Kopenhagen. Hamburg und Kopenhagen kämpfen vereint für die umstrittene feste Fehmarnbeltquerung. „Der Hamburger Senat sagt ganz klar Ja zu diesem Projekt, so wie es Dänemark seit langem tut", sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch in Kopenhagen bei seiner ersten offiziellen Auslandsreise als Regierungschef. Die feste Querung bringe beiden Städten eine durchgehende Eisenbahn- und Autobahnverbindung, die ungefähr 160 Kilometer kürzer sein werde als die jetzige über Flensburg.
Kopenhagens sozialdemokratischer Oberbürgermeister Frank Jensen sagte: „Die Fehmarnbeltquerung hat die allererste Priorität auf unserer Agenda." Es sei extrem wichtig, dass zwischen Hamburg und Kopenhagen künftig Hochgeschwindigkeitszüge fahren. Zuvor hatten die Regierungschefs eine Erklärung zur weiteren Zusammenarbeit der beiden Hafenstädte unterzeichnet.
In dem Abkommen heißt es unter anderem: Mit der festen Fehmarnbeltquerung ergebe sich für den Großraum Kopenhagen und die Metropolregion Hamburg mit ihren zusammen rund sieben Millionen Einwohnern eine einzigartige Möglichkeit, Wachstum und Beschäftigung zu schaffen. „Sollen diese Potenziale realisiert werden, so erfordert dies eine enge Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Städten." Die Unterzeichner forderten, dass in Dänemark und Norddeutschland die Infrastruktur so verbessert werden müsse, dass die Bahnreisezeit zwischen beiden Städten auf maximal zweieinhalb Stunden sinkt.
Anders als bei den Regierungschefs ist die Fehmarnbeltquerung bei Umweltschützern und Anwohnern jedoch auch umstritten. Die Querung zwischen Rødby auf der dänischen Insel Lolland und dem schleswig-holsteinischen Puttgarden auf Fehmarn soll 17,6 km lang werden und ab 2014 gebaut werden. Die Kosten für den Tunnel werden derzeit auf rund 5,5 Milliarden Euro veranschlagt und sollen innerhalb von 35 Jahren durch Mautgebühren wieder eingespielt werden. Die Hinterlandanbindungen in Dänemark werden auf 1,2 Milliarden Euro geschätzt, jene in Deutschland auf bis zu 1,7 Milliarden Euro.
„Kürzere Wege und schnellerer Warenaustausch werden der Wirtschaft beider Städte nützen und auch die landschaftlich schönen, aber strukturschwachen Regionen in Schleswig-Holstein und auf den südlichen dänischen Inseln werden etwas davon haben", sagte Scholz. Hamburg und Kopenhagen nannte er „natürliche Partner". Er betonte:„Hamburg und Kopenhagen haben sich schon immer sehnsüchtig angeschaut." Es gebe zahlreiche Parallelen zwischen beiden Städten. Beeindruckt zeigte sich Scholz vom Umweltbewusstsein der Kopenhagener. So seien 98 Prozent aller Wohnungen in der Hauptstadt an das Fernwärmenetz angeschlossen. „Mehr als vierzig Prozent aller Kopenhagener fahren mit dem Rad zur Arbeit, und wenn es geschneit hat, werden die Fahrradwege zuerst geräumt."
Gemäß dem Abkommen sind sich beide Partner darin einig, ihre Städte durch eine gemeinsame Interessenwahrnehmung gegenüber der EU-Kommission prominent auf der europäischen Agenda zu platzieren. Hierbei gehe es neben der Beltquerung vor allem um künftige EU-Haushalte, in denen finanzielle Mittel für innovative Stadtentwicklung bereitgestellt und die Regionen gefördert werden sollen. Hamburg und Kopenhagen wollen außerdem gemeinsame Projekte in Bereichen wie Stadtentwicklung, Logistik oder maritime Wirtschaft starten. 2011 soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen der Senatskanzlei in Hamburg und der Ökonomieverwaltung in Kopenhagen Vorschläge vorlegen.
Scholz, der von einer 15-köpfigen Delegation nach Dänemark begleitet worden war, setzt an diesem Donnerstag seine erste offizielle Auslandsreise als Regierungschef mit einem Abstecher in die Partnerstadt Marseille fort, wo er zu einem Gespräch mit Bürgermeister Jean-Claude Gaudin erwartet wird und mit ihm den „Zug der Ideen" der Umwelthauptstadt Hamburg eröffnen will. Kopenhagen war im vergangenen Jahr europäische Umwelthauptstadt. Vor der Reise nach Frankreich sind jedoch noch in Dänemark wirtschaftspolitische Gespräche angesetzt - unter anderem mit Vertretern des Brauereikonzerns Carlsberg, zu dem auch die Hamburger Holsten-Brauerei gehört, sowie mit Repräsentanten der Reederei Maersk und des Energieunternehmens Dong. (dpa)