Intermodaler Verkehr: Performance in der Kritik

In Kürze Die Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG organisiert deutschlandweite Intermodalverkehre. Einige davon beginnen am Hamburger Hafen, an dem es immer wieder zu Verzögerungen kommt. Axel Kröger, einer der Geschäftsführer bei Zippel, sieht deshalb Probleme beim Aufbau neuer Relationen. Die beiden wichtigsten Seehäfen für Zippel sind Bremerhaven und Hamburg. In letztgenannter Stadt führen viele Wege zusammen, denn hier treffen die Mitarbeiter quasi alle strategisch wichtigen Entscheidungen. Dazu gehört auch die Kommunikation mit den weiteren Zippel-Unternehmungen, wie etwa die Z-Liner Road GmbH mit Sitz im mecklenburgischen Stavenhagen. Sie besitzt und disponiert die gru?n-gelben Lkw, die in ganz Deutschland, aber auch im europaweiten Fernverkehr unterwegs sind. Mit Erdgas und Strom unterwegs Für Zippel sind täglich weit über einhundert Lkw im Einsatz. Die Spedition hat sich aus Überzeugung voll und ganz dem Intermodalverkehr verschrieben, wobei speziell dem Zugverkehr eine zentrale Bedeutung zukommt. Der Lkw-Fuhrpark ist hauptsächlich im Nahverkehr auf der ersten und letzten Meile rund um die Containerterminals in Berlin (Behala), Schkopau (KTSK) und Elsterwerda im Einsatz, wohin auch die Zuglinien der Spedition führen. 20 der Lkw fahren mit Erdgas. Das bedeutet: Von der Kaikante bis zum Ziel des Transports kann nahezu CO2-neutral gefahren werden, da die Züge mit Strom aus erneuerbaren Energien unterwegs sind. "Wir fahren von Hamburg allein nach Berlin mit zehn Zügen pro Woche hin und zurück. Das ist zwar keine typische Bahndistanz, weil sie bei 300 Kilometern liegt, aber wir haben diesen Dienst erfolgreich etabliert", sagt Axel Kröger, Geschäftsführer der Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG. Doch das Unternehmen organisiert nicht nur Containerverkehre; in einer eigenständigen Tochtergesellschaft fertigt man Sammelgut, Teil- und Komplettladungen ab und verantwortet die Lagerung und Kommissionierung von Waren und Gütern, die größer sind als ein Paket. Bahn als zentrales Element Den wichtigen Bahnverkehr von den norddeutschen Seehäfen nach Ost- und Su?ddeutschland organisiert Zippel in Kooperation mit der IGS Schreiner GmbH mittels der gemeinsamen Unternehmung ZigsXpress. Ebenfalls mit IGS betreibt Zippel die Hanseatische Bahn Contor GmbH (HBC), welche mit modernen Hybrid-Loks alle Rangiertätigkeiten fu?r die Gruppe im Hamburger Hafen durchführt. Während sich Zippel bei den Hinterland-Transporten auf Ostdeutschland konzentriert, hat IGS die Destinationen in Süddeutschland im Fokus; ZigsXpress koordiniert und disponiert die Züge rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche. Für den eigentlichen Transport benötigen die beiden Transportunternehmen somit nur noch ein Eisenbahn-Verkehrsunternehmen als Traktionär. Gemeinsam mit IGS hat Zippel rund 400 Waggons in Miete und zudem 100 Waggons in Form von Container-Tragwagen selbst gekauft. Hanseatisches Sorgenkind Während die letzten beiden Jahre gute Geschäftsjahre waren, stellt Axel Kröger für 2023 einen Rückgang der Gütermengen fest: "Wir sind dennoch mit der Auslastung bis Mai noch sehr zufrieden", berichtet er. Sorgen bereitet ihm allerdings die Performance der norddeutschen Häfen, allen voran Hamburg: "Der Hamburger Hafen ist im weltweiten Hafenvergleich auf Platz 348 abgerutscht. Zum Vergleich: Der schlechteste Platz ist 386. Es gibt dafür viele Gründe. Aber wenn wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass beispielsweise