Grieshaber Logistics Group: Expansion mit Plan

Wer wachsen will, muss Ideen haben und Neues wagen. Dass dies funktioniert, beweist das mittelständische Transport- und Logistikunternehmen Grieshaber Logistics Group AG in Bad Säckingen, das in diesem Jahr sein 70-jähriges Firmenbestehen feiert und damit mehr im Rampenlicht steht, als man es von dem baden-württembergischen Familienunternehmen kennt (siehe Infokasten "Daten und Fakten" unten). Vom reinen Transporteur zum Logistiker Denn eigentlich halten sich die Firmen-Vorstände Kurt Grieshaber, Sohn von Firmengründer Heinrich Grieshaber Senior und Paula Grieshaber, sein Schwiegersohn Ulf Tonne sowie Toni Elbert und Christian Moog am liebsten im Hintergrund und treiben eher fernab der Öffentlichkeit den Ausbau der Unternehmensgruppe voran. Schritt für Schritt entwickelte sich so der einstige Transportbetrieb, der anfangs Bauschutt und Zement beförderte, zu einem Logistikunternehmen mit mittlerweile insgesamt 700 Mitarbeitern an acht Standorten in Europa. Wachstumsfelder und Schwerpunkt sind heute die Kundenbranchen Health Care Solutions (inklusive Pharmalogistik) sowie Industry Solutions, deren Produkte das Unternehmen logistisch händelt - inklusive der Einlagerung temperaturgeführter Ware in den Temperaturzonen zwei bis acht, zehn bis 20, 15 bis 25, minus 18 und minus 20 bis minus 80 Grad Celsius. Die dafür erforderliche GDP-Lizenz, die Großhändler-Lizenz GMP sowie die Herstellererlaubnis nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) hat das Unternehmen schon vor Jahren erlangt. Halal- und koschergemäßes Händling Der Clou: Grieshaber Logistics verfügt nun auch über Halal- und Koscher-Zertifikate. Zum besseren Verständnis: "Halal" ist Wikipedia zufolge ein arabisches Wort. Es kann mit "erlaubt" und "zulässig" übersetzt werden und bezeichnet demnach alle Dinge und Handlungen, die nach islamischem Recht zulässig sind. Als "koscher" (wörtlich: tauglich) werden laut Wikipedia im Hebräischen unter anderem alle Lebensmittel bezeichnet, die nach den jüdischen Speisegesetzen erlaubt sind. "Sprich: Für den Verzehr und die Zubereitung von Lebensmitteln müssen strenge religiöse Vorschriften eingehalten werden, und dies gilt auch beim Transport und bei der Lagerung solcher Produkte", erläutert Tonne. Die besagten Halal- und Koscher-Zertifikate würden also garantieren, dass die Vorschriften eingehalten werden. "Bei unserem Audit im September war bei uns sogar ein jüdischer Rabbi der Zertifizierungsbehörde Orthodox Union vor Ort, der bei uns den Umgang gemäß den jüdischen Koscher-Richtlinien überprüft und letztlich bescheinigt hat", erzählt Tonne. Das Audit mit der Halal Food Authority erfolgte hingegen weniger "spektakulär", über Videokonferenz, aber auch hier erfolgreich. Hintergrund zu alledem ist: Grieshaber Logistics arbeitet seit 2016 eng mit einem Schweizer Biotech-Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln zusammen, der eine Dependance in den USA hat und sehr rasch expandiert. Als Logistikpartner steuert Grieshaber für diesen Kunden inzwischen die gesamte logistische Supply Chain seiner Produkte. Angefangen bei der Vorholung der Vorstoffe, etwa aus Spanien, Italien, China, Taiwan und Frankreich, und über deren Einlagerung - fallweise temperaturgeführt in Grieshaber-eigenen Lagern, bis hin zu komplexeren Logistikaufgaben, zum Beispiel dem Abfüllen von Mustersendungen für Werbezwecke, Repacking sowie der Bestands- und Chargenverwaltung der Produkte. Last but not least verantwortet Grieshaber für seinen Auftraggeber auch die gesamte weltweite Distribution der Nahrungsergänzungsmittel. Klar definierte Prozessschritte "Und weil unser Kunde seine Produkte nun auch in Israel und in den arabischen Staaten vertreiben will, sprich dort neue Zielkunden erreichen will, muss er seine Produkte nicht nur koscher- und halalkonform