Schindellegi/Hamburg. Der Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel (K+N) plant einen weitreichenden Konzernumbau. „Wir müssen unsere Strukturen verändern", sagte Karl Gernandt, Delegierter des K+N-Verwaltungsrats und Statthalter von Mehrheitseigner Klaus-Michael Kühne, der „Financial Times Deutschland". Gernandt will die Rolle von K+N als Dienstleister radikal neu definieren und damit eine neue Ära in der Konzerngeschichte einleiten.
Bisher werde das Unternehmen oft nur als Transporteur wahrgenommen, sagte Gernandt. „Wir müssen mehr können, als nur Transport zu organisieren." Ziel sei es, mit einer neuen Führungsorganisation tief in die operativen Abläufe der Kunden einzugreifen. „Es geht darum, Einfluss zu nehmen auf produktionsrelevante Entscheidungen der Industriekunden."
Gernandts Idealvorstellung ist, dass die Logistikchefs großer Industriefirmen künftig immer einen K+N-Verantwortlichen neben sich hätten - so, wie etwa Anwaltssozietäten heute oft eigene Büros in Unternehmen besitzen. K+N müsse „raus aus der Rolle des reinen Auftragsempfängers".
Die K+N-Strategien werden in der Logistik traditionell aufmerksam verfolgt. Das Unternehmen, das seinen Sitz vor Jahrzehnten von Hamburg in die Schweiz verlegt hat, gilt häufig als Taktgeber der Branche und mit einer Gewinnmarge von fünf Prozent als führend in dem insgesamt renditeschwachen Geschäft - wenngleich auch Kühne + Nagel bisher nicht die Rückkehr zu Margen auf Vorkrisenniveau gelungen ist. (dpa)