Löschen leicht gemacht

Spricht man beim Thema Lithiumbatterien von einem heißen Eisen, liegt man nah an der Wahrheit. Neigt doch das Metall Lithium dazu, mit vielen Elementen und Verbindungen zu reagieren und dabei starke Hitze zu entwickeln. Selbst Wasser kann als Reaktionspartner dienen und ist daher als Löschmittel ungeeignet. Besonders groß ist die Gefahr bei Batterien, die Beschädigungen aufweisen. Unabhängig davon, ob es sich um Lithium-Metall- oder Lithium-Ionen-Batterien oder aber -Zellen handelt, müssen bei deren Transport und Lagerung strenge Vorschriften beachtet werden. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat eine Allgemeinverfügung erlassen, mit deren Hilfe deutsche Versender beschädigte Batterien in ADR-Staaten befördern dürfen. Alternativ gelten die Bestimmungen der Multilateralen Vereinbarung M259, die außer Deutschland bis Mitte Mai bereits 14 weitere europäische Staaten unterzeichnet haben. Klebriges Löschgel erstickt Flammen Um beschädigte Batterien sicher befördern, aber auch gemäß TRGS 510 (Technische Regeln für Gefahrstoffe) lagern zu können, hat die Firma Gelkoh einen Behälter aus Stahl entwickelt, der dank einer automatischen Löschanlage Brände verhindert und auslaufende Flüssigkeiten in einer säurebeständigen Wanne sammelt. Für den Behälter mit dem Namen Li-Co-O2-Box hat das Unternehmen den Innovationspreis Gefahrgut 2014 erhalten. Den Preis vergibt das Fachmagazin Gefahrgut, eine Schwesterzeitschrift der Verkehrs-Rundschau, einmal im Jahr. Die Box besteht aus einem Stahlrahmen mit einer Hülle aus Stahlblech. Der Deckel lässt sich mittels eines Federstabs leicht öffnen, ein Erdungspunkt sowie eine verschließbare Entlüftungsklappe ergänzen die Ausstattung. Das Transportgut liegt im Inneren des Behälters auf einem Gitterrost, unterfangen von einer Wanne mit säurebeständiger Lackierung. "Sie wird nach StaWaR gefertigt, der Stahlwannenrichtlinie für flüssigkeitsdichte Auffangwannen", erläutert Markus Kohten, Technischer Leiter von Gelkoh, und ergänzt: "Somit erfüllen wir auch die Anforderungen der TRGS 510." Noch ist das Zulassungsverfahren als Gefahrgutverpackung nicht abgeschlossen, doch hat die Box die Prüfungen der BAM nach Verpackungsgruppe I bereits erfolgreich bestanden. Angestrebt ist die Zulassung als Großverpackung (50A). Der Behälter wird in fünf Standardgrößen angeboten: vom Modell XS mit 89 Kilogramm Gewicht in den Maßen 900 mal 650 mal 550 Millimeter bis hin zur XL-Ausführung mit einem Gewicht von 210 Kilogramm und den Ausmaßen 1200 mal 1200 mal 1500 Millimeter. "Wir passen sie aber auf Kundenwunsch auch an das Transportgut an", erklärt Kohten. Jede Li-Co-O2-Box verfügt über ein automatisches Löschsystem mit einem Druckbehälter unter dem Gitterrost, einem Sensorschlauch aus Kunststoff rund um die Oberkante des Rahmens sowie zwei Löschdüsen. Schmilzt bei einem Wärmeereignis in der Box der Schlauch, öffnet ein Ventil den Druckbehälter und die Düsen werden mit einem Löschgel versorgt. Das nicht wassergefährdende Gel haftet sehr stark und kühlt so alle Oberflächen im Inneren der Box, ohne mit dem Lithium zu reagieren. Für mehr Sicherheit lässt sich der Behälter zusätzlich mit einem zweiten Löschsystem ausrüsten. Gekoppelt mit einem Rauchmelder löst das aus, wenn aus der wärmedämmenden Innenverpackung zunächst nur Rauch, aber keine große Hitze herauskommt. Zudem besteht die Möglichkeit, das Löschgel direkt zur Batterie in die Innenverpackung abzugeben. Die Redundanz der Systeme ist besonders wichtig für den Luftverkehr. Jeder Behälter hat eine Black Box mit eigener SIM-Karte zur Übermittlung von Daten. Sie kann zur Ortung genutzt werden, sendet aber auch Informationen von eingebauten Sensoren, beispielsweise Gas-, Licht- und Leckagesensoren oder - besonders wichtig - Thermosensoren. So wird der Anwender alarmiert, falls in oder mit der Box etwas Unvorhergesehenes passiert, und er kann sofort darauf reagieren. "Alle Informationen, die die Box sendet, gehen an ein Onlineportal", fasst Kohten zusammen. Und weiter: "Dort kann man die Parameter einstellen, nach denen unser Kunde informiert werden will." Innenleben wie bei einer Outdoor-Jacke Neben der Stahlbox hat Gelkoh die passenden Innenverpackungen entwickelt. Denn laut Verpackungsanweisung P908 im kommenden ADR 2015 muss beim Transport jede beschädigte Zelle oder Batterie einzeln in einer Innenverpackung verpackt sein. Die Innenverpackung besteht aus reißfestem Gewebe, das mit einem speziellen Filtermaterial gefüllt ist. Wie bei Funktionskleidung können Gase nur in eine Richtung, von innen nach außen, das Gewebe passieren. "Die Innenverpackung entspricht Punkt 2 der P908 und die Außenverpackung wird mit der UN-Codierung als Großverpackung die Punkte 1, 3, 4 und 5 erfüllen", ist Kohten überzeugt. Zudem strebt er eine Feststellung für den Transport stark beschädigter Batterien an, von denen eine besondere Gefahr ausgeht und die von der M259 ausgeschlossen sind. Zur Sicherung des Ladeguts ist in der Box vor und hinter dem Gitterrost eine sogenannte Airlineschiene eingebaut. Mit Gurten, die in den Zurrösen dieser Schienen befestigt werden, wird jede Innenverpackung niedergezurrt, "und zwar immer mit mindestens zehn Zentimetern Sicherheitsabstand zur Außenverpackung", versichert Technikleiter Kohten. Denn durch dieses System erreiche das Löschgel im Fall der Fälle schnell alle zu kühlenden Flächen. Ein solches High-Tech-Produkt hat seinen Preis. Je nach Größe und Ausführung kostet eine Li-Co-O2-Box zwischen 3900 und 5900 Euro. Allerdings bietet Gelkoh auch ein Leasingmodell an, das bei 67 Euro monatlich startet.

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