Sie haben soeben Ihr europäisches Stückgutnetz neu strukturiert. Was konkret haben Sie dafür getan?
Wir haben dafür sechs Euro-Hubs geschaffen, die miteinander verbunden sind.Davon sind vier Euro-Hubs Deutschland. Konkret sitzen diese in Sarstedt bei Hannover (für Verkehre mit Skandinavien), Mönchengladbach (Benelux, Nordfrankreich, England, Irland), Fellbach (Frankreich, Portugal, Spanien und Schweiz) sowie Aichach (Österreich, Italien). Über das Euro-Hub in Legnica/Polen laufen unsere Verkehre mit Polen und dem Baltikum, und über unser Hub in Rokycany bei Prag/Tschechien steuern wir unsere Verkehre nach Südosteuropa inklusive Balkanstaaten und Griechenland.
Welche Vorteile bringt diese neue Struktur?
Ziel unserer neuen Struktur ist es, dass auch unsere kleineren Niederlassungen ihren Kunden schnellere Laufzeiten und noch bessere Leistungen anbieten können. Wenn zum Beispiel unsere Niederlassung in Stuhr bei Bremen einen Transport nach Österreich hatte, ging dieser zunächst nach Nürnberg, dann nach Enns und von dort aus nach der Zustellniederlassung in Österreich. Heute geht diese Sendung direkt nach Aichach und von dort aus nach Österreich. Wir sparen uns so ein oder vielleicht sogar zwei Umschlagspunkte in unserer Transportkette ein. Und dadurch werden wir in der Laufzeit schneller.
Sie sagen, dass Sie sich dadurch ein oder gar zwei Umschlagspunkte pro Transport einsparen. Wie viel Euro jährlich Kostenersparnis bringt das?
Tut mir Leid, so konkret haben wir noch nicht ermittelt. Das ist sehr komplex. Ich schätze aber, dass wir uns bei internationalen Transporten dadurch rund drei bis vier Prozent einsparen.
Was ändert sich durch die neue Struktur für Ihre externen Frachtführer?
Dadurch dass wir neue Zielstationen definiert haben, müssen unsere externen Frachtführer fallweise andere Niederlassungen anfahren. Aber wirklich grundlegend ändert sich dadurch für sie nichts.
Steht jetzt Ihr eigenes Europa-Stückgutnetz, oder befinden Sie sich da noch im Aufbau?
Wir haben insgesamt über 100 eigene Sammelgut-Niederlassungen in 15 Ländern Europas. Und in den Ländern, wo wir nicht selbst aktiv sind, arbeiten wir seit vielen Jahren mit Partner-Speditionen. Konkret ist das so in der Schweiz, in Frankreich, Spanien, Portugal, England, Irland und Skandinavien sowie im Balkan (Post-Jugoslawien). Das funktioniert so sehr gut; und diese haben dadurch ja auch Zugang zu unserem gesamten Raben-Netz.
In Deutschland waren Sie vor Jahren mächtig auf Einkaufstour, um ein eigenes Netz zu etablieren. Planen Sie dies in den besagten Ländern auch? Und wenn ja, welche Länder stehen auf Ihrer Agenda ganz oben?
Nein, wir planen da keine Aufkäufe. Wir sind mit der Situation, so wie sie ist, und unseren Partnern sehr zufrieden. Wir konnten ja im vergangenen Jahr sogar erstmals die zwei-Milliarden-Euro-Umsatz-Marke knacken. Außerdem hatten wir im vergangenen Jahr, wie Sie wissen, vier größere Aufkäufe unter anderem Bexity/Österreich. Da ist der Integrationsprozess noch nicht final abgeschlossen.
2022 haben Sie zwei Milliarden Euro Umsatz gemacht. Von welchem Wachstum gehen Sie in diesem Jahr aus?
Die vergangenen zwei Jahre 2021 und 2022 waren für unsere Branche verrückt. Das stabilisiert sich zum Glück gerade. So gesehen, gehen wir von einer ähnlichen Umsatzentwicklung wie in 2019 aus.
Was ist schlussendlich gefragt das wichtigste Projekt, dass Sie in 2023 angehen wollen?
Die Verlader fordern uns immer dazu auf, weiter Kosten zu sparen. Dabei haben sie es selbst in der Hand. Unsere Lkw stehen im Schnitt zwei Stunden an der Laderampe von Unternehmen – ob Versender- oder Empfänger-Unternehmen. An dieses Thema müssen wir ran.