Einer der größten deutschen Produzenten von Düngemittel und dem Kraftstoffzusatz Adblue fährt nach rund dreiwöchigem Stillstand eine von zwei Anlagen wieder hoch. Produzieren werde die Anlage der SKW Stickstoffwerke Piesteritz im sachsen-anhaltischen Wittenberg aber noch nicht wieder umgehend, sagte ein SKW-Sprecher am Montag. „Jeder Sportler wärmt sich auf, bevor er 100 Meter sprintet. Wir wärmen uns auf“, erklärte er. Der Startschuss für die Herstellung falle dann, wenn die Politik ein verlässliches Zeichen sende. Ein solches Zeichen könnte seinen Angaben zufolge sein, wenn die SKW von der Gasumlage befreit werde oder die umstrittene Umlage gänzlich abgeschafft werde.
Angesichts der Gaskrise hatte SKW die Produktion von Ammoniak und Harnstoff gestoppt (VerkehrsRundschau berichtete). Grund seien die extrem hohen Gaspreise und die Gasumlage, hatte ein Sprecher des Unternehmens gesagt. Die Energiekrise treffe SWK besonders hart, da die Produktion sehr viel Gas benötige. SKW müsse monatlich voraussichtlich 30 Millionen Euro Gasumlage zahlen. Das sei finanziell nicht zu stemmen. Sollte es keine Lösung geben, dann fahre das Unternehmen den Betrieb wieder runter, sagte Firmensprecher Christopher Profitlich am Montag im Gespräch mit dem MDR – auch, wenn dann „Geld verbrannt“ worden sei.
Sachsen-Anhalts Politik hofft weiter auf Unterstützung vom Bund
Adblue wird bei der Abgasnachbehandlung von Dieselmotoren eingesetzt und bewirkt eine Verringerung der ausgestoßenen Stickoxide um bis zu 90 Prozent. Fast jeder Lkw der Speditions-, Logistik und Transportbranche in Deutschland benötigt die Harnstofflösung.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) zeigte sich in Bezug auf Hilfe vom Bund optimistisch. Der CDU-Politiker stehe in engem Kontakt mit dem Bundesministerium und auch mit SKW Piesteritz, sagte er am Montag. Er sei sehr dankbar, dass der Druck, der unter anderem aus Sachsen-Anhalt aufgebaut worden sei, Früchte trage. Er glaube, dass es eine gute Lösung geben werde, um die systemrelevanten Bereiche etwa mit den Produkten der chemischen Industrie zu beliefern, sagte er. (dpa/sn)