Betriebsversammlungen direkt vor Feiertagen stattfinden, dann muss man zumindest feststellen, dass das Problem im Hafen von der Hafenleitung bislang nicht erkannt wurde", so Kröger. Das alles habe auch massive Auswirkungen auf das Tagesgeschäft: "Wir schicken beinahe täglich E-Mails an unsere Kunden heraus, dass Abfertigungen der Züge teilweise sechs bis zehn Stunden im Rückstau sind. Im Schienenverkehr ist das ein Desaster", moniert Kröger, "ich spreche hier ausdrücklich von den Terminals im Hafen, nicht von gestörten Lieferketten, das ist noch ein anderes Problem", betont er. Daher erwartet er auch vom Hafen mehr Kooperation und im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung. Der Hafen Hamburg sei für viele Wirtschaftsbetriebe zu wichtig, als dass man dieses Performance-Problem ignorieren könne, so Kröger weiter. Man sei aktiv in Gremien und Verbänden; das Problem werde immer wieder angesprochen, nur gebe es seitens des Hamburger Hafens da keine sichtbare Erkenntnis oder Reaktion, klagt er. Transportketten nach wie vor gestört Dabei ist für die Hinterland-Transporteure wie Zippel die Situation schon komplex genug: Den Extremen in der Lieferkette, also sehr starken Spitzen (Peaks) folgen ebenso starke Senken (Throws), sodass ständig entweder zu viel Ladung oder zu viele Ladungsträger im Markt sind - ohne eine Aussicht auf Harmonisierung. Verbunden mit diesem Problem ist der Leercontainer-Stau im Hinterland und an den Seehäfen, der sich auf diese Weise auch nicht auflösen kann. "Und wenn wir schon von Peaks sprechen, dann sollten wir auch darüber nachdenken, dass die Containerschiffe inzwischen eine Dimension erreicht haben, die Hamburg so gar nicht mehr handeln kann. Mal abgesehen davon, dass die Megafrachter nicht so ohne Weiteres in den Hafen hinein- und wieder hinauskommen, müssten die Zahnräder in den Terminals und im weiteren Ablauf geradezu perfekt ineinandergreifen. Genau das tun sie aber nicht. Sie schaffen es wie gesagt nicht einmal, die bis dato gängigen Größen abzuarbeiten", verdeutlicht der Geschäftsführer. Neue Züge aufzusetzen ist daher in der aktuellen Situation nicht so einfach: "Für den Aufbau weiterer Destinationen bräuchten wir in jeder Hinsicht mehr Planbarkeit. Wir können nicht, wie gewisse staatlich gestützte Unternehmungen, einfach defizitär in eine neue Linie investieren und mal schauen, ob es sich mit der Zeit rechnet", macht er klar. Natürlich hat ein Logistiker den Vorteil, mit Lkw bei Bedarf auch Direktverkehre fahren zu können: "Wenn wir beispielsweise einen Container mit Ziel Rügen haben, geht der direkt mit dem Lkw", sagt Kröger. Sachte Investitionen, sachtes Wachstum Bei aller Vorsicht investiert Zippel aber weiterhin in interne Abläufe, die mit intelligenter Digitalisierung optimiert werden. "Gute Mitarbeiter sind Mangelware und viele Bereiche sind schon automatisiert, da bietet sich Digitalisierung geradezu an. Ein wachsender Bereich ist die Inhouse-Logistik für Kunden. Auf deren Betriebsgelände fahren wir die Container auf die richtige Position, setzen dafür Zippel-Personal ein, und buchen mitunter auch gleich andere Frachtwege mit; so steigen wir immer tiefer in die logistischen Prozesse ein", schildert Kröger. Für Zippel ist das eine Win-win-Strategie, denn das Unternehmen baut seine Expertise immer weiter aus, welche die Kunden des Transporteurs in zunehmendem Maße benötigen. Auf diese Weise stabilisiert sich der Betrieb in der aktuell unübersichtlichen Marktsituation, ist sich Axel Kröger sicher.

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