Die neuen Lkw-Modelle von Iveco

In Kürze Völlig neue Fahrzeuge hat Iveco mit dem jüngsten Update nicht auf die Räder gestellt. Die Italiener bringen ihre Baureihen damit aber wieder auf den Stand und beseitigen einige langjährige Kritikpunkte. Nicht weniger als die Rekordsumme von einer Milliarde Euro will Iveco in die Entwicklung seiner aufgefrischten Lkw-Palette investiert haben. Mit dieser Summe im Hinterkopf, kommt ehrlich gesagt erst mal Enttäuschung auf, als sich der letzte Schleier von den neuen S-Way, X-Way, T-Way und Eurocargo hebt. Denn optisch sind diese auf den ersten Blick nur am neu gestalteten MarkenSchriftzug zu unterscheiden. Dass Letzterer ab sofort wahlweise chromglänzend oder in Matt erstrahlt - was Iveco dann allen Ernstes "Gun-metallic" (übersetzt "Pistolen-Metallic") nennt -, stimmt uns nicht positiver. Alles nur Marketing oder finden wir beim genaueren Hinsehen entscheidende Neuheiten? Dafür betreten wir exemplarisch für die "Way-Familie" das große Active-Space-Fahrerhaus des Fernverkehrsmodells S-Way. Hinter dem neu gestalteten Multifunktionslenkrad Platz genommen, hebt sich unsere Laune sofort merklich, denn der komplett neu entwickelte Armaturenträger räumt mit vielen langjährigen Kritikpunkten des großen Iveco auf. Punkt eins: die Lenksäulenverstellung. Zum einen wird das Volant nun, ähnlich wie beim Mercedes-Benz Actros, bequem per Pedal links im Fußraum entriegelt, vor allem aber fällt der Verstellweg endlich größer aus. Das Lenkrad lässt sich zum Ein- und Aussteigen waagerecht nach oben stellen und um fünf Zentimeter weiter herausziehen als bisher. Oder es fährt in eine Pkw-artig steile Position, die viele Fahrer/-innen bei ihrer Lenkarbeit schätzen. Das berühmte Tüpfelchen auf dem i wäre jetzt noch ein etwas größerer Sitzverstellbereich nach hinten, aber das war aufgrund des unangetastet gebliebenen Kabinenrohbaus leider nicht drin. Punkt zwei: Die Bedienung des ab sofort nur noch zwölfgängig lieferbaren ZFTraxon-Getriebes erfolgt nun ausschließlich über den rechten Lenkstockhebel. Die Zeiten, in denen man sich umständlich zu den Fahrstufentasten im Armaturenbrett vorbeugen musste, sind damit Geschichte. Punkt drei: Endlich startet auch bei Iveco das Zeitalter der sicherheitsfördernden elektrischen Parkbremse, wenn auch nur gegen Aufpreis. Digitale Instrumentierung Links fällt unser Blick auf das neue digitale Zentraldisplay, serienmäßig zehn, optional zwölf Zoll groß. Beide bieten verschiedene Darstellungsmodi, die sich nach eigenem Geschmack anwählen lassen und nach erster Prüfung übersichtlich gestaltet sind. Die Steuerung von Navigation, Radio & Co erfolgt über den bis zu 12,2 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole; darunter ließen die Designer noch Platz für auffallend groß dimensionierte, analoge Schalter. Das erachten wir als ebenso löblich wie die Entscheidung, Heizung und Lüftung ihre angenehm bedienbaren Drehregler zu lassen. Ein kleiner Kritikpunkt entsteht dadurch trotzdem, denn größere Staturen stoßen sich an der vorstehenden Konsole schnell das rechte Knie. Nichts zu meckern gibt es zumindest bei den Präsentationsfahrzeugen an Verarbeitung und Materialqualität, die jetzt ohne Weiteres mit dem Wettbewerb mithalten können. Gewissen Sportwagen-Charakter mag der in allen Ivecos serienmäßig am Lenkrad zu findende Motor-Startknopf bringen, den wir in den Vorserien-Lastwagen allerdings