Wiesbaden. Immer weniger Unternehmen und Verbraucher rutschen dank der guten Konjunktur in die Pleite. Im vergangenen Jahr meldeten die deutschen Amtsgerichte 30.099 Firmeninsolvenzen und damit 5,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Es war der zweite Rückgang in Folge und der stärkste seit 2007. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2010 um 5,1 Prozent auf 103.289 Fälle. Es ist erst das zweite Mal seit Einführung der Insolvenzordnung 1999, dass es weniger Verbraucherpleiten gibt.
"Der seit Ende 2009 bestehende rückläufige Trend bei den Unternehmensinsolvenzen erweist sich als sehr dauerhaft", erklärte der Insolvenzverwalterverband VID. Abgesehen von einigen Branchen mit strukturellen Problemen, etwa der Solar- oder Druckindustrie, sei das wirtschaftliche Umfeld derzeit stabil.
Die voraussichtlich offenen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte auf rund 31,5 Milliarden Euro. Im Krisenjahr 2009 waren es noch 39,0 Milliarden Euro. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 159.418 Insolvenzen - dazu zählen auch Nachlässe - registriert, 5,4 Prozent weniger als 2010.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes stimmen von der Tendenz her mit bereits bekanntgegebenen Daten von Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform (Neuss) überein. Im Detail gibt es aber Unterschiede. Wegen der nachlassenden Konjunktur rechnet Creditreform in diesem Jahr allerdings mit einem leichten Anstieg auf etwa 32.000 Firmenpleiten. Dennoch stehe Deutschland im europäischen Insolvenzgeschehen vergleichsweise gut da, hatten die Neusser jüngst erklärt. (dpa)