Wiesbaden. Die hessische Landesregierung will den Lärm am Frankfurter Flughafen begrenzen. Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) stellte am Dienstag in Wiesbaden das Konzept einer Lärmobergrenze für den größten deutschen Flughafen vor. Dabei wird das durchschnittliche Lärmniveau auf einen Wert gedeckelt, der den heutigen „nicht wesentlich” überschreitet. Für den Fall, dass die neue Grenze zwei Jahre hintereinander nicht eingehalten wird, droht das Ministerium, die Zahl der Flugbewegungen einzufrieren.
„Wir wollen eine Lärmobergrenze einziehen, die das Rhein-Main-Gebiet vor einem unbegrenzten Anstieg der Belastung durch Fluglärm schützt”, erklärte Al-Wazir. Dem Flughafenbetreiber Fraport sowie weiteren Vertretern der Luftverkehrswirtschaft bot er Verhandlungen an. Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde die Betriebsgenehmigung entsprechend geändert, heißt es in dem Konzept.
Keine Kapazitätsabstriche
Fraport soll zudem verpflichtet werden, regelmäßig einen Plan zur Lärmminimierung vorzulegen. Das Ministerium hofft, dass die neue Obergrenze Investitionen in leisere Flugzeuge sowie entsprechende Technik und Flugrouten befördert. Fraport hatte zuvor erklärt, keine Abstriche an seiner Kapazität hinnehmen zu wollen.
Für die Anwohner des Flughafens bedeutet das Konzept, dass es zunächst lauter werden darf als derzeit. Das Ministerium betont, dass aber der bisher rechtlich mögliche Anstieg des Lärmniveaus begrenzt werde. So dürfte die Fläche der am meisten betroffenen Gebiete rund um den Flughafen mit Lärmobergrenze noch um 1178 Hektar steigen, bisher sei eine Zunahme von 5121 Hektar möglich.
300.000 Menschen seien derzeit in der Region von Fluglärm betroffen, heißt es in dem Konzept. Auch eine Studie über gesundheitsgefährdende Auswirkungen wird angeführt. Dennoch lasse der Vorschlag dem Flughafen Raum zur Weiterentwicklung.
Auf eine Lärmobergrenze hatten sich die Regierungsparteien CDU und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag geeinigt. Ursprünglich sollte das Konzept bereits im Sommer vorgelegt werden. Eine Empfehlung für ein solches Höchstmaß an Lärm hatte es vor 16 Jahren im Mediationsverfahren zum Ausbau des Flughafens gegeben. (dpa)