Köln. In Köln halten täglich etwa 130.000 Mal, in Leverkusen 18.000 Mal Lieferfahrzeuge an, um Waren zuzustellen beziehungsweise anzunehmen. „Gerade diese Stopps sind es, die häufig zu Behinderungen und Staus führen, weil keine geeigneten Flächen vorhanden sind oder geeignete Flächen zweckentfremdet sind“, sagt Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik der IHK Köln.
Zu diesen Ergebnissen kommt die von der IHK Köln beauftragte Studie „Ladezone im Blickpunkt“. In dieser stellt die IHK Köln Beispiele aus anderen Städten vor und empfiehlt das Mikro-Depot-Konzept sowie weitere Maßnahmen für die Städte.
Lieferverkehr nimmt weiter zu
Von den in der Studie befragten Handels- und Gastronomieunternehmen in Köln und Leverkusen gab demnach nur ein Viertel an, Waren über private Parkplätze und Laderampen zu empfangen. Für den überwiegenden Teil diene die Straße respektive die Ladezone vor dem Geschäft als Be- und Entladebereich. Oft seien diese jedoch durch Pkw fehlbelegt.
„Unsere exemplarische Beobachtung von Ladezonen in Köln und Leverkusen ergab, dass über 80 Prozent der Haltevorgänge in zweiter Reihe durch fehlparkende Pkw verursacht werden“, so Soénius. Diese Haltezeiten sind mit beträchtlichen negativen Konsequenzen für den Verkehrsfluss verbunden.
Die IHK weist darauf hin, dass der Transport von Waren für die Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung in Städten von großer Bedeutung ist. Durch zunehmenden Online-Handel, Kostendruck auf den stationären Handel und fortschreitende Arbeitsteilung werde der innerstädtische Lieferverkehr weiter wachsen. „Unsere Gespräche mit Einzelhändlern, Logistikern und kommunalen Vertretern zeigen, dass die Problemlage allen Beteiligten bewusst ist. Dabei stehen nicht nur die jetzigen Behinderungen und Ineffizienzen im Vordergrund, sondern vor allem auch die Probleme, die ein weiter wachsender Lieferverkehr mit sich bringt“, sagt Soénius.
IHK Köln empfiehlt neue Lieferverkehrsstrategie
In zahlreichen anderen Städten im In- und im Ausland sind neue Lieferkonzepte erprobt und eingesetzt worden, deren Anwendung sich auch für Köln und für Leverkusen eignen würden. Besonders vielversprechend ist nach Ansicht der IHK das „Mikro-Depot-Konzept“, bei dem die „allerletzte Meile“ – in einem Radius von etwa 500 bis 1000 Meter – von einem zentralen Container aus per Lastenfahrrad oder zu Fuß bedient wird. Die IHK Köln empfiehlt, dieses Konzept in eine Lieferverkehrsstrategie für die Städte aufzunehmen.
In einer Vier-Punkte-Strategie nennt die IHK zahlreiche kurz- bis langfristig greifende Maßnahmen, wie unter anderem eine Erhöhung der Kontrolldichte und das Setzen von Kontrollschwerpunkten, Schaffung einer größeren Wissensbasis durch Aufklärungs- und Dialogmaßnahmen, konsistente Regeln für die Einrichtung von Ladezonen, der Ausschluss einer konkurrierenden Nutzung durch andere Verkehrsteilnehmer sowie die Einbeziehung des „Letzte-Meile-Verkehrs“ in die Verkehrs- und Stadtplanung.
„Zu guter Letzt halten wir es aufgrund der weiter steigenden Bedeutung des Lieferverkehrs sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bevölkerung in Köln und in Leverkusen für wichtig, dass das Thema einen Schwerpunkt im politischen Willensbildungsprozess einnimmt“, so Soénius.