 Milliarden Euro zurück. Dennoch liegt der Umsatz immer noch doppelt so hoch wie im Jahr 2019 vor der Coronapandemie. Auch das Ebit liegt deutlich über dem Vor-Krisen-Niveau.
Im Dezember 2022 beauftragte der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn das Unternehmen damit, die Veräußerung von bis zu 100 Prozent von DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten. Ende des vergangenen Jahres begann die Bahn mit der Suche nach potenziellen Käufern. Kritiker fordern die Veräußerung schon lange, da DB Schenker mit seinem hohen Anteil an Straßen-, Luft- und Seefracht nicht zum Kerngeschäft der Bahn auf der Schiene passt. Im Jahr 2023 trennte sich die Bahn bereits von ihrer Auslandstochter Arriva, die ebenfalls Teil des Verkaufsprozesses war.
Der gut laufende Logistikkonzern Schenker sorgte mit seinen Milliardengewinnen jahrelang für schwarze Zahlen beim ansonsten wirtschaftlich angeschlagenen Gesamtkonzern. Schenker gehört zu den vier Top-Playern der Branche - neben Kühne+Nagel, dem Logistikkonzern DSV sowie der Logistiksparte von DHL.