Knapp einen Monat nach Beginn des Fahrerstreiks auf der südhessisches Raststätte Gräfenhausen haben am Mittwoch, 16. August, mehrere Dutzend Polizisten die Fahrer kontrolliert. Die Beamten wollten die Identität der Fahrer aus Georgien, Usbekistan und anderen zentralasiatischen Republiken feststellen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Darmstadt zu dem Einsatz, zu dem auch Dolmetscher hinzugezogen wurden. Es gehe „sehr entspannt und freundlich zu“, so der Sprecher.
Der polnische Speditionsunternehmer, in dessen Auftrag die Fahrer unterwegs waren, hatte gegen die Streikenden vor kurzem Strafanzeige unter anderem wegen Erpressung bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt gestellt.
Auch Vertreter des georgischen Konsulats seien vor Ort sowie der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema, der Verhandlungsführer der Fahrer, so der Polizeisprecher. Atema wurde von den Fahrern als Vermittler beauftragt, um ihre Interessen zu vertreten, wie die VerkehrsRundschau berichtete. Mit ihrem Streik fordern die Männer ausstehenden Lohn, den sie nach eigenen Angaben teilweise seit Monaten nicht erhalten haben.
„Die Fahrer kooperieren alle“, sagte Atema der „Deutschen Presse-Agentur“ und fügte hinzu: „Aber jetzt brauchen wir eigentlich zwei Busladungen Anwälte, weil jeder Fahrer einen individuellen Rechtsbeistand braucht, wenn sie demnächst bei der Polizei zu den Vorwürfen Stellung nehmen sollen.“
Nach Angaben des Polizeisprechers sollen die Fahrer in den kommenden Tagen rechtliches Gehör erhalten. Es gelte derzeit, Informationen zusammenzutragen, damit die Staatsanwaltschaft feststellen könne, ob überhaupt eine Straftat vorliege.
Bei der Darmstädter Staatsanwaltschaft sind noch Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit einem Streik von Fahrern derselben Spedition im April anhängig. Damals war der Unternehmer vorübergehend festgenommen worden, als er mit einer privaten Gruppe von Sicherheitsleuten aus Polen nach Gräfenhausen kam, um die Lastwagen wieder unter seine Kontrolle zu bringen.