Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) sieht erste positive Signale für einen Umschwung. Nicht inflationsbereinigt erreicht der Onlinehandel mit Waren von Anfang April bis Ende Juni ein Umsatz plus von 0,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Das geht aus den Zahlen hervor, die der Verband mitteilte.
Damit habe der Bereich das erste Mal seit zwei Jahren ein Marktwachstum erreichen können, heißt es weiter. Allerdings zeigt sich für das gesamte erste Halbjahr noch ein anderes Bild: Hier liegen die Umsätze weiter um 1,2 Prozent unter dem Vorjahreswert bei aktuell 38,1 Milliarden Euro.
Besser sieht es bei den Umsätzen mit digitalen Dienstleistungen aus, zu denen etwa Reisebuchungen oder Ticketkäufe zählen. Sie konnten im zweiten Quartal um 4,2 Prozent auf 3,72 Milliarden und auf Halbjahressicht um 8,4 Prozent auf 6,45 Milliarden Euro zulegen.
„Wir sehen die Anfänge einer Normalisierung am Markt”, so Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands, zu den Ergebnissen. „Für ein Ende der Konsumkrise ist es aber zu früh, da bereits die nächsten Unsicherheitsfaktoren warten.“
Verband: Verbraucher gönnen sich wieder mehr
„Wir beobachten Wachstum in 12 der 19 von uns bei den Verbrauchern erhobenen Sortimentsbereichen”, führt Groß-Albenhausen weiter aus. Im 1. Quartal hingegen waren die Umsätze noch in 14 Warenkategorien rückläufig.
Vor allem die Erholung im Modehandel und der anhaltende Wachstumstrend mit Waren des täglichen Bedarfs haben mit jeweils + 2,9 Prozen im 2. Quartal Impulse gesetzt, erklärt der BEVH. Die Lebensmittelbestellungen legten mit + 6,2 Prozent von allen Segmenten das stärkste Umsatzwachstum vor.
Auch das Cluster Einrichtung konnte sich erholen, worunter Möbel, Heimtextilien und Haushaltsgeräte fallen. Nach einem schwachen Jahresauftakt (- 4,3 Prozent in Q1) gab es im Folgequartal wieder ein leichtes Wachstum von 1,6 Prozent. Luxusausgaben für Uhren und Schmuck (+ 2,9 Prozent im Q2), gewannen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum das erste Mal seit Ausbruch des Ukrainekriegs wieder hinzu, so der Verband.
Auffällig sei, dass aktuell die gesamte Erholung im E-Commerce von Marktplätzen getragen wird. „Wir erleben eine Plattformisierung des E-Commerce: Onlineshops öffnen sich zunehmend für Hersteller oder andere Händler als Verkaufspartner und bilden sich zu Marktplätzen aus, deren Zahl und Vielfalt weiterwächst“, erklärt Groß-Albenhausen.
Massive Umsatzeinbrüche nicht eingeholt
An den Aussichten vieler Unternehmen wird sich nach Ansicht des Verbands aber auch nach Rückkehr der Kunden wenig ändern: „Die massiven Umsatzeinbrüche der vergangenen zwei Jahre sind längst nicht eingeholt, gleichzeitig melden unsere Händler weiterhin deutlich steigende Kosten für Beschaffung, Compliance, Personal und Energie." Der aktuelle Umsatztrend müsste anhalten und noch stärker ausfallen, um die Unternehmen zu tragen, hebt Groß-Albenhausen hervor.
Mitglieder: Bürokratie bremst aus, Wettbewerb aus Asien
Zudem hat der Verband seine Mitglieder befragt. Die Meinung, dass die deutsche und europäische Gesetzgebung die Unternehmen zurückhält, teilt fast jeder Zweite. 42 Prozent sehen mögliches Wachstum durch geplante Regulierungsmaßnahmen gefährdet.
Während gerade einmal 13 Prozent der befragten Unternehmen einen direkten negativen Einfluss asiatischer Plattformen auf ihr Geschäft sehen, stimmen 54,2 Prozent der Aussage zu, dass die mangelnde Durchsetzung von EU-Recht gegenüber Anbietern aus Drittstaaten ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.