Lkw-Parkplatzkrise: Fünf-Punkte-Plan soll helfen

Stets für alle Beteiligten ein Ärgernis - in der Urlaubs- und Reisesaison aber ganz besonders: die Lastkraftwagen-Stellplatznot entlang deutscher Fernstraßen. Berlin will mit innovativen Konzepten für das Parkraum-Management gegensteuern. Den Branchenverbänden dauert das viel zu lange. Tropfen auf den heißen Stein? Im Juli musste die Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag einräumen: "Trotz wesentlicher Erhöhung der Abstellmöglichkeiten für Lkw an Bundesautobahnen in den letzten Jahren bestehen weiterhin Engpässe an den Rastanlagen; vor allem in den Nachtstunden." Bis zu 40.000 Stellplätze zu wenig In Deutschland gibt es der Autobahn GmbH des Bundes zufolge derzeit rund 85.000 Lkw-Stellplätze - nach Einschätzung des Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) womöglich 40.000 unter Bedarf. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zählte 2018 bereits 23.300 Plätze zu wenig, und der Güterverkehr auf der Straße hat seitdem stark zugenommen. Die Bundesregierung betrachtet die Behebung des Mangels als "wichtige Daueraufgabe" und will ihm mit einem Fünf-Punkte-Plan zu Leibe rücken, der in den nächsten beiden Jahren wichtige Wegmarken setzen soll. Dabei setzt sie neben dem Bau neuer Stellplätze auf eine intelligentere, digitaltechnisch unterstützte Nutzung des bereits vorhandenen Raums. Überschaubare Ausbauerfolge 2022 und 2023 entstanden 781 neue Abstellflächen; in diesem und dem nächsten Jahr sollen 1400 weitere hinzukommen. Überschaubar erscheinen angesichts der Dimension des Mangels die bisherigen Ergebnisse eines 2021 aufgelegten Förderprogramms im Umfang von 110 Millionen Euro, das zunächst bis Ende dieses Jahres private Investitionen in Neu- und Ausbau von Stellflächen nahe Autobahnanschlüssen ankurbeln sollte: "Von bislang 1346 bewilligten Lkw-Parkständen mit einem Fördervolumen von rund 50 Millionen Euro sind bereits 918 für den Verkehr freigegeben worden", teilt die Bundesregierung mit. Als vielversprechender Neuansatz erscheinen ihr Maßnahmen für die optimierte Organisation der Brummi-Pausen auf den Flächen, die es bereits gibt. Kostenfreies "komprimiertes Parken" mit telematischer Unterstützung sowie die digitale Erfassung des Bedarfs sollen mehr Ordnung in das Chaos bringen, das sich auf den Rastplätzen immer wieder mit teils verkehrsbehindernd abgestellten Lastwagen bemerkbar macht. Zudem ist die Suche nach einem geeigneten Stellplatz für die Fernfahrer ein erheblicher Stressfaktor. Ein bundesweiter Stellplatzinformationsdienst, der auf Mautdaten basiert, ist noch in der Entwicklung; er soll nach Regierungsangaben bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. Kolonnenparken - so funktioniert es Wie das Kolonnenparken funktioniert, erklärt die Autobahn GmbH des Bundes: Lkw halten an einem Bedienterminal an. Dieses ist durch eine Schranke gesichert Eingabe der gewünschten Abfahrtzeit beziehungsweise Pausenzeit am Bedienterminal durch den Lkw-Fahrer Gleichzeitig automatische Vermessung des Lkw (Laserscanner) Auf Basis der Fahrzeuglänge und der gewünschten Abfahrtzeit Zuweisung einer bestimmten Parkstandsreihe Ausdruck Parkticket und Öffnung der Schranke Über Überkopf-Displays wird die richtige Parkstandsreihe mit einem grünen Pfeil dargestellt Lkw fährt in Parkstandsreihe ein, ohne eine Lücke zu lassen Die noch verfügbare freie Stellfläche wird kontinuierlich gemessen (Laserscanner) Telematisch basierte Einweisung Experimente mit Kompaktparken als telematisch unterstütztem Flächenmanagement sollen den Parkraum bestehender Rastanlagen um bis zu 50 Prozent erhöhen können. Sie reichen bereits einige Jahr zurück und wurden zum Beispiel in Bayern erfolgreich erprobt. Derzeit sind vier entsprechende Anlagen in Betrieb, drei weitere sollen bis Ende 2025 entstehen. Die Grundidee ist die kompakte Sortierung der Lkw abhängig von der Dauer der Ruhephasen ihrer Fahrer. Das telematische System weist sie dicht hintereinander in Parkkolonnen ein, die nach gewünschten Abfahrtzeiten gestaffelt sind. Es vermisst die Länge der Fahrzeuge mit Laser-Technologie. Im Ergebnis stehen jeweils nur Lastwagen dicht hintereinander, die sich zur selben Zeit oder später als die vor ihnen parkenden wieder auf den Weg machen wollen. Bis Ende 2030 rund 170 Projekte Solche Versuche sind wie auch das noch näher zu erprobende Rückwärtsparken für Lkw laut BGL zwar zu begrüßen, jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein: "Selbst wenn Kolonnen- und Rückwärtsparken in größerem Maßstab funktionieren sollten, werden die Auswirkungen nicht so groß sein, dass sie eine auch nur annähernd dimensionierte Alternative zum Ausbau der momentanen Lkw-Stellplatzkapazitäten entlang der deutschen Autobahnen darstellten." Zum Thema Ausbau heißt es bei der Autobahn GmbH des Bundes: "Perspektivisch ist geplant, dass sich bis Ende 2030 rund 170 Rastanlagenprojekte im Bau und in der Planung befinden." Doch nicht nur der BGL, sondern auch der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) beklagt, dass der Bau zusätzlicher Stellplätze bisher der Zunahme des Straßengüterverkehrs hinterhergehinkt habe und teils durch lange Planungs-, Bau- und Genehmigungszeiten aufgehalten werde. "Zwei-Klassen-Parksystem" In einer Stellungnahme des DSLV zum Förderprogramm des Bundes für private Investitionen in zusätzliche Lkw-Stellplätze sprach der Verband sogar von einem "Zwei-Klassen-Parkplatzsystem": Die Lkw-Maut sei ein "indirektes Entgelt" für die Nutzung öffentlicher Parkflächen entlang von Bundesautobahnen, begründe jedoch keinen Rechtsanspruch auf Stellplätze. Öffentlicher Parkraum müsse aber "diskriminierungsfrei zur Verfügung stehen". Das Thema Maut und Parken hatte auch der Bundesverband für Eigen-Logistik und Verlader (BWVL) schon im Visier und forderte, wie die VerkehrsRundschau berichtete, aus Teilen der Mauteinnahmen die Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer zu verbessern. Konkret gemeint waren die Anzahl der Parkplätze und auch die Qualität der sanitären Einrichtungen vor Ort. Ähnliche Vorstellungen kursieren in Gewerkschaftskreisen unter dem Stichwort "Sozialmaut".

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