Iran als Wachstumsmotor für Europa

Wenn man sich die Entwicklung der Spedition Ekol ansieht, dann kann man immer wieder nur staunen: mit welchem Tempo das Unternehmen wächst, wie jedes Jahr mindestens ein neues Land zum Ekol-Netzwerk hinzugefügt wird. Das erinnert ein wenig an das Märchen "Aladin und die Wunderlampe", wo mal kurz an der Lampe gerieben wird, und schon gehört ein neues Land zum Ekol-Reich. "Ich warte auf den fliegenden Teppich" "Ja, der Vergleich passt. Ich warte auch schon die ganze Zeit auf den fliegenden Teppich", scherzt Wojciech Brzuska. Seit Februar 2015 ist der gebürtige Pole für Ekols internationales Geschäft in Europa zuständig. Er hat Erfahrung bei Raben und DB Schenker gesammelt. "Wenn Ahmet (Musul, Chairman von Ekol Logistics und Gründer des Unternehmens; Anm. d. Red.) eine Vision hat und dieser Hürden entgegenstehen, reizt ihn das nur umso mehr, diese Version umzusetzen, weil er weiß, die anderen machen es nicht", erklärt Brzuska. In der Tat, Ekol und damit Musul haben einige ungewöhnliche Dinge getan. So setzen sie überall dort im Fernverkehr konsequent auf den Kombinierten Verkehr, wo es entsprechende Bahnangebote gibt. Ekol hat aber auch eigene RoRo-Schiffe gekauft, um Trailer zu transportieren. Sechs Schiffe gehören mittlerweile zur Flotte, auf denen zwischen 200 und 250 Trailer Platz finden. "Schiff Nummer sieben ist bereits geordert und soll im nächsten Jahr ausgeliefert werden", sagt Brzuska. Der Bedarf an Schiffskapazitäten übersteigt laut Brzuska das Angebot. Deshalb hat Ekol selbst den Bau von Schiffen in Auftrag gegeben. "Geplant sind weitere Verbindungen, beispielsweise eine RoRo-Verbindung von Marokko in den französischen Hafen Sète", sagt der Ekol-Manager. Dazu sollen jedoch Schiffe, deren Verträge auslaufen, gechartert werden. Mit dem Kauf eigener Schiffe hört es nicht auf. "Wir investieren 40 Millionen Euro in den Yalova Port", kündigte Ekol-Chef Musul auf der Messe Transport Logistic in München an. Damit soll in dem Hafen, der wenige Kilometer südlich von Istanbul ebenfalls im Marmarameer liegt, eine für RoRo-Schiffe fähige Anlegestelle gebaut werden. Auf 100.000 Quadratmeter erstreckt sich das Areal, auf dem auch ein Parkplatz für 500 Trailer entstehen soll. Künftig sollen dann wöchentlich Schiffe aus Triest statt Istanbul Yalova ansteuern. Constanza als weiteren Hafen im Blick Von Yalova soll es zudem eine Verbindung in den rumänischen Hafen Constanza geben. "In Rumänien ist die Automobilindustrie mit Renault und Dacia stark vertreten", nennt Brzuska eine Branche, die dieses Angebot nutzen könnte. Außerdem sollen von Constanza auch Trailer Richtung Zentraleuropa gehen. "Wir beabsichtigen auch, eine Zugverbindung von und nach Rumänien einzurichten. Bis Ende des Jahres soll das neue Angebot stehen", kündigte Brzuska an. Eine Alternative wäre aber auch, von Constanza nach Budapest per Lkw zu fahren und dort dann wieder auf den Zug zu wechseln. Denn ab September 2017 will Ekol eine neue Zugverbindung zwischen Budapest und Westdeutschland anbieten. Der Operateur für diesen Zug steht noch nicht fest, da gibt es laut Brzuska zwei Alternativen. Daneben baut Ekol sein Netz an KV-Verbindungen weiter aus. So soll es in den nächsten Monaten zwischen Triest und Zeebrugge eine regelmäßige Verbindung geben. In Zeebrugge wird dann ein Anschluss per Fähre nach London angeboten, um auch Großbritannien an das Ekol-Netz anzuschließen. All diese Erweiterungen sollen auch dazu beitragen, den iranischen Markt zu erschließen. "Deutschland spielt dabei als größter Exporteur in Europa eine wichtige Rolle", sagt Brzuska. 