herstellen, sondern auch entsprechend logistisch händeln", sagt Tonne. Klingt logisch, ist in der Umsetzung aber nicht trivial. So muss dafür allein bei Grieshaber Logistics jeder einzelne Prozessschritt entlang der gesamten Transport- und Logistikkette, vom Warenein- bis zum Warenausgang, halal- und koschergemäß definiert, dokumentiert, kontrolliert und am Ende von der Halal Food Authority und Orthodox Union jeweils in einem gesonderten Audit zertifiziert werden. Für Kunden rund um die Uhr erreichbar "Das geht sogar so weit, dass von uns sichergestellt werden muss, dass kein von uns verwendeter Plastikbeutel oder sonstiges Verpackungsmaterial von nichtkoscheren Produkten kontaminiert oder auch in der Nähe der besagten Nahrungsergänzungsmittel gelagert wird", erzählt Tonne. "Um die Halal- und Koscher-Vorgaben erfüllen zu können, mussten wir fallweise auch neues Verpackungsmaterial und neue Werkzeuge bestellen, die mit den Vorstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln in Kontakt kommen - natürlich mit den nötigen Nachweisen unserer Lieferanten, die wir dann unserem Kunden vorlegen mussten." Selbst beim Labeling von Halal- und Koscher-Sendungen oder aber bei deren Foto-Dokumentation gelten besondere Anforderungen, die bei anderen Produkten in der Regel nicht erforderlich sind. "Gut und gerne eineinhalb Mitarbeiter stehen allein für solche Fragen und Themen unserem Auftraggeber rund um die Uhr zur Verfügung", erzählt Tonne. "Das ist natürlich alles recht diffizil", räumt er unumwunden ein. "Andererseits übernehmen wir gerne kompliziertere Aufgaben, die suchen wir auch, weil wir damit höhere Deckungsbeiträge als im klassischen Transportgeschäft erzielen." Transparenter Prozess half bei Umsetzung Klar sei aber auch, betont er, dass sich solche komplexen Lösungen nur im engen Zusammenspiel mit dem Auftraggeber umsetzen lassen. Bei dem besagten Nahrungsergänzungsmittel-Produzenten aber hat das offenbar gut geklappt. "Unser Kunde hat für uns sehr klare und dezidierte Anforderungen bezüglich des Produkt-Händlings definiert - sogar was die Schulung unserer Mitarbeiter betrifft", erklärt Tonne. "Das war von Anfang ein sehr transparenter Prozess. Das hat uns sehr geholfen. Wir konnten da also sehr viel lernen, gerade im Umgang mit sensiblen Gütern, wie wir sie zum Beispiel in der Pharmabranche haben", unterstreicht der Grieshaber-Vorstand. "Denn bekanntlich seien die Halal- und Koscher-Standards noch strenger als die Standards der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA." Ambitionierter Strategieplan 2025 Doch das ist nicht die einzige Neuerung bei Grieshaber Logistics in diesem Jahr: So hat das Unternehmen zum ersten März seinen französischen Standort in Hombourg um 5000 Quadratmeter erweitert. Außerdem wurde der Standort Mühlheim in diesem Jahr um 6000 Quadratmeter erweitert. Auch die Niederlassungen in Rheinfelden und Biebesheim sollen um jeweils 10.000 bis 15.000 Quadratmeter erweitert werden, erzählt Tonne. Der Bauantrag in Rheinfelden sei dafür bereits gestellt. Darüber hinaus habe sich Grieshaber einen "Strategieplan 2025" gegeben, verrät Tonne. Top-Priorität haben hier für das Unternehmen insbesondere die Bereiche Digitalisierung und Automatisierung. Mit Christian Moog habe man dafür in diesem Jahr sogar ein neues Vorstandsressort geschaffen, das die Themen voranbringen soll. In fast allen Abteilungen laufen bei Grieshaber aktuell dazu schon umfangreiche Projekte, um so weitere Verbesserungen durchzusetzen. "Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels", sagt Tonne, "haben wir als Unternehmen keine andere Wahl. Wenn wir weiter wachsen wollen, müssen wir uns für die Digitalisierung und Automatisierung öffnen." Unabhängig davon will Grieshaber auch das Thema Innovationen forcieren und neue Produkte entwickeln, etwa in puncto Zollberatung und