Der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) plant, eine aktivere Rolle zu übernehmen, um seinen Mitgliedsunternehmen die Nutzung der Schiene zu erleichtern. In Stuttgart gründete der Verband eine neue Sparte für den Schienengüterverkehr, an der mehr als 20 Akteure aus der Branche beteiligt sind. Diese Initiative berücksichtigt das wachsende Interesse am kombinierten Verkehr Straße-Schiene. Der VSL ist sich einig, dass der Schienengüterverkehr einen noch größeren Beitrag zum Güterverkehr leisten muss, um die anspruchsvollen Klimaschutzziele zu erreichen.
Bei der Auftaktveranstaltung waren Vertreter aus verschiedenen Bereichen des Bahntransports beteiligt: Speditionen, die bereits Güter auf der Schiene transportieren oder sich dafür interessieren, Terminalbetreiber, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Operateure im kombinierten Verkehr. Das Kompetenzzentrum Güterverkehr der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) unterstützt Unternehmen aus dem Südwesten bei ihrem Interesse an der Schiene und bietet Fördermittel für Erstberatungen. Niels Beuck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DSLV Bundesverbands Spedition und Logistik, berichtete über aktuelle verkehrspolitische Herausforderungen im Schienenverkehr. Dazu gehören beispielsweise die geplanten Korridorsanierungen auf den am stärksten befahrenen deutschen Strecken von 2024 bis 2030 sowie der Stand der Novellierung der EU-Richtlinie zum kombinierten Verkehr.
Güter auf der Schiene: weniger Staus und mehr Klimaschutz
„Für weniger Staus auf den Straßen und mehr Klimaschutz müssen wir mehr Güter auf die Bahn bringen“, betonte VSL-Präsident Dr. Micha Lege zur Eröffnung. „Gemeinsam müssen wir die Weichen stellen, um noch mehr Verkehre der umweltfreundlichen Schiene zu übergeben.“ Zugleich machte Lege deutlich, dass die Bahn als Treiber der Mobilitätswende noch deutlich Luft nach oben habe und zählte einige der aktuellen Probleme auf, unter denen Bahn-Kunden leiden: ein schlechtes Baustellenmanagement, lange Verspätungen sowie fehlende oder unzureichende Informationen. Erschwert wird die Verlagerung auf die Schiene durch Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. Während der VSL die neue Sparte aus der Taufe hob, kündigte GDL-Chef Claus Weselsky die nächste Arbeitsniederlegung an.
Andrea Marongiu, der Geschäftsführer des VSL, betonte, dass die Logistikbranche neben Planbarkeit und Echtzeitinformationen vor allem eine moderne und digitale Schieneninfrastruktur benötigt. Diese Infrastruktur bildet die Grundlage für Qualität und Pünktlichkeit. Den Mitgliedern der neuen Sparte stellte Marongiu ein zweites Treffen im laufenden Jahr in Aussicht. Bei diesem Treffen sollen die weiteren Schritte und Themen besprochen werden, und es wird ein Spartenausschuss sowie eine Vorsitzende oder ein Vorsitzender gewählt. Zusätzlich kündigte der VSL-Geschäftsführer einen Runden Tisch zum Thema Schiene für Baden-Württemberg an. Bei diesem Treffen sollen alle relevanten Akteure, einschließlich Vertreterinnen und Vertreter der verladenden Wirtschaft, aktuelle Probleme identifizieren und Lösungsansätze entwickeln.
Während der Auftaktveranstaltung äußerten die Gründungsmitglieder der neuen Sparte ihre Erwartungen an die Plattform für Information und Austausch unter dem Dach des VSL. Abschließend präsentierte eine Delegation des internationalen Containerlogistik-Betreibers DP World ihre Aktivitäten am Stuttgarter Hafen – nur wenige Meter von der VSL-Geschäftsstelle in Stuttgart-Wangen entfernt.