20 Millionen Euro will Ekol bis 2017 in Iran investieren. "Der iranische Markt öffnet sich. Dort leben 80 Millionen Menschen. Für Deutschland ist der Markt sehr interessant, weil die US-Amerikaner derzeit sehr zurückhaltend sind, sie haben noch Zweifel und konzentrieren sich eher auf Dubai oder Saudi-Arabien," so der Ekol-Manager. Bislang ist der gängige Weg nach Iran per Schiff durch den Suezkanal bis zum iranischen Hafen Bandar Abbas. Doch diese Route ist laut Brzuska sehr zeitaufwendig. Die Fahrt dauere 14 Tage, dazu kämen weitere sieben Tage für die Abwicklung im Hafen. Zudem liegt Bandar Abbas im Süden von Iran, "sodass noch 1500 weitere Kilometer mit dem Lkw Richtung Norden zurückzulegen sind, wo die meisten Menschen leben", gibt Brzuska zu bedenken. Ekol ist laut seiner Aussage deutlich schneller. Beispiel Deutschland: ein Tag bis zum Hafen Triest per Zug, danach drei Tage mit dem Schiff nach Istanbul, dort ein Tag für die Verladung und bis zu fünf Tage mit dem Lkw in den Iran. Macht zusammen zehn Tage. "Wir haben in Deutschland mit Vertretern von Produzenten aus dem Segment Fast Moving Consumer Goods gesprochen. Die haben uns gesagt: 'Wenn ihr es in zehn bis 14 Tagen schafft, machen wir es mit euch.' Aber das halten die Produzenten nicht für möglich", erzählt Brzuska. Als potenzielle Kunden für Transporte nach Iran sieht er die Hersteller von Konsumgütern, aber auch die Pharma-, Textil- und die Automobilindustrie. Und letztlich hat Ekol nicht nur den deutschen Markt im Blick, sondern will auch von Frankreich, Spanien, Skandinavien oder Polen in zehn bis zwölf Tagen im Iran sein. Doch auch in Iran selbst wird Ekol aktiv. In Qazvin im Norden von Iran investiert die Spedition in ein 65.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum mit einer Kapazität von 100.000 Palettenstellplätzen. Neue Niederlassung in Kroatien Die Verkehrsströme dürften eher einseitig und Rückladungen daher eher die Ausnahme sein. Da stimmt Brzuska zu: "Es gibt zwar Bulktransporte, aber nicht viele. Daher werden die Kunden leider für die Leerfahrten zahlen müssen." Aber, schränkt er ein, ab der Türkei könnten die Trailer wieder mit Ware beladen werden. Und langfristig sei es natürlich das Ziel, Waren aus dem Iran ins Ausland zu exportieren. Das setze jedoch voraus, dass man bereits in Iran sei. Insofern gehe Ekol jetzt in Vorleistung. Iran wird sicherlich ein Schwerpunkt für die kommenden Jahre bei Ekol sein. Aber das Unternehmen streckt sein Fühler weiter aus. So soll in Kroatien noch in diesem Jahr eine Niederlassung gegründet werden und ist Ekol auch auf den Zug aufgesprungen, Züge von und nach China fahren zu lassen. "Manchmal fühlt es sich in der Tat wie im Märchen an", sagt Brzuska angesichts der vielen Aktivitäten, um mit einem Lächeln zu ergänzen: "Aber mit einem guten Ende." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Naher Osten" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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