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Interview: Ist das Binnenschiff aus der Mode gekommen?

03.09.2012 17:51 Uhr
Interview: Ist das Binnenschiff aus der Mode gekommen?
Jens Schwanen, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB)
© Foto: BDB

Jens Schwanen, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), zu den möglichen Ursachen für die Marktanteilsverluste der Binnenschifffahrt.

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Jens Schwanen, Rechtsanwalt und seit elf Jahren Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), zu den möglichen Ursachen für die Marktanteilsverluste der Binnenschifffahrt in den vergangenen Jahren.

Der Marktanteil des Binnenschiffs ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Ist das Binnenschiff aus der Mode gekommen?
Das würde ich nicht sagen. Das Binnenschiff hat mit Sicherheit nach wie vor seine Be­rechtigung. Im Jahr 2007 beziehungsweise 2008 haben wir jeweils knapp 250 Millionen Tonnen Gü­ter auf deutschen Wasserstraßen trans­por­tiert. Das ist so wenig nun auch nicht. Rich­tig ist aber, dass die Verkehrsträger Stra­ße und Schiene überproportional wachsen.

Welches sind die wichtigsten Gründe?
Das hat wesentlich etwas mit dem Zustand der Infrastruktur zu tun. Das hat aber auch mit verändertem Kundenverhalten, veränderten Güterströmen und veränderten Ladungspartien zu tun. Das Binnenschiff ist mittlerweile typischerweise 110 Meter lang, kann also auch bis zu 3000 t Fracht mitnehmen. Nur – diese Mengen müssen dann auch da sein. Hier gibt es Veränderungen im Markt, wo Straße oder Schiene manchmal die geeigneteren Verkehrsträger sind.

Was passt bei der Infrastruktur nicht?
Es sind drei Faktoren, die uns Probleme bereiten: zu niedrige Brückendurchfahrtshöhen, die zum Beispiel den mehrlagigen Containertransport verhindern, fehlende Abladetiefen und zu kurze Schleusenkammerlängen. Paradebeispiel ist das Schiffshebewerk Scharnebeck am Elbe-Seitenkanal, dessen Trogkammern mit 100 Metern Länge für heutige Schiffe zu kurz sind. Diese drei leistungsbegrenzenden Merkmale machen sich im Modal Split bemerkbar.

Es gibt wieder Probleme mit Niedrigwasser. Setzt der Klimawandel dem Binnenschiff zu?
Das glaube ich nicht – und ich befinde mich in guter Gesellschaft. Im Rahmen des Forschungsprojekts Kliwas untersucht das Bundesverkehrsministerium die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf die Bundeswasserstraßen. Eines der wesentlichen Ergebnisse lautet: In den kommenden 50 Jahren ändert sich nichts.

Stichwort  Ausbau: Welches Potenzial sehen Sie bei der Elbe?
Wenn wir noch lange genug warten, keines mehr. Dann haben sich alle von der Elbe vera­bschiedet. Das bisher unveröffentlichte Gu­tachten zum Saale-Seitenkanal zeigt das bei­spielhaft: Die relevanten Verlader haben sich in Richtung anderer Verkehrsträger ori­en­tiert oder nutzen im gebrochenen Verkehr andere Wasserstraßen. Der ganze Pla­n­ungs­prozess hat ihnen zu lange gedauert. Der Kanal wurde tatsächlich politisch zerre­det. Wenn wir auch bei Mittel- und Oberelbe noch weiter ,rumeiern‘, wird es dort auch kein Potenzial mehr geben. So bekommt man Infrastrukturvorhaben auch klein. 

Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass der Saale-Seitenkanal nicht gebaut wird?
So ist es. Man bräuchte ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,0. Das Gutachten kommt auf 0,24, unter optimistischer Betrachtungsweise auf 0,58.

Interview: Birgit Bauer

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KOMMENTARE


Manfred Sprinzek

04.09.2012 - 23:23 Uhr

Das Land Sachsen-Anhalt hat das sogenannte "Planco-Gutachten" wegen methodischer und sogar Rechenfehler durch LUB Consulting Dresden prüfen lassen. Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) dazu: „Wir sehen uns einmal mehr darin bestätigt, dass mit dem Ausbau der unteren Saale große Transportkapazitäten erschlossen werden können". Laut LUB komme das Großprojekt auf ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,93. Ein Wert, der sich noch steigern könne, wenn beispielsweise der Trassenverlauf des Schönebecker Diplom-Ingenieurs Christian Jung in die Planungen einbezogen werden würde.


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