Berlin. Der TÜV stellt bei Nutzfahrzeugen mehr Mängel fest. Der positive Trend der vergangenen Jahre mit immer weniger Schäden hat sich nach dem am Dienstag, 21. September, veröffentlichten neuen Nutzfahrzeug-Report des TÜV in den Jahren 2019 und 2020 nicht fortgesetzt.
TÜV-Prüfer stellten demnach bei den Hauptuntersuchungen 2019 und 2020 bei fast einem Fünftel (19,6 Prozent) aller Nutzfahrzeuge erhebliche oder gefährliche Mängel fest. In den Jahren davor war die Quote stetig zurückgegangen. „Wir haben eine Trendumkehr zu verzeichnen“, sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, der „Deutschen Presse-Agentur“. „In 18 der 20 von uns abgebildeten Alters- und Gewichtsklassen sind mehr Fahrzeuge durch die Hauptuntersuchung gefallen als noch vor zwei Jahren.“
Hohe Mängelquote
In Deutschland sind über 3,4 Millionen Nutzfahrzeuge zugelassen. Der Großteil davon – knapp 2,9 Millionen – sind Lieferwagen und Kleintransporter bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Bei diesen Fahrzeugen war die Mängelquote mit 20,3 Prozent besonders hoch. „Kleintransporter werden besonders in Anspruch genommen“, sagte Goebelt. „Die Corona-Pandemie hat einen deutlichen Boom beim Onlinehandel erzeugt. Kurierdienste, die diese Fahrzeuge häufig nutzen, gehen regelmäßig an ihr Limit, dafür werden Wartung, Pflege und maximale Zuladung häufig leger behandelt.“
„Wir haben mit steigendem Fahrzeugalter insbesondere Probleme bei Licht und Öl“, sagte Goebelt dazu. „Wir haben auch Verschleiß an den Lenkanlagen, an den Achsaufhängungen, und der naturgemäß harte Betrieb dieser Fahrzeuge macht sich auch an den Bremstrommeln bemerkbar.“ Für den neuen Nutzfahrzeuge-Report wertete der TÜV-Verband rund 1,95 Millionen Hauptuntersuchungen aus. Mehr Mängel gab es nicht nur bei Kleintransportern, sondern auch in mehreren anderen Nutzfahrzeugklassen. Am schlechtesten bei den größeren Fahrzeugen schnitten schwere Lkw ab 18 Tonnen mit 19,9 Prozent Mängelquote ab.
TÜV will eine Erweiterung der Prüfungen
Erstmals in die Statistik aufgenommen wurden Fahrzeuge mit „gefährlichen Mängeln“. Laut Nutzfahrzeug-Report waren es 10.000 Fahrzeuge, die wegen zerschlissener Bremsscheiben, stark abgefahrener Reifen oder anderer schwerer Mängel sofort in die Werkstatt gebracht werden mussten. Weitere rund 1300 Nutzfahrzeuge wurden als „verkehrsunsicher“ eingestuft und deswegen sofort aus dem Verkehr gezogen.
Wegen der fortschreitenden Technisierung der Nutzfahrzeuge plädiert der TÜV für eine Erweiterung der Prüfungen. „Für uns ist es ganz wichtig, dass die Überprüfung der Fahrerassistenzsysteme in die Hauptuntersuchung mit aufgenommen wird“, sagte Goebelt. „Da sollte grundsätzlich erfasst werden die Prüfung der aktuellen Software-Version. Hardware-Kalibrierung ist ein wichtiger Punkt, Systemstatus, Verglasungen, Sensoren, der Fahrmodusspeicher. Assistenzsysteme helfen nur dann, die Mobilität sicherer zu machen, wenn sie auch wirklich funktionieren.“ (dpa)