Das Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für dieses Jahr erneut gesenkt. Nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im vergangenen Jahr erwarten die Münchner Wirtschaftsforscher im laufenden Jahr nur 0,2 Prozent Wirtschaftswachstum. Im Dezember hatten sie noch mit 0,9 Prozent gerechnet, im Januar mit 0,7 Prozent. «Die Konsum-Zurückhaltung, die hohen Zinsen und Preissteigerungen, die Sparbeschlüsse der Regierung und die schwache Weltkonjunktur dämpfen derzeit die Konjunktur in Deutschland und führen erneut zu einer Winterrezession», sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Donnerstag, den 7. März.
Mit sinkenden Zinsen, geringerer Inflation und steigender Kaufkraft für die Verbraucher werde sich Wirtschaftsleistung zur Jahresmitte jedoch beschleunigen. Für das kommende Jahr erhöhte das Ifo-Institut seine Wachstumsprognose um 0,2 Punkte auf 1,5 Prozent.
Auch IfW revidiert
Auch nach Einschätzung der Experten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) verlängert sich Deutschlands Weg aus dem Konjunkturtief. Laut jüngster Prognose zeichnet sich erst nach dem Frühjahr eine Erholung ab. Im Winterhalbjahr dürfte die Wirtschaftsleistung noch schrumpfen und im Gesamtjahr 2024 mit einem Plus von 0,1 Prozent kaum mehr als stagnieren. Damit revidierte das IfW Kiel am Mittwoch seine Erwartungen aus der Winterprognose deutlich um 0,8 Prozentpunkte nach unten. Gründe: Privater Konsum und Exporte erholen sich später beziehungsweise weniger dynamisch, zudem zeigen sich die Investitionen äußerst schwach. Für 2025 belässt das IfW Kiel seine Prognose unverändert und sieht den Zuwachs der Wirtschaftsleistung bei 1,2 Prozent. Die Inflationsrate dürfte auf unter 2 Prozent, das Finanzierungsdefizit des Staates auf unter 0,8 Prozent zurückgehen.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte erst kürzlich den Jahreswirtschaftsbericht für 2024 vorgestellt. Auch die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent.
Weitere Prognosen
Die Preise dürften laut Ifo-Institut dieses Jahr um 2,3 Prozent steigen, nächstes Jahr sogar nur noch um 1,6 Prozent, nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. Überwiegend gute Nachrichten erwarten die Wirtschaftsforscher auch vom Arbeitsmarkt. Trotz der Flaute werde die Zahl der Beschäftigten von 45,9 auf 46,1 Millionen steigen und im kommenden Jahr die Rekordzahl von 46,2 Millionen erreichen.
Allerdings werde die Zahl der Arbeitslosen dieses Jahr von 2,6 auf 2,7 Millionen zunehmen; die Arbeitslosenquote steige von 5,7 auf 5,9 Prozent. Im kommenden Jahr soll die Arbeitslosenzahl aber unter 2,6 Millionen sinken.
Die deutschen Exporte dürften 2024 um 1,5 Prozent zurückgehen, aber im kommenden Jahr um 3,4 Prozent wachsen. Das Staatsdefizit sinkt laut Ifo-Prognose von 87,4 auf 76 Milliarden Euro in diesem Jahr und 44,6 Milliarden Euro im nächsten Jahr.