Logistics Management sowie E-Commerce, Pharma und IT. Transport und Logistikdienstleister Grieshaber Logistics hat also, wie man sieht, in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen erfolgreich gefeiert. Doch anstatt sich zur Ruhe zu setzen, gibt das baden-württembergische Unternehmen, das zeigt das Gespräch mit Ulf Tonne, unter der Ägide seiner Vorstände Kurt Grieshaber, Toni Elbert, Christian Moog und Ulf Tonne noch mal richtig Gas. Mehr zum Thema unter #Kühltechnik www.verkehrsrundschau-plus.de In Kürze Komplexe Logistikaufgaben für Kunden erbringen - das ist eine Spezialität des mittelständischen Transport- und Logistikunternehmens in Bad Säckingen. Dafür hat der Dienstleister unter anderem auch "Halal"- und "Koscher"-Zertifikate erworben - mit hohen Anforderungen, wie der Beitrag zeigt. Grieshaber Logistics Group: Daten und Fakten Das mittelständische Transport- und Logistikunternehmen Grieshaber Logistics Group AG in Bad Säckingen wurde 1951 von Heinrich Grieshaber Senior und Paula Grieshaber gegründet. Das Unternehmen entwickelte sich vom reinen Transportdienstleister zu einem Logistikunternehmen mit aktuell insgesamt 700 Mitarbeitern an acht Standorten in Europa. Starkes Umsatzwachstum Wachstumsfelder und Schwerpunkt von Grieshaber sind heute die Kundenbranchen Health Care Solutions (inklusive Pharmalogistik) sowie Industry Solutions, deren Produkte das Unternehmen logistisch händelt. Im Jahr 2020 machte der Transport- und Logistikdienstleister einen Umsatz von rund 67 Millionen Euro. 2021 wird das Unternehmen rund 75 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. "Wissensmanagement und Innovation - da machen wir Tempo" Ulf Tonne, Vorstand der Grieshaber Logistics AG in Bad Säckingen Grieshaber Logistics wurde vor 70 Jahren als Transportunternehmen gegründet. In welchen Geschäftsfeldern sind Sie heute tätig und zu welchem Umsatzanteil? Mit der Aufhebung der Tarife im Güterverkehr hat sich auch unser Unternehmen zunehmend zum Kontraktlogistikdienstleister entwickelt. Heute erwirtschaften wir 54 Prozent unseres Umsatzes mit Lösungen für die Pharma- und Health-Care- sowie Beauty- &-Care-Branche; 46 Prozent des Umsatzes machen wir mit Industrial Solutions (vor allem FMCG. Sports & Life Style). Wir verfügen aber nach wie vor über 45 eigene Lkw, sprich: Unser Eigenanteil liegt bei 40 Prozent, der Fremdanteil bei 60 Prozent. Ihr Unternehmen hat einen „Strategieplan 2025“ beschlossen. Welche Rolle spielt da künftig Ihr Eigenfuhrpark – angesichts des Fahrermangels und des Klimaschutzes? Aktuell umfasst unser Eigenfuhrpark 45 eigene Euro 6-Lkw, mit denen wir schwerpunktmäßig Teilladungstransporte erbringen sowie getaktete Shuttle-Transporte von Produktionsstandorten hin zu unseren Lägern. Im Stückgutgeschäft arbeiten wir mit festen Partnern; national vor allem mit Emons und international mit dem Logistiknetzwerk Astre, dessen Gesellschafter wir sind. Ob wir unseren Fuhrpark aufgrund des Fahrermangels ausbauen, prüfen wir tatsächlich derzeit. Entschieden ist da noch nichts. Wenn ja, würden wir aus Gründen der Nachhaltigkeit sukzessive in LNG-Lkw investieren. Wichtiger Baustein Ihrer Strategie ist auch die Digitalisierung. Was planen Sie da? Wir haben mit Christian Moog nun das neue Vorstandsressort „Innovation & Automation“ geschaffen. Mittlerweile haben wir in fast allen Abteilungen Digitalisierungsprojekte aufgelegt, etwa im Qualitätsmanagement, wo wir gerade eine Schulungs-Software einführen. Auch das Bewerbermanagement in der Personalabteilung haben wir digitalisiert. Viel Potenzial sehen wir im Controlling, da laufen schon diverse Projekte. Mein Traum ist die Bilanz auf Knopfdruck. Welche Projekte stehen ganz oben auf Ihrer Agenda? Ganz klar die Projekte Wissensmanagement und Innovation. Da machen wir Tempo.

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