noch nicht drücken dürfen. Dabei gäbe es in Fahrt ebenfalls viel Neues zu erforschen: beispielsweise das nun optional lieferbare digitale Spiegelersatz-System, das von seiner Machart her stark dem des Mercedes-Benz Actros ähnelt und durch seinen aerodynamischen Vorteil den Verbrauch um bis zu 1,5 Prozent nach unten korrigieren soll. Oder die neuen Assistenzsysteme. Wie den "Highway-Assist", der den Lastzug in der Mitte der Fahrspur hält, indem er Abweichungen von der Fahrspur per Kamera erkennt und per Aktivlenkung korrigiert. Hinzu kommen der Toter-Winkel-Warner, ein Abstandsinformations-System zum Schutz von Verkehrsteilnehmern in der Nähe, die Müdigkeitserkennung sowie der intelligente Geschwindigkeits-Assistent oder ein Alkohol-Interlock. Technische Daten Iveco S-eWay Motor 2 Elektromotoren in Antriebsachse integriert Dauerleistung: 480 kW (653 PS) Maximales Drehmoment: 1800 Nm ab 0/min Sechs anwählbare Rekuperationsmodi, inklusive 1-Pedal-Fahr-Modus Getriebe Einfache Untersetzung Batterien & Laden Max. 9 Akkupacks à 82 kWh (brutto), Gesamtkapazität: max. 738 kWh (brutto) 350 kW Bordlader, Aufladen von 10 bis 80 % Batteriekapazität in 90 min (Werksangabe) Überarbeiteter Cursor 13 Fleißig war auch die Turiner Motoren-Abteilung, die den Cursor 13 runderneuert hat. Dieser steht neben dem kleinen Cursor 9 für leichtere Einsätze als einzige Antriebsquelle zur Verfügung. Der weiterhin 12,9 Liter große und bis zu 580 PS starke Reihen-Sechszylinder wurde komplett neu aufgebaut und soll bis zu sieben Prozent weniger Kraftstoff konsumieren als sein Vorgänger. Neu bei Iveco ist die Hinterlegung einer Drehmoment-Erhöhung um 200 Newtonmeter in der höchsten Fahrstufe, die alle Leistungseinstellungen des Cursor 13 verpasst bekamen. Im Aufbau grundsätzlich ähnlich ist die Gasvariante des Aggregates, die wie bislang nach dem Ottoprinzip arbeitet und bei der eine neue Einstellung mit 500 PS und 2200 Newtonmeter Drehmoment den bisherigen 460er ersetzt. Oder man greift gleich zur elektrischen Lösung, die es bei Iveco ab sofort ebenfalls gibt, in Form der neuen "S-eWay"-Sattelzugmaschine. Deren nicht ganz so wertig anmutender Innenraum unterscheidet sich überraschend stark von dem der neuen Verbrennermodelle. Sie wurde noch unter der vor einigen Monaten aufgekündigten Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Start-up Nikola entwickelt. Hier wird nahezu alles über den riesigen (17 Zoll), relativ tief platzierten Touchscreen in der Mittelkonsole gesteuert. Wie sich das im Alltag gestaltet, wird die erste Probefahrt zeigen. Verzichten müssen E-Fahrer/-innen auf jeden Fall bis auf Weiteres auf den erwähnten großen Lenkrad-Verstellbereich der Verbrenner, der hier erst später nachgeschoben wird. Superlative weisen dafür die technischen Daten des Stromers auf. Kardanwelle oder Getriebe sucht man hier vergebens, stattdessen treiben die beiden an der Hinterachse untergebrachten Elektromotoren direkt an. Das schafft Platz für zusätzliche Batterien, weshalb die vorerst ausschließlich als 4x2-Version lieferbare Zugmaschine mehr Strom, nämlich 738 Kilowattstunden brutto, bunkern kann. 500 Kilometer Strecke sollen so mit einer Akkuladung drin sein, sofern man das Maximum von neun Batteriepaketen ordert, die dann in Summe allerdings 4,9 Tonnen auf die Waage bringen. Aufgeladen wird per 350-kW-Bordlader innerhalb von 90 Minuten von zehn auf 80 Prozent, sofern