Maut, Modelle und Moneten

Drei Achsen am Auflieger kosten mehr Maut als zwei Achsen - und für 12-Tonner, genau genommen 11,99-Tonner, wird seit ein paar Monaten überhaupt erstmals Maut fällig. Bei 100.000 jährlichen Mautkilometern kostet ein Dreiachsauflieger 180 Euro mehr an Maut als ein Zweiachser (siehe Kasten oben rechts). Allerdings schaffen die leichteren Zweiachs-Modelle wegen des geringeren zulässigen Gesamtgewichts auch weniger Nutzlast weg. "Wir reden hier über einen Nutzlastverlust von drei Tonnen", sagt Thomas Dudenhausen, Geschäftsführer des Trailer-Vermieters GTI Miet-Fahrzeug-Center (siehe Tabelle rechts). "In der Vermietung spüren wir nach den Zweiachsaufliegern keine signifikante Nachfrage", so Dudenhausen weiter. Das gleiche Bild zeigt sich auch beim deutlich größeren Konkurrenten TIP Trailer Service. "Dadurch, dass sich die Nachfrage nicht geändert hat, hat sich das Portfolio bezüglich der Fahrzeugklasse Zweiachsoder Dreiachs-Auflieger nicht verändert", sagt Oliver Bange, Geschäftsführer Central Region von TIP. Mautersparnis rechnet sich nicht Ähnlich stellt sich die Lage auch beim Vermieter Pema dar. Zwar habe es von einigen großen Logistikdienstleistern ernsthafte Anfragen zu Zweiachstrailern gegeben, gemietet habe sie nach der Kalkulation aber keiner, so Udo Brestel, Vertriebsleiter bei Pema. "Nur einer von unseren 1500 Kunden hat extra einen BDF-Gliederzug mit einer Ein-Achs-Lafette gemietet", erinnert sich Brestel. "Wegen der fehlenden Nutzlast lohnen sich die Zweiachser nur für Unternehmer mit langfristig festen Aufträgen und Linien, auf denen Volumen zählt", erklärt GTI-Chef Dudenhausen. Und dann werde lieber gekauft als gemietet. Für alle anderen stehe die Mautersparnis in keinem guten Verhältnis zum Nutzlastverlust, der die Flexibilität - beispielsweise bei Rückladungen oder neuen Kunden - einschränke. Aus dem gleichen Grund scheuen sich die Vermieter, diese Fahrzeuge auf Vorrat in die Flotte aufzunehmen. Sie fürchten das Risiko, für diese Fahrzeuge keinen Nachmieter zu finden. Auch für die Zeit nach der letzten Miete sehen die Vermieter schwarz. "Die Zweiachser sind ein rein deutsches Thema, das macht ihre spätere Vermarktung als Gebrauchte im Ausland schwierig", prognostiziert Pema-Vertriebler Brestel. Das hat Konsequenzen für Mieter: Den schlechteren Restwert refinanzieren die Vermieter über höhere Mietraten. Verführt zum Schummeln Zudem zweifeln einige Vermieter am dauerhaften Bestand der Achsklassen im Mauttarif. Die Gründe: Setzen sich die Zweiachsauflieger durch, fehlen dem Bund Mauteinnahmen und er würde gegensteuern. Auch könnte die aktuelle Tarifstruktur zum Überladen verführen. Denn die in der Maut günstigen Zweiachser halten technisch mehr aus, als es das zulässige Gesamtgewicht gestattet. Als Ersatz für die nicht mehr mautfreien 12-Tonnen-Modelle setzen sich die 16-Tonner im Verteilerverkehr durch. "Die bieten bei den gleichen Abmessungen fast vier Tonnen mehr Nutzlast", begründet Brestel die Entwicklung. 18-Tonner dagegen seien größer und daher für viele Aufgaben im Verteilerverkehr nicht so gut geeignet. "Eine Verlagerung zu den mautfreien 7,49-Tonnern kann ich derzeit nicht beobachten", so Brestel weiter. Das sei aber nicht das Segment, in dem Pema zu Hause ist. Allerdings beschäftigen sich die Harzer derzeit mit Fahrzeugen der Transporter-Klasse. "Am Ende ist die Maut ein wichtiges, aber nur eines von vielen Kostenelementen bei der Fahrzeugwahl", resümiert TIP-Chef Bange. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Lkw-Miete" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Mautregeln für 12-Tonner und Dreiachser Was die Fahrzeuge kosten Für Fahrzeuge mit einem Gewicht ab 7,5 Tonnen müssen Unternehmer seit Oktober 2015 ebenfalls Maut bezahlen. Bis dahin waren erst Fahrzeuge ab 12 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht auf Autobahnen und ausgewählten Bundesstraßen mautpflichtig. Je nach Schadstoffklasse kosten die Kleinen als Zweiachser jetzt zwischen 8,1 Cent (Euro 6) und 16,4 Cent (Euro 0 und 1).Zudem gibt es beim Mauttarif seit dem 1. Oktober vergangenen Jahres zwei zusätzliche Achsklassen: Seitdem gelten die Achsklassen zwei, drei, vier sowie "fünf und mehr" Achsen. Das trifft vor allem Sattelzüge. Ein Euro-6-Sattelzug fährt mit vier Achsen 1,8 Cent pro Mautkilometer billiger als ein Fünfachser. Bei EEV- und Euro-5-Fahrzeugen beträgt die Differenz ebenfalls 1,8 Cent, allerdings ist die Maut wegen der schlechteren Schadstoffklasse insgesamt 2,1 Cent höher.sv

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