Hannover/Hamburg. Der Reisekonzern Tui hat den ersten Schritt bei der geplanten Trennung von der Containerreederei Hapag-Lloyd gemacht. Tui verkaufte 11,33 Prozent ihrer Anteile an den Mehrheitseigentümer, ein Hamburger Konsortium, und ist danach nur noch mit 38,4 Prozent an der Reederei beteiligt. Der Tui-Aufsichtsrat habe die Reduzierung der Beteiligung am Donnerstag in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen, teilte das Unternehmen in Hannover mit.
Zugleich machten die Kontrolleure den Weg frei für den geplanten Börsengang der Reederei. Der Aufsichtsrat von Hapag-Lloyd habe den Vorstand grundsätzlich ermächtigt, weitere Anteile im Rahmen eines Börsengangs zu verwerten. Der Kaufpreis für den Anteilsverkauf liege bei 315 Millionen Euro, berichtete das Unternehmen. Das Konsortium Albert Ballin um die Stadt Hamburg, den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne sowie Banken und Versicherungen hatte ein Vorkaufsrecht auf die Anteile. Bei einem erfolgreichen Börsengang müsste die Gruppe je nach Bewertung der Aktie einen Nachschlag bis zu 35 Millionen Euro zahlen.
Tui will sich vollständig von der Schifffahrtsbeteiligung trennen. Dazu werde weiterhin ein Börsengang, parallel dazu aber auch der Verkauf an einen Investor angepeilt, hieß es in Hannover. Entscheidend sei es, den Erlös für die Beteiligung zu maximieren.
Das Geld soll in Schuldenabbau und den Ausbau des Tourismus fließen. Auf der Hauptversammlung Anfang Februar hatte Tui bereits deutlich gemacht, den Börsengang von Hapag-Lloyd noch vor Jahresmitte angehen zu wollen. Die Pläne liefen derzeit auf das zweite Kalenderquartal hinaus. Insgesamt steckten noch 1,71 Milliarden Euro in der Containerreederei.
Die Mehrheit an der früheren Konzerntochter hatte Tui bereits vor zwei Jahren an das Hamburger Konsortium Albert Ballin verkauft. Den Strategiewechsel der Tui-Führung, welche die Reedereitochter vor Jahren schon einmal an die Börse bringen, dann aber wieder behalten wollte, hatte eine Gruppe unzufriedener Aktionäre unter Führung des norwegischen Großaktionärs John Fredriksen erzwungen.
Gerade noch rechtzeitig vor der Wirtschaftskrise, die die Reederei mit dem einbrechenden Welthandel an den Rand des Ruins stürzte, stieß Tui die Mehrheit der früheren 100-Prozent-Tochter ab. Allerdings wäre der Deal fast geplatzt, wenn Tui nicht mehr Anteile behalten hätte als zuvor geplant und den Hamburgern in der Krise beigesprungen wäre. Jetzt will der Konzern die frühere Tochter vollständig loswerden, um mit dem Erlös im Reisegeschäft zu expandieren.
Die Geschäfte der Containerreederei laufen inzwischen wieder bestens. Im abgelaufenen Jahr fuhr Hapag-Lloyd dank des boomenden Frachtverkehrs einen Rekordgewinn ein. Die Beteiligung rettete den Tui-Konzern im vorigen Jahr vor roten Zahlen.
Noch unklar ist, wie das Hamburger Konsortium sich in Sachen Hapag-Lloyd künftig aufstellen will. Dem Vernehmen nach wollen die Alteigentümer auch nach einem Börsengang mindestens ein Jahr lang die Mehrheit an dem Unternehmen halten. Sie hätten bereits eine Haltefrist von zwölf Monaten vereinbart, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur „dpa-AFX" aus dem Umfeld der Eigentümer. Die Stadt Hamburg hatte bereits der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bestätigt, dass sie sich von ihrer Beteiligung an Hapag-Lloyd nicht trennen will. (dpa)