Die Erhöhung der Lkw-Maut schlägt bei den Thüringer Spediteuren deutlich auf die Transportkosten. „Im Schnitt werden sich die Preise um fünf bis zehn Prozent erhöhen“, sagt etwa der Leiter im Bereich Fernverkehr der B&H Spedition in Hörsel (Landkreis Gotha), Christian Hildebrand. Ähnliches berichten weitere Logistiker im Freistaat mit Blick auf die am 1. Dezember in Kraft getretene Anhebung der Maut.
Seit dem 1. Dezember beinhaltet die Lkw-Maut einen CO2-Aufschlag von 200 Euro je Kilogramm. Der Bund erwartet durch die neue CO2-Komponente Mehreinnahmen in Milliardenhöhe, die erstmals auch der Schiene zufließen sollen. Für den Kilometerpreis bedeute das trotz modernen Fuhrparks nahezu eine Verdopplung, wie etwa der Logistiker Zeitfracht in Erfurt berichtet: von 19 auf knapp 35 Cent je Kilometer. Wie sich das letztlich auf die Transportkosten auswirke, sei pauschal schwer zu sagen, heißt es vom Unternehmen.
Konkreter wird der Geschäftsführer der Saalfelder Spedition Optimax, Chris Sperber. Innerhalb Deutschlands habe sich der Frachtpreis im Schnitt um acht Prozent erhöht, bei Fahrten nach Österreich seien es zehn Prozent. Auch der Geraer Möbelspediteur René Starke geht von Steigerungen um die fünf Prozent aus. Dazu kämen weitere Kosten. So müsse er demnächst auch die Mautgeräte für seine 60 Lkw erneuern. Kostenpunkt: 2500 bis 3000 Euro je Gerät.
Berechnung der Bundesregierung stößt auf Unverständnis
In ihrem Gesetzentwurf zur Mauterhöhung war die Bundesregierung davon ausgegangen, dass sich die Produkte für die Endverbraucher durch die Mauterhöhung um lediglich 0,1 Prozent verteuern. In der Branche stößt dieses Rechnung auf Unverständnis. „Unrealistisch“, „blauäugig“, „Schwachsinn“, heißt es von den Thüringer Spediteuren dazu. Fahrten, um etwa Pfand zurückzubringen, seien beispielsweise nicht berücksichtigt. Teils wird auch die Befürchtung geäußert, dass die Produzenten die Mauterhöhung als Argument nutzen könnten, um die Endkundenpreise noch stärker anzuheben.
Letztlich komme es aber aufs Produkt und den Lkw selbst an, sagt der Geschäftsführer des Landesverbands Thüringen des Verkehrsgewerbes, Martin Kammer. Transportiere ein großer, moderner Lkw etwa 200.000 Joghurtbecher über 800 Kilometer Mautstrecke, so erhöhten sich die Kosten je Joghurtbecher um 0,006 Cent, rechnet er vor. Transportiere derselbe Lkw aber etwa zwei Gartenhäuser, so schlage die Maut mit je 63,20 Euro zu Buche. Die Logistiker müssten diese Erhöhungen eins zu eins weitergeben. Bei Möbelspediteur Starke etwa bedeutet das: Die Kosten für einen Umzug erhöhen sich um fünf Prozent.
Elektro-Lkw noch keine Lösung
Emissionsfreie Lastwagen sind bis Ende 2025 von der Maut befreit. Damit will die Bundesregierung auch Anreize für mehr Elektro-Lkw auf den Straßen geben. Doch für die Thüringer Unternehmer ist das derzeit keine Lösung. „Ich habe ja noch nicht mal genug Parkplätze für meine Fernverkehrsfahrer. Wo sollen die denn laden?“, moniert etwa Hildebrand von der B&H Spedition. Die Reichweiten seien zu gering, eine Ladeinfrastruktur fehle.
Dazu kommt der finanzielle Aspekt, wie ein Sprecher von Zeitfracht erläutert: „Ansatzweise vergleichbare E-Lkw sind in der Anschaffung teils über 100 Prozent teurer als herkömmliche Verbrenner-Lkw“. Die laufenden Kosten rechtfertigen den erhöhten Anschaffungspreis nicht. Noch gebe es keinen konkurrenzfähigen E-Lkw in Masse, der den heutigen Anforderungen gerecht werde.
Aktuell gilt die Lkw-Maut nur für Lastwagen ab 7,5 Tonnen. Doch ab Juli 2024 sollen auch Transporter über 3,5 Tonnen mautpflichtig werden. So haben Postdienstleister und Möbelspediteure oft Transporter in dieser Größenordnung und seien von der Einführung betroffen, sagt Kammer vom Verband des Verkehrsgewerbes. Er wisse von einem Möbelspediteur, bei dem sich die Mautkosten dann von 30.000 auf 150.000 Euro im Jahr erhöhen. „Das ist dann schon eine Hausnummer.“