Hannover/HamburgDer Börsengang der Container-Reederei Hapag-Lloyd steht wegen der Katastrophe in Japan auf dem Prüfstand. Die Anteilseigner - der Reisekonzern Tui und das Hamburger Konsortium Albert Ballin - wollten abwarten, wie sich die Lage in Fernost weiterentwickelt und wie der Kapitalmarkt reagiert, schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag). Die endgültige Entscheidung sei auf kommende Woche vertagt worden. Nach bisher nicht bestätigten Berichten wollten die Eigentümer die Reederei bis Ostern an die Börse bringen.
Ein Tui-Sprecher sagte, es gebe bisher keine Entscheidung für oder gegen einen Börsengang und demzufolge auch keinen Zeitplan. "Wir werden in aller Ruhe die möglichen Auswirkungen der Ereignisse in Japan auf einen Börsengang bewerten und dann zu gegebener Zeit entscheiden."
Die Tui will sich von seiner verbliebenen Beteiligung von 49,8 Prozent an Hapag-Lloyd trennen, nachdem sie die Tochter zu Beginn der Wirtschaftskrise nicht komplett losgeworden war. 11,3 Prozent der Anteile waren kürzlich an das Hamburger Konsortium verkauft worden, das Vorkaufsrechte hat. Die Transaktion wird im Mai wirksam, danach hält Tui noch 38,4 Prozent an der Reederei. Der Tui-Aufsichtsrat hat bereits grünes Licht für den Börsengang gegeben. Parallel dazu hält sich Tui aber auch die Option eines direkten Verkaufs an einen Investor offen
Im Umfeld des Konzerns heißt es, die Tui habe keine Eile. Die Tui-Führung hatte stets deutlich gemacht, dass es ihr bei der Trennung von der Reederei in erster Linie um den höchstmöglichen Erlös geht. Falls Hapag-Lloyd wegen der unsicheren Lage in Japan nur mit hohen Abschlägen auf dem Parkett gebracht werden könnte, dürfte die Entscheidung für einen Börsengang daher erst einmal vertagt werden.
Dem Verband Deutscher Reeder (VDR) zufolge hat die Japan-Katastrophe bislang jedoch kaum negative Folgen für die deutschen Schifffahrtsunternehmen. Gleichwohl seien die Reeder sehr besorgt, sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel der "FAZ". Sollte sich die radioaktive Strahlung weiter erhöhen und bis in die Region rund um Tokio reichen, würden dort sicherlich keine Schiffe mehr in die Häfen einfahren. (dpa)