Antwerpen. Der Seegüterumschlag im Antwerpener Hafen steht weiter unter positiven Vorzeichen, doch das Wachstumstempo hat sich verlangsamt. Diese Feststellung lässt der direkte Vergleich der Halbjahresumschlag-Ergebnisse 2011 und 2010 zu. Danach wurden zwischen Januar und Juni dieses Jahres rund 96 Millionen Tonnen, also gut 10,4 Prozent mehr Güter umgeschlagen als 2010. Damals hatte das Wachstum gegenüber dem Krisenjahr 2009 noch 12,7 Prozent betragen.
Verschiedene Tiefgangsrekorde seit Abschluss der Westerschelde-Vertiefung
Auch im Containersegment legt der Scheldehafen weiter zu. Auf Grundlage der Standardcontainer (TEU) gingen im 1. Halbjahr rund 4,4 Millionen Zwanzig-Fuß-Behältnisse über die Kaikanten, was einem Plus von 4,3 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2010 betrug der prozentuale Zuwachs noch 16,2 Prozent. Die in den Containern verstauten Ladungsmengen lagen aktuell bei 53 Millionen Tonnen (Plus 3,4 Prozent). Immerhin hat es Antwerpen in der Krise geschafft, im Containerbereich an seinem härtesten Mitbewerber, dem Hamburger Hafen, vorbeizuziehen und den 2. Platz in Europa nach Rotterdam einzunehmen.
Auch wenn der Elbe-Hafen inzwischen ebenfalls wieder Terrain gut gemacht hat, dürfte die Rangordnung im Containersegment unter Europas Top-3 bis auf weiteres unverändert bleiben. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist der im Dezember 2010 erfolgte Abschluss der Fahrrinnen-Anpassung auf der Westerschelde. Seit diesem Frühjahr hat Antwerpen gleich mehrere Tiefgangsrekorde bei Containerschiffen aufgestellt. Die Reederei MSC, in Antwerpen mit einem eigenen Terminal vertreten, will den flämischen Hafen künftig noch stärker berücksichtigen.
Tanklager-Kapazitäten wurden und werden weiter ausgebaut
Die Schelde-Vertiefung kommt aber nicht nur dem Containersegment zugute. Auch andere Bereiche wie der Massengutumschlag profitieren davon. So lief in diesen Tagen der japanische Massengutfrachter „MG Courage“ Antwerpen mit einer Rekordladung südafrikanischer Kohle an. Rund 159.000 Tonnen Kraftwerkskohle hatte der zur K-Line gehörende, unter Panama-Flagge fahrende Capesize-Bulker an Bord hatte. Bei seiner Abfahrt in der Kap-Republik hatte der Riesenfrachter sogar knapp 177.000 Kohle in seinen Frachträumen. In Europa angekommen, hatte die Reederei jedoch ein kleineres Ladungspaket von rund 17.300 Tonnen auf Reede bei Everingen – in Nachbarschaft zum niederländischen Hafen Terneuzen – gelöscht. Der Umschlag auf See erfolgte mittels Schwimmkränen. Die Ladung wurde im Bord-Bord-Umschlag in bereitliegende Binnenschiffe gelöscht, die wie das große Ladungspaket für deutsche Kunden bestimmt war.
Der Massengutumschlag pendelte sich im aktuellen Berichtszeitraum bei 34,3 Millionen Tonnen ein, was einem Zuwachs von 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Getragen wurde der Massengutumschlag von der Flüssigladung, die auf 24,2 Millionen Tonnen kam (Plus 31,8 Prozent). Nach Einschätzung des Hafenbetriebs GHA (Gemeentelijk Havenbedrijf Antwerpen) profitiert der Scheldehafen inzwischen auch von den erheblichen Investitionen verschiedener Tanklager-Dienstleister und Umschlagbetriebe in neue Tankkapazitäten. Damit werde der petrochemische Cluster Antwerpen nachhaltig gestärkt, betont der GHA.
Stahlumschlag legt im hohen, zweistelligen Prozentbereich zu
Der trockene Massengutumschlag kam im Berichtszeitraum auf gut zehn Millionen Tonnen, ein Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zu den wichtigsten Gütergruppen gehörten Kohlen mit 2,8 Millionen Tonnen (Plus 8,4 Prozent) und Dünger mit 2,5 Millionen Tonnen (Plus 7,4 Prozent).
Zufrieden ist Antwerpen auch mit der Entwicklung im konventionellen Stückgutgeschäft, das in Antwerpen traditionell eine starke Rolle spielt. Mit 6,4 Millionen Tonnen wurde im Berichtszeitraum gut 16,9 Prozent mehr Ladung umgeschlagen. Der Stahlumschlag, eine tragende Säule des konventionellen Stückgutsegments, erreichte 4,4 Millionen Tonnen und damit 48 Prozent mehr als vor einem Jahr. Papier und Zellulose legten ebenfalls mit mehr als 44 Prozent auf 0,4 Millionen Tonnen zu. Der Ro-Ro-Verkehr brachte es im 1. Halbjahr auf 2,1 Millionen Tonnen (Plus 15,8 Prozent). (eha)