Es war sicher kein leichtes Unterfangen für Dirk Engelhardt und seinen BGL, mit der SKW Piesteritz trotz stark gedrosselter Produktion einen Exklusivvertrag für ein Sonderkontingent an AdBlue zu vereinbaren.
Doch welches Signal sendet die Botschaft aus? „BGL-Mitglieder müssen sich keine Sorgen um die AdBlue-Versorgung machen und werden sie doch schnellstmöglich BGL-Mitglied?“ Oder kommt da nicht doch eher ein schales Gefühl auf, dass alle anderen Transporteure zweiter Klasse sind, die sprichwörtlich auf dem Trockenen sitzen, wenn SKW, Yara und Co. nicht mehr genug vom Harnstoff haben – nach dem schönen DDR-Motto „Alle sind gleich, ein paar sind gleicher“ …
Ich verstehe den Verband, wenn er für seine Mitglieder Sonderkontingente sichert. Auch wenn ich das als Presseverantwortlicher nicht in dem Maße in die Welt posaunt hätte. Effizientes Marketing kann man auch leise machen, ohne andere zu verärgern. Was ich nicht verstehe, ist die Gesamtsituation ums Thema AdBlue. Ich denke wieder mal an die Systemrelevanz. Transport und Logistik sind systemrelevant – das ist ja nun hinlänglich bekannt. Da ist es – sorry für die drastische Formulierung – die verdammte Pflicht der Ampel sicherzustellen, dass Lkw, Schiffe und Züge die Betriebsstoffe bekommen, die sie zum Betrieb benötigen! Ganz egal ob man im BGL, BWVL, BDB, DSLV oder wo auch immer organisiert ist.
Aber es ist wieder mal wie schon beim Thema LNG, bei der 80%-Förderung und vielen anderen Themen: Still ruht der See oder besser gesagt: BMDV und BMWK schlafen offensichtlich tief und fest. Bei der Gelegenheit noch eine kleine Begebenheit von letzter Woche. Ich war beim bdo in Berlin und am Abend schaute Ex-Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer kurz vorbei. Wir waren im Gespräch, als ein Unternehmer Ramsauer auf die Schulter klopfte und meinte: „Herr Ramsauer, ich wollte ihnen nur sagen, dass sie der geilste Verkehrsminister waren …“ Ich schau ja eigentlich immer nach vorne. Aber der Mann hat Recht. Früher war doch einiges besser!
Roland Rüdinger