Berlin. Online-Versandhändlern wie Amazon, Otto und Co. sollte nach Ansicht der Grünen verboten werden, von Kunden zurückgeschickte neuwertige Waren zu vernichten. „Wir erleben eine Perversion der Wegwerfgesellschaft“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der „Funke“-Mediengruppe. Hier sei der Staat gefordert. Bei den Retouren handele es sich oftmals um neuwertige Produkte, die voll funktionsfähig seien und höchstens einen Kratzer hätten. Die Politikerin schlug vor, zurückgeschickte Produkte, die nicht mehr in den Verkauf könnten, zu verschenken – etwa über Sozialkaufhäuser.
Greenpeace betonte, man fordere bereits seit der Enthüllung der „gängigen Vernichtungspraktik“ des Handels im Sommer 2018 ein umfassendes Ressourcenschutzgesetz von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Dieses sollte neben einem Verbot der Vernichtung neuwertiger beziehungsweise voll funktionstüchtiger Konsumgüter etwa auch die steuerliche Förderung von Reparaturleistungen beinhalten.
Zu viele Pakete gehen zurück
Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg haben ermittelt, dass die Bundesbürger bei Bestellungen im Internet jedes sechste Paket wieder zurückschicken. Im vergangenen Jahr sind das demnach 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück an den Absender, wie die Forscher Ende April mitteilten.
Die Retouren belasten durch das zusätzliche Transportaufkommen das Klima, die Kosten müssen einerseits die Kunden durch höhere Marktpreise tragen, andererseits erzielen die E-Commerce-Händler geringere Margen. Nach Erkenntnis der Forscher landen rund 4 Prozent der zurückgeschickten Artikel im Müll. Immerhin gut 79 Prozent werden direkt wieder als A-Ware verkauft, weitere 13 Prozent als B-Ware, so die Forscher. Und 3 Prozent würden an industrielle Verwerter verkauft oder an gemeinnützige Organisationen gespendet.
Marktführer Amazon erklärte dazu am Montag auf dpa-Anfrage, die überwiegende Mehrheit der zurückgegebenen Produkte kämen erneut in den Verkauf, gingen an Lieferanten zurück oder würden je nach Zustand an gemeinnützige Organisationen gespendet. So hätten seit 2013 mehr als 1000 Wohltätigkeitsorganisationen Spenden erhalten und rund 450.000 Menschen davon profitiert. In bestimmten Fällen könnten Produkte weder weiterverkauft oder gespendet werden, etwa aus Sicherheits- oder Hygienegründen. „Wir arbeiten hart daran, diese Zahl auf Null zu bringen“, betonte das Unternehmen. (dpa/ja)