man eine entsprechende Hochleistungs-Ladesäule findet. Motorenprogramm Iveco S-Way-Modelle Diesel Cursor 9, Hubraum: 8700 cm3 C9 340: 340 PS (251 kW) bei 1710-2200/min maximales Drehmoment: 1400 Nm bei 1100-1710/min C9 360: 360 PS (265 kW) bei 1530-2200/min maximales Drehmoment: 1650 Nm bei 1200-1530/min C9 400: 400 PS (294 kW) bei 1655-2200/min maximales Drehmoment: 1700 Nm bei 1200-1655/min Cursor 13, Hubraum: 12.900 cm3 C13 460: 460 PS (338 kW) bei 1600-1650/min maximales Drehmoment: 2300 Nm bei 820-1100/min (im 12. Gang: 2500 Nm bei 820-1100/min) C13 500: 500 PS (368 kW) bei 1600-1650/min Gas (CNG) Cursor 9, Hubraum: 8700 cm3 C9G 340: 340 PS (251 kW) bei 1600-2000/min maximales Drehmoment: 1500 Nm bei 1100-1600/min C9G 400: 400 PS (294 kW) bei 1575-2000/min maximales Drehmoment: 1700 Nm bei 1200-1575/min Cursor 13, Hubraum: 12.900 cm3 C13G 500: 500 PS (368 kW) bei 1600-1700/min maximales Drehmoment: 2200 Nm bei 1000-1500/min Kein E für den Eurocargo Beim kleineren Eurocargo lässt Iveco die Elektrifizierung übrigens aus. Stattdessen soll der bis zu 7,2 Tonnen schwere Transporter "Daily-Electric" zum Zuge kommen oder natürlich die Fahrgestell-Varianten des S-eWay, die voraussichtlich 2025 ins Programm nachrücken. Für den zwölf bis 19 Tonnen schweren Eurocargo sieht man in Turin weiterhin CNG-Gas als Alternative für die nahe Zukunft - am besten aus "biologischem Anbau" - und legt mit einem neuen Otto-Sechszylinder noch mal entsprechend nach. Der 6,7 Liter große "Tector 7" ist in Leistungsstufen von 220, 250 oder 280 Pferdestärken zu haben. Auch hier verspricht Iveco besonders niedrige Verbräuche, was die Reichweite des Gasers zusammen mit dem größeren Tankvolumen von maximal 1240 Litern auf bis zu 700 Kilometer ausdehnen soll. Wem das nicht genügt, der bekommt seinen Eurocargo natürlich auch weiterhin als Diesel. In beiden Fällen sorgt ab sofort die neue Wandlerautomatik "ZF8-HP" des Zulieferers ZF serienmäßig für die richtige Kraftverteilung. Sie soll ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, die Verbräuche des Eurocargos um bis zu fünf Prozent zu drücken. Bis man diese einfahren kann, dauert es nach Aussage der Iveco-Verantwortlichen nicht mehr lange. Bestellbar sind die neuen S-Way, X-Way, T-Way und Eurocargo bereits und die ersten Auslieferungen sollen noch im Laufe des ersten Quartals starten. Diese Ankündigung gilt übrigens gleichfalls für den batterieelektrischen S-eWay. Womit die Italiener in diesem Geschäftsfeld an manchem Wettbewerber vorbeiziehen würden. Motorenprogramm Iveco Eurocargo Diesel Tector 5 E16: 160 PS (118 kW) bei 2200/min max. Drehmoment: 680 Nm bei 1100/min E19: 186 PS (137 kW) bei 2200/min max. Drehmoment: 700 Nm bei 1100/min E21: 206 PS (152 kW) bei 2200/min max. Drehmoment: 750 Nm bei 1400/min Tector 7 Sechszylinder, Hubraum: 6728 cm3, E22: 220 PS (162 kW) bei 2500/min max. Drehmoment: 800 Nm bei 1250/min E25: 252 PS (185 kW) bei 2500/min max. Drehmoment: 850 Nm bei 1250/min E28: 280 PS (206 kW) bei 2500/min max. Drehmoment: 1000 Nm bei 1250/m Gas (CNG) Tector 7 Sechszylinder, Hubraum: 6728 cm3, NG 220: 220 PS (162 kW) bei 2100/min maximales Drehmoment: 800 Nm bei 1200-1900/min NG 250: 250 PS (185 kW) bei 2100/min maximales Drehmoment: 850 Nm bei 1250-2100/min NG 280: 280 PS (206 kW) bei 2100/min maximales Drehmoment: 1000 Nm bei 1250-2100/min

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