Bundesstraßen in Baden-Württemberg gelten als besonders vom Schwerlastverkehr belastet. Berufskraftfahrer haben es schwer, Plätze für ihre Fahrzeuge zu finden. Da sie sich nachts an bestimmte Lenk- und Ruhezeiten halten müssen, sind sie auf ausreichend Park- und Rastplätze angewiesen. Manchmal bleibt ihnen aber nichts anders übrig, als "wild" auf Pkw-Stellplätzen zu parken oder ihren Lastwagen auf Ein- und Ausfahrten von Rastanlagen abzustellen. Wie aus einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der CDU-Fraktion an das Verkehrsministerium in Stuttgart hervorgeht, hat sich die Anzahl der Stellplätze für Lastwagen an zweibahnigen Bundesstraßen in Baden-Württemberg seit 2018 nicht geändert.
Verbesserung der Lkw-Stellplatzsituation
Eine Nachforschung durch das Landesverkehrsministerium, wie groß der Bedarf an Lkw-Stellplätzen an hochbelasteten Bundesstraßen ist, zeigte: Die Stellplätze der betreffenden Rastanlagen sind im Mittel voll ausgelastet, und bis zum Jahr 2030 gibt es einen zusätzlichen Bedarf von rund 290 Stellplätzen für Lastwagen. Bei dieser Ermittlung wurden laut Hermann aber nicht alle zweibahnigen Bundesstraßen untersucht. Dafür waren aber auch die vom Schwerverkehr hochbelasteten einbahnigen Bundesstraßen enthalten – zum Beispiel die B 31 zwischen Freiburg und Donaueschingen. Das Stuttgarter Verkehrsministerium erarbeite derzeit eine Konzeption zur Verbesserung der Lkw-Stellplatzsituation an mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmten Bundesstraßen-Streckenabschnitten, sagte ein Ministeriumssprecher. Diese erweise sich bereichsweise wegen der Vorgaben des Bundes und der örtlichen Gegebenheiten und Zwangspunkten als komplex und aufwendig.
"Wir kommen nur langsam voran"
"Fehlende Lkw-Parkplätze sind ein Dauerbrenner. Wir kommen nur langsam voran", sagt Matthias Rathmann, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes Spedition und Logistik in Baden-Württemberg. Den Kommunen müssten Ängste genommen werden. Gemeinden sind zwar grundsätzlich für die Schaffung von Lkw-Parkplätzen offen, doch wenn es um konkrete Flächen geht, werden viele Gründe dagegen vorgebracht. Dazu zählten Lärm, Luftschadstoffe sowie naturschutzfachliche Gründe. "Wo Lieferverkehr notwendig ist, braucht es aber auch Parkflächen. Das eine geht nicht ohne das andere. Keiner will die Lkw haben, aber wir brauchen sie für den täglichen Bedarf." Es könne nicht sein, dass Lkw-Fahrer ihre Fahrzeuge aus der Not in den Ein- und Ausfahrten von Park- und Rastplätzen abstellen müssten. "Dies ist vor allem nachts ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Und der Verkehr wird noch weiter ansteigen", erklärt Rathmann.
Steigender Schwerlastverkehr
Laut einer Langfristprognose des Bundesverkehrsministeriums werde der Schwerlastverkehr bundesweit bis zum Jahr 2051 um 54 Prozent steigen – laut dem Landesverkehrskonzept Schwerlastverkehr in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 um bis zu 40 Prozent. Berichten zufolge sollen Mittel für die bundeseigene Autobahn GmbH im kommenden Jahr im Vergleich zur bisherigen Planung um 20 Prozent auf rund fünf Milliarden Euro zusammengestrichen werden. "Es wäre höchst problematisch, wenn das zulasten des Parkplatzausbaus gehen sollte", sagte Rathmann. Zum 1. Januar 2021 hat die Autobahn GmbH des Bundes (AdB) Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung der Autobahnen in Deutschland und somit auch alle zugehörigen Rastanlagen und Stellplätze entlang von Bundesautobahnen übernommen.
Neue Lkw-Stellplätze
Zwischen 2018 und 2020 sind laut Antwort von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) 238 Lkw-Stellplätze an den Autobahnen in Baden-Württemberg neu geschaffen worden. Von 2022 bis 2024 seien laut dem Bundesverkehrsministerium auf den Autobahnen in Baden-Württemberg 121 zusätzliche Lkw-Stellplätze auf den Rastanlagen des Bundes geschaffen worden. Laut einer früheren Prognose der Bundesanstalt für Verkehrswesen für 2030 besteht ein Bedarf von 13.553 Lkw-Stellplätzen an den Bundesautobahnen in Baden-Württemberg. Der Bestand belief sich Ende 2020 auf 9847 Lkw-Stellplätze.