Frankfurt/Main/Berlin. Gut drei Jahre nach dem erbitterten Tarifkampf bei der Deutschen Bahn bläst die Lokführergewerkschaft GDL wieder zum Arbeitskampf. Mit Warnstreiks beim bundeseigenen Konzern und verschiedenen privaten Konkurrenten soll die Forderung nach einem Branchentarifvertrag für die bundesweit 26.000 Lokführer untermauert werden. Die genauen Termine und Orte sollen "rechtzeitig vorher" angekündigt werden, wie der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky nach einem einstimmigen Beschluss der Tarifkommission am Donnerstag in Frankfurt ankündigte. Aktionen sollen aber erst nach einem Protesttag mit 1000 Beschäftigten beginnen, der am 16. Februar in Berlin geplant ist.
Weselsky hielt der Deutschen Bahn (DB) und der Gruppe von sechs Privatbahnen vor, die Verhandlungen zum Scheitern gebracht zu haben. Man habe keine andere Möglichkeit mehr als den Arbeitskampf, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Er könne nicht nachvollziehen, warum die Arbeitgeber "billigend die Beeinträchtigung ihrer Kunden in Kauf nehmen", sagte Weselsky.
Er kündigte an, dass es auch bei der S-Bahn Berlin Arbeitsniederlegungen geben solle. Deren Fahrgäste sind ohnehin leidgeplagt, da die DB-Tochter wegen massiver Technikprobleme seit mehr als einem Jahr nur ein Rumpfangebot fahren kann.
Die GDL hatte die Deutsche Bahn zuletzt im November 2007 während des bisher schwersten Tarifkonflikts des Konzerns bestreikt - damals drei Tage lang im Güter- und Personenverkehr. In der fast ein Jahr langen Auseinandersetzung mit mehreren Streiks, Gerichtsverhandlungen und einer vergeblichen Schlichtung erzwang die kleinste Gewerkschaft einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer.
In der aktuellen Tarifrunde will die GDL für die 26.000 Lokführer im gesamten Bahnverkehr einen Branchentarifvertrag herausholen, der insgesamt über dem Niveau des Tarifwerks der Konkurrenzgewerkschaft EVG liegt. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte unter Vermittlung des früheren SPD-Fraktionschefs Peter Struck einen Branchentarifvertrag für den Nahverkehr mit der DB und den sechs Privatbahnen besiegelt.
Für 135.000 Beschäftigte der DB hat sie zudem zwei Erhöhungen von 1,8 und 2,0 Prozent ausgehandelt. Ein Angebot in gleicher Höhe hatte die DB auch der GDL gemacht. Die Gewerkschaft verlangt aber neben höheren Entgelten auch einen besseren Schutz vor Arbeitsplatzverlust beim Wechsel eines Streckenbetreibers oder bei Gesundheitsproblemen der Lokführer.
Für die Deutsche Bahn hatte Personalvorstand Ulrich Weber den Abbruch der Verhandlungen durch die GDL angesichts bereits erzielter Fortschritte als "unangemessen und willkürlich" bezeichnet. Mit einer Gruppe großer Güterbahnen führt die GDL aber noch Verhandlungen, die am 9. Februar fortgesetzt werden sollen. (